Sie wollen in ihrem Umfeld etwas bewegen

Dudweiler/Herrensohr. Herrensohr an einem frühherbstlichen Vormittag. Bei näherem Hinsehen ist "Kaltnaggisch" alles andere als das fünfte Rad am Wagen. Die Spitze des Ortsinteressenvereins (OIV) Herrensohr mit seiner Vorsitzenden Karin Lackas und ihrem Stellvertreter Wolfgang Backes hat sich für die SZ Zeit genommen

 Besuch der SZ im Tante-Emma-Laden "beim Alice" (von links): Alice Oswald, Karin Lackas und Wolfgang Backes. Foto: Anne Allenbach

Besuch der SZ im Tante-Emma-Laden "beim Alice" (von links): Alice Oswald, Karin Lackas und Wolfgang Backes. Foto: Anne Allenbach

Dudweiler/Herrensohr. Herrensohr an einem frühherbstlichen Vormittag. Bei näherem Hinsehen ist "Kaltnaggisch" alles andere als das fünfte Rad am Wagen. Die Spitze des Ortsinteressenvereins (OIV) Herrensohr mit seiner Vorsitzenden Karin Lackas und ihrem Stellvertreter Wolfgang Backes hat sich für die SZ Zeit genommen. Ein Spaziergang durch die Ortsmitte entblößt verborgene Echtheiten: "Der Verein will was im Ort bewegen, schließlich lebe ich hier und möchte, dass das, was wir hier haben, auch bleibt", begründet Lackas ihr Engagement im OIV. Die 48-Jährige ist seit acht Jahren im Verein. Die Zahl von 250 OIV-Mitgliedern bei rund 2500 Einwohnern kann sich sehen lassen. Wolfgang Backes, 53 Jahre alt und selbstständiger Computerfachmann, zeigt sich über die Lokalpolitik rund um Herrensohr sehr informiert, layoutet die "Kaltnaggischer Nachrichten".Backes ist als gebürtiger Neunkircher fest mit dem sozialen Mikrokosmos Herrensohr verwurzelt. "Man lebt hier dörflich, hat rundherum Wald, ist aber in fünf Minuten in der Stadt", lobt er. Man treffe hier eine einigermaßen intakte Geschäftswelt an. "Wir haben eine Metzgerei, Bäckerei, Tante-Emma-Laden, Apotheke und kaum Leerstände", sagt Backes. Ein Spaziergang beweist es. Start bei der Kaltnaggischer "Metz", die zweimal in der Woche warmes Essen zum Mitnehmen anbietet. "Vor ein paar Jahren haben wir um die Metzgerei getrauert. Morgens war hier noch Leben und um zwölf machten sie dicht", erinnert sich Lackas. Caroline Boese, heutige Inhaberin, hat sich damals für den Erhalt stark gemacht. Die SZ trifft sie beim Rundgang. "Das Geschäft war dreieinhalb Wochen zu. Die einzige Metzgerei vor Ort. Wir fürchteten das Aus für die Bäckerei und den Blumenladen", so Boese. Die 48-Jährige betreibt seit 1990 das seit 1975 in Herrensohr ansässige Blumengeschäft. Sie übernahm die Metzgerei mitsamt Personal. Oberhalb: Blick ins Schaufenster beim "Kaltnaggischer Lädchen". Totto-Lotto, Postservicestelle, Schlüsseldienst, Reinigung. Ein waschechtes Mädchen-für-alles-Lädchen. Weiter vorbei am Herrensohrer Schaufenster - vom OIV und anderen Vereinen im Ort angemietet, um in eigener Sache zu werben - wundert man sich über ein Stück "heile Welt", wenn auch der Zahn der Zeit ein wenig daran genagt hat: "Beim ,Alice' bekommt man Lebensmittel, Getränke und Klopapier", kommentiert die Vereinsvorsitzende das Tante Emma-Lädchen auf dem Marktplatz. Betreiberin Alice Oswald ist 80 Jahre alt. "Wir sind seit 1948 hier drin", sagt die tüchtige alte Dame. "Gerade entdecken mich hier die Zugezogenen", weiß sie zu berichten. "Viele ältere Herrensohrer wären ohne diese Läden aufgeschmissen", weiß Backes hinzuzufügen.

Gegenüber eine Heizung-Sanitär-Firma. "Die Goffings sind schon in der dritten Generation hier", sagt Backes, "und die Apotheke hält sich auch ohne Arzt, denn wir haben hier keinen mehr", fügt er hinzu.

Dafür gibt es zwei Frisöre, eine Fahrschule, ein Drehort für einen älteren Tatort. Und nur ein Leerstand - ehemals ein Drogeriemarkt. Die Geschäftssubstanz ist alt, aber vorhanden, die sozialen Beziehungen echt und gewachsen. Ständig grüßt jemand Karin Lackas auf der Straße, die die SZ im Schlepptau hat. "Ich bin ja auch erst 1983 zugezogen, aber es gibt keinen Ort, wo man niemanden kennt", sagt sie.

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