Die Axt hilft dem Alexis-Bläuling

Neunkirchen · In wenigen Tagen startet die Maßnahme Hüttenpark Neunkirchen der LIK Nord. Innerhalb von drei Jahren sollen dort 17 Hektar verbuschte Fläche seltenen Arten zurück gegeben werden.

 Einweisung der Betreuer von der Neuen Arbeit Saar und der GSE. Fotos: Reinhard (LIK Nord)

Einweisung der Betreuer von der Neuen Arbeit Saar und der GSE. Fotos: Reinhard (LIK Nord)

. Um das vorwegzunehmen: "Hier entsteht kein neues Gewerbegebiet." Der Projektleiter der Landschaft der Industriekultur Nord (LIK Nord), Detlef Reinhard, weiß, wie schnell so ein Gerücht entsteht, wenn man mit größerer Ausrüstung anrückt. Dabei hat der Zweckverband der Industriekultur Nord so ziemlich das Gegenteil vor. Zusammen mit Beschäftigten der Neuen Arbeit Saar und der ASB-Tochtergesellschaft GSE soll der schon fast flächendeckende Aufwuchs im westlichen Teil des Hüttenparks Richtung Halde König und Heinitzbach beseitigt werden. "Diesen hatte man im Gegensatz zur extensiven Pflege des parkähnlichen Teils mehr oder weniger sich selbst überlassen."

Auch die Frequentierung durch die Bürger hielt sich in Grenzen. All das dankte die Natur: Siedelte sich doch im Laufe der Jahre eine einzigartige Flora und Schmetterlingsfauna an. "Da waren sogar die Experten überrascht", erinnert sich Reinhard. Zu den seltenen Tieren, zum Teil "Dauergast" auf der Roten Liste gefährdeter Arten, gehören bei den Vögeln der Orpheusspötter, Schwarzkehlchen und Neuntöter. Sogar hochgefährdete Tagfalter wie Argus-Bläuling und Alexis-Bläuling leben hier. Doch das Natur-Idyll steht auf der Kippe. "Dort muss dieses Jahr etwas passieren, sonst geht der Artenreichtum verloren", betont der Geschäftsführer der LIK-Nord. "Diese naturschutzfachlich sehr wertvollen Flächen entstanden auf Bauschutt und alten Industriebrachen des Eisenwerks und waren zunächst extrem nährstoffarm." Mit der zunehmenden Verbuschung durch Pioniergehölze wie Birken und Erlen gelangte immer mehr nährstoffreiche Biomasse in den Boden, eine Humusschicht entstand. Diese soll nun weichen.

Doch zunächst gilt es, den Aufwuchs zu roden - bis auf einige Gehölzinseln, im Pflege- und Entwicklungsplan (PEPL) "Birken-Salweiden-Industriewäldchen" genannt. Im Sinne energetisch kleiner Kreisläufe sollen die Hackschnitzel ortsnah zur Energiegewinnung genutzt werden, "wahrscheinlich in Landsweiler-Reden", informiert Reinhard. "Die ÖFM (Naturland Ökoflächenmanagement gGmbH) stellt uns ihren Holzzug mit einer Hackschnitzelanlage zur Verfügung." Erst dann kann teilweise der Oberboden weggeschoben und zur Landschaftsgestaltung genutzt werden.

Etwa 17 Hektar sind insgesamt in den früheren Zustand zurückzuführen. Doch geschieht das keineswegs am Stück. "Da hier sehr bewegungsarme, immobile Arten leben, wird es immer nur stückweise passieren", verteilt auf Etappen über zwei bis drei Jahre. Doch egal, wie vorsichtig man agiert, einen gewissen Artenverlust wird es zwangsläufig geben. "Aber der ist verkraftbar, da dann optimale Verhältnisse auf die Artenvermehrung sehr positiv wirken."

Was jetzt drängt, ist die Zeit. Nicht mehr lange, dann beginnen die Vögel im Hüttenpark ihre Nester zu bauen und zu brüten, dann geht gar nichts mehr. Spielt das Wetter mit, starten die zehn Teilnehmer des Bürgerarbeitsprojektes und zehn Ein-Euro-Jobber unter Anleitung von zwei Fachanleitern in den nächsten Tagen mit der Maßnahme.

Oberbürgermeister Jürgen Fried, ehemaliger Verbandsvorsteher von LIK Nord freut sich darüber, "dass LIK Nord jetzt in die Praxis einsteigt". "Die Maßnahme wird sicher zu einer Aufwertung des Hüttenparks II führen und Neunkirchens citynahe Naturerlebnisqualität steigern. Eine Kombination von Naherholung und Industriekultur", so der OB auf SZ-Anfrage.

 Das Schwarzkehlchen

Das Schwarzkehlchen

 Der Argus-Bläuling

Der Argus-Bläuling

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Auf einen BlickNicht nur Singvögel und Tagfalter, auch die Flora im Hüttenpark ist sehenswert - und sogar essbar. Den Beweis tritt Kräuterexperte Willi Marchina im Rahmen des VHS-Progamms an. Am 21. Juni wird er Interessenten im Hüttenpark essbare Wildpflanzen zeigen und näher bringen. Zu den interessantesten Kräutern dieses Standorts zählt Marchina den Wiesensalbei, die Moschusmalve, die Skabiosen-Flockenblume und den kleinen Wiesenknopf. nig

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