"Spielwiese, zwei im Quadrat" - eine raffiniert konstruierte Farce

Saarbrücken. Es beginnt mit einem Schattenspiel und offenen Fragen. "Wann kommt es?" fragt das Paar auf der Bühne

Saarbrücken. Es beginnt mit einem Schattenspiel und offenen Fragen. "Wann kommt es?" fragt das Paar auf der Bühne. "Was?" fragt der Zuschauer und will schon anfangen zu grübeln: Ist er wieder in einem dieser verkopften Stücke gelandet, wo sich Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs und männliche Selbstdarsteller im hysterischen Hamsterrad des verbalen Auf-der-Stelle-Tretens endlos ihre Lebenslügen schön strampeln? Doch dann atmet er auf, die Geschichte entpuppt sich als raffiniert konstruierte Farce. "Spielwiese, zwei im Quadrat" ist der Titel dieses Schauspiels des 1963 geborenen katalanischen Dramatikers, Übersetzers und Regisseurs Sergi Belbel (deutsche Erstaufführung 1997), das am Freitag in einer Inszenierung der freien Theatergruppe "Stückbahnhof" im Malstatter Kulturzentrum Breite63 zu sehen war. Besagte, sehnsüchtig erwartete Spielwiese ist ein zweimal zwei Meter großes Bett, wo vier Personen - gespiegelt in vier Monitoren - kommunikative Hürden in der körperlichen Vereinigung zu überwinden trachten.Ein sexuell frustriertes Paar (Simone Hoffmann, Jens-Uwe Stobbe) beschließt, zwei noch jungfräuliche Menschen verschiedenen Geschlechts (Andrea Primm, Rainer Dochow) einander zuzuführen, um sich an deren Defloration neu zu entzünden. Nichts klappt wie geplant, doch das Hinarbeiten auf die Erfüllung erotischer Obsessionen entlarvt all die Schwächen und Zweifel hinter der eitlen Selbstbehauptung - ein voyeuristischer Blick, der unter anderem mit Masturbationsszenen bedient wird. Erzählt wird das Ganze in 38 Bildern. Diese sind raffiniert und nicht chronologisch geschnitten, wiederholen sich im schnellen Vorspulen oder fokussieren einzelne Ausschnitte, um sie erst im ironischen Nachhinein sinnfällig einzubetten in die Handlung.Tanja Abel, die hier als Regisseurin debütiert, führt ihre Schauspieler sicher und demonstriert viel Gespür für Timing, Witz und Spannung. Lediglich gegen Ende kann das Stück sein hohes Tempo nicht halten. Dass die Männer etwas blass bleiben, liegt nicht nur daran, dass die Damen die dankbareren Rollen haben - die Mädels spielen einfach großartig. Andrea Primm beweist mutig ein umwerfend komisches Talent, und die fabelhafte Simone Hoffmann hätte mindestens den Gisela-Schlüter-Gedächtnis-Preis für verhasplerfreies Schnellsprechen verdient.Weitere Vorstellungen Dienstag, 18. März, sowie 16., 17. und 18. Mai, jeweils ab 20 Uhr; Karten: Tel. (0681) 4170835.

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