200. Geburtstag Ein freundschaftlicher Händedruck zum 200. Geburtstag

Schwarzenholz · In Schwarzenholz gedachten am Sonntag zahlreiche Gottesdienstbesucher sowie Ehrengäste der berühmtesten Frau des Ortes, Schultze Kathrin.

 Am neuen Standort des Gedenksteins für Schultze Kathrin, im Umfeld der Schwarzenholzer Kirche, legten (v.l.) die Ehrengäste Tobias Hans, Manfred Schwinn, Benno Kiemes und Jean-Charles Giovanelli einen Kranz nieder.

Am neuen Standort des Gedenksteins für Schultze Kathrin, im Umfeld der Schwarzenholzer Kirche, legten (v.l.) die Ehrengäste Tobias Hans, Manfred Schwinn, Benno Kiemes und Jean-Charles Giovanelli einen Kranz nieder.

Foto: Merkel Carolin/Carolin Merkel

Mit einem Festgottesdienst und einer Kranzniederlegung wurde am Sonntagvormittag im Saarwellinger Ortsteil Schwarzenholz Katharina Weisgerber, besser bekannt als Schulze Kathrin, gedacht. Sie wurde vor 200 Jahren, am 3. August 1818 geboren. Allerdings ist auf ihrem Gedenkstein, der an der Pfarrkirche St. Bartholomäus seit einigen Wochen einen neuen Standort gefunden hat, das Geburtsjahr auf 1817 datiert. Das, so erfuhren die zahlreichen Gottesdienstbesucher, sei der Tatsache geschuldet, dass sie sich, als sie vom ländlichen Schwarzenholz mit 15 Jahren nach Saarbrücken kam, um, als Dienstmagd arbeiten zu können, einfach ein Jahr älter gemacht hatte.

„Ein Schwarzenholzer war noch nie ein Dummer“, kommentierte das Ortsvorsteher Benno Kiemes. Er hielt seine Rede in bestem Schwarzenholzer Platt. „Wenn es Schulze Kathrin heute vom Himmel aus zuhört, dann soll sie verstehen, was ich schwätze“, erklärte er. „Wer in Schwarzenholz wohnt, begegnet dieser Frau fast täglich, sie hat der Apotheke, der Halle und einem Seniorenheim in Saarwellingen ihren Namen gegeben.“ Doch, dieser Frage folgte Kiemes: wer war diese Frau, die in ärmlichen Verhältnissen geboren wurde?

„Ich habe als Kind meine Mama gefragt: Wer war die Schulze Kathrin?“, erinnert er sich. Und er erfuhr, dass sie am 2. August einen Pastor für einen verwundeten Soldaten gesucht hatte, am 6. August den kämpfenden Soldaten Wasser gebracht hat. „Aber dass sie als einzige Frau auf dem Ehrenfriedhof in Saarbrücken beigesetzt wurde, das ist schon etwas ganz Besonderes“, betonte er.

Kiemes zeichnete das Bild einer großen, stattlichen Frau, die einem Leuchtturm ähnlich „mit einer Waschbütt“ über das Schlachtfeld marschierte. „Ich würde mir wünschen, dass es mehr Menschen wie sie gibt, die einfach ohne zu fragen helfen, damit es nicht wieder zu einem Lauf über ein Schlachtfeld kommt“, sagte er.

„Rüstet ab – sorgt dafür, dass Frieden bleibt“, diese Worte legte Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans in seiner Festrede in den Mund von Schultze Kathrin. Er zeigte sich überzeugt davon, dass, wenn die Verstorbene vom Himmel schauen könnte, sie ihre wahre Freude daran hätte, dass sich der Ortsvorsteher von Schwarzenholz und der Bürgermeister von Spicheren, Jean-Charles Giovanelli, an ihrem 200. Geburtstag freundschaftlich die Hände schütteln. Hans unternahm einen Ausflug in das Leben der Schulze Kathrin als Kind: „In dieser Zeit war das Sterben in allen Lebensaltern ganz normal und gehörte zum Leben dazu“, sagte er.

Vor diesem Hintergrund müsse man den Krieg 1870/71 betrachten, bei dem selbst Leichenfledderei an der Tagesordnung war. Schulze Kathrin, sagte er, habe es für damalige Zeiten geschafft, habe als Dienstmädchen in Saarbrücken einen gesellschaftlichen Aufstieg erlebt. „Sie hat sich dennoch engagiert, ist am 6. August 1870 auf die Bellevue gezogen, hat sich ein Bild von der Lage gemacht und hat geholfen“, sagte Hans. Überliefert, erzählte er, sei der Satz von ihr: „Die schieße jo nicht auf mich“, als sie mitten in die Fronten geriet und Wasser zu den Soldaten brachte.

Für Pastor Bernd Seibel, der die Messe zelebrierte, ist die Tatsache, dass sie auf dem Foto neben der Tapferkeitsmedaille auch das Kreuz trägt, von großer Bedeutung. „Durch ihre Nächstenliebe hat sie die Grenzen überwunden. Ihre große christliche Überzeugung hat sie motiviert, unter eigener Lebensgefahr den sterbenden Menschen den letzten Dienst zu erweisen“, sagte er.

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