Streit um Bauernhof beschäftigt zig Behörden

Namborn/St Wendel · Gestank, Lärm, Tierquälerei, unerlaubte Erweiterung? Bürger im ansonst so betulichen Roschberg überziehen Landwirt Martin Keller mit Anzeigen. Er ist sich mit seinem seit Jahrzehnten an Ort und Stelle ansässigen Hof keiner Schuld bewusst.

 Ärger ums Vieh. Foto: privat

Ärger ums Vieh. Foto: privat

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Sie haben keinen leichten Stand - weder Landwirt Martin Keller noch Anwohner seines Gehöfts mitten in Roschberg. Machen's sich aber auch wirklich nicht leicht. Denn sie sind sich spinnefeind. Eine über Jahrzehnte aufgebaute und bis heute gut gepflegte Antipathie. Mit gegenseitigen Anfeindungen. Die in unzählige Anzeigen gegen den Bauern münden. Denn viele fühlen sich mächtig in ihrer Lebensqualität eingeschränkt.

Wegen extrem strengen Gestanks durch Gülle der Hunderten von Kühen. Wegen Traktoren, die bis weit nach Mitternacht für Lärm sorgen. Wegen, zurückhaltend ausgedrückt, unsachgemäßen Umgangs mit dem Vieh. Und wegen klammheimlicher Erweiterung des Betriebs immer näher an die Wohnhäuser der Klageführer heran. So die Liste an Vorwürfen, mit denen sich Bauer Martin konfrontiert sieht. Zu unrecht, wie er immer wieder beteuert.

Zuletzt mündete der Rechtsstreit an vielen Fronten am Donnerstagvormittag in einer Razzia mit Polizei, Vertretern des Landesamtes für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA), Gemeinde Namborn und Technischem Hilfswerk (THW) als Unterstützer für Bodenproben (wir berichteten). Bei dieser richterlich angeordneten Durchsuchung traten nach ersten Ergebnissen wohl Verstöße zutage, allerdings scheint sie andere Vorwürfe indes zu entkräften, wie Ralf Nonnengart auf SZ-Anfrage am Freitag berichtete. Der Leiter des Namborner Ordnungsamtes (Ortspolizeibehörde) war bei der Aktion auf dem Keller-Hof dabei. "Wir sind zuständig für illegal abgelagerte Abfälle." Darum sei an sechs Stellen auf dem Gelände gegraben worden. Hintergrund: Beobachter wollten gesehen haben, dass Bauschutt, Plastikplanen, sogar Altreifen dort einfach verscharrt worden seien. Seit zwei Jahren befasse sich die Ortspolizeibehörde mit den Vorwürfen. Nonnengart zu Erkenntnissen nach ersten Untersuchungen: "Wir haben nichts Wesentliches gefunden." Das betreffe ausschließlich illegalen Müll.

Nicht jedoch weitere Verdachtsmomente zu möglicher Weise umweltgefährdenden Straftaten. Dafür sei das LUA zuständig. Dies lässt nun prüfen, ob Gülle ins Erdreich sickerte und das Grundwasser beeinträchtigt. In diesem Zusammenhang bestätigte bereits der stellvertretende Staatsanwaltssprecher in Saarbrücken, Erik Schweitzer, dass Gülle unsachgemäß abgeflossen sein könnte.

Auch das Landratsamt in St. Wendel ist mit der Angelegenheit vertraut. Hierbei geht es um Bauanträge des Landwirten, seinen Hof zu erweitern. Die Untere Bauaufsicht arbeite mit dem LUA zusammen. Die Pressesprecherin des Landkreises, Fatma Schlaup, erklärte am Freitag, dass die Stellungnahme der Landesbehörde vorliege. Und? "Sie ist im Grundsatz positiv." Das bedeute: Das gesamte Bauverfahren "wird in Kürze zu Gunsten von Herrn Keller positiv beschieden". Allerdings sei die Erlaubnis "mit zahlreichen Auflagen zum Schutze der Anwohner verbunden". Ungenommen davon bleibe es den Anwohnern, gegen die Genehmigung zu klagen.

Übrigens: Wie Martin Keller auf Nachfrage mitteilte, sei ihm von Amts wegen im Vorfeld mitgeteilt worden, dass eine Durchsuchung anstehe. "Das Datum wurde mir aber nicht mitgeteilt." Schon im vergangenen Jahr bei einem Besuch der SZ bei ihm gab sich Keller äußerst zuversichtig, sprach davon, im Großen und Ganzen mit der Dorfbevölkerung gut zusammenzuleben. Zu den neuerlichen Vorwürfen ließ er selbstbewusst wissen: "Ich habe nichts gemacht, was nicht rechtens ist."

Die Fronten bleiben unterdessen verhärtet. Darum soll es nach SZ-Informationen am Montag, 10. Februar, einen runden Tisch beim LUA in Saarbrücken geben. Daran sollen teilnehmen: Vertreter aller beteiligten Behörden und Anwohner. Allerdings ohne Martin Keller.

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Auf einen BlickMit dem Streit um den Roschberger Bauernhof befassen sich mehrere Behörden. Hier einmal aufgedröselt:Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) als untergeordnete Behörde des saarländischen Umweltministeriums: Mitarbeiter untersuchen, ob Gülle nicht ordnungsgemäß abgeleitet wird, damit Erdreich und Grundwasser gefährdet wird. Der stellvertretende Pressesprecher der Saarbrücker Staatsanwaltschaft, Erik Schweitzer, teilte mit, dass sich der Verdacht nach der Durchsuchung am Donnerstag erhärtet habe. Nach SZ-Informationen soll es zudem Verstöße durch nächtlichen Arbeitslärm geben. Die Untere Bauaufsichtsbehörde (UBA) des Landkreises St. Wendel ist dafür zuständig, Bauprojekte auf ihre Rechtmäßigkeit zu prüfen und davon eine Genehmigung abhängig zu machen. Im Fall Roschberger Bauernhof handelt es sich laut Auskunft der Kreis-Pressesprecherin Fatma Schlaup um eine "Vielzahl von einzelnen Maßnahmen", die zunächst einer Bestandsaufnahme bedurften. Es handle sich um einen "umfassenden Bauantrag", der zunächst mit dem LUA beraten werden musste. Die Ortspolizeibehörde der Gemeinde Namborn kümmert sich um Anzeigen, die illegal abgelagerten Müll betreffen. Amtsleiter Ralf Nonnengart entwarnte, dass bei der Razzia "nichts Wesentliches" aufgetaucht sei. hgn

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