Schwarzes Loch über der Stadt

Es gibt in Saarbrücken einen Ort, der saugt einem sämtliche Energie und Zeit weg, hat SZ-Redakteur Fabian Bosse erlebt.

Auf meiner Top-Drei-Liste der unnötigsten Dinge im Leben stehen vor der Magen-Darm-Grippe auf der Zugfahrt und einem eingerissenen Fingernagel nur noch die gelben Paketzettel im Postkasten. Genau, die Dinger, die der Postbote einwirft, wenn entweder keiner da war, man nicht innerhalb von drei Sekunden nach dem Klingeln auf den Türöffner drückt, oder da war, aber durch plötzlichen und unbemerkten Gehörverlust die Klingel nicht bemerkt hat, obwohl man den ganzen Tag direkt neben der Klingel gestanden und gewartet hat !!!!

Das Problem sind allerdings nicht die Zettel, sondern die Schwarzen Löcher, die sie über der Postfiliale am Bahnhof erzeugen. Da muss ich nämlich dann hin. Dabei hatte ich ja extra was bestellt, um nicht rauszumüssen. Damit mir ein sperriges Teil zur Haustür gebracht wird. Nee, ein kleiner Zettel heißt: "Ätsch, sagen Sie alle ihre Termine ab, Ihr Tag ist hiermit offiziell gelaufen." Sobald man die große Eintrittshalle betritt, macht es "Schlllllüüürrrrffff", und sofort sind alle Zeit und Energie weg. Aufgesogen vom Schwarzen Loch. Vor einem steht dann eine riesige Schlange, trotz voller Mannschaftsstärke am Schalter. Menschen mit Bollerwagen voller Päckchen nach Ouagadougou in Burkina Faso, Vanuatu oder Hintertupfingen (Gemeinde JWD). Oder Menschen, die ein Sparbuch haben, aber keine Lesebrille. Und wenn man dann endlich völlig erledigt am Schalter steht, und denkt "Juhuu, ich habe es geschafft", heißt es: "Ich brauch' dann noch Ihren Personalausweis und eine Vollmacht für das Paket Ihrer Frau. Und dann greift man an die Stelle, wo sonst das Portemonnaie sitzt und spürt diese Leere, die so nur ein Schwarzes Loch erzeugen kann. Dazu muss man nicht in fremde Galaxien starren, das kriegt man kostenlos mitten in Saarbrücken.

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