Schulze Kathrin Gemeinde Saarwellingen gedenkt der mutigen Schulze Kathrin

Schwarzenholz · Zum 200. Geburtstag von Katharina Weisgerber gibt es ein Festprogramm in Schwarzenholz.

 Weisgerber erhielt mit 51 Jahren das Eiserne Kreuz, als sie auf den Spicherer Höhen verletzten Soldaten half.

Weisgerber erhielt mit 51 Jahren das Eiserne Kreuz, als sie auf den Spicherer Höhen verletzten Soldaten half.

Foto: Repro: Gemeinde Saarwellingen/Cornelia Rohe

Einfache Frau oder Heldin? Wer sich mit dem Leben von Katharina Weisgerber, die am 3. August 1818, also vor gut 200 Jahren, als fünftes Kind von Peter Weisgerber und Maria Katharina Lauer in der Maienstraße (heute Schulze-Kathrin-Straße) geboren wurde, auseinandersetzt, wird sehr schnell dieser Frage begegnen. Ginge es um den Ruhm, den die in Schwarzenholz geborene Bergmannstochter nach ihrem Tod durch die Beisetzung als einzige Frau auf dem Ehrenfriedhof in Saarbrücken erlangt hat, wäre die Frage schnell beantwortet. Ihr Grab auf dem Gelände des Deutsch-Französischen-Gartens in Saarbrücken wird bis heute gepflegt und erinnert an ihr Wirken als „heldenmütiges Mädchen“ von 1870. Sie war damals 51 Jahre alt, als sie überaus viel Menschlichkeit bewies.

Als Haushaltshilfe und Kinderfrau arbeitete sie im Hause der Saarbrücker Familie Karl Schultz, woher sie ihren Rufname Schulze Kathrin bekam (in Schwarzenholz ist die Schreibweise ohne „t“ üblich). Sie musste den französischen Angriff auf Saarbücken einen Tag vor ihrem Geburtstag miterleben. Im Kugelhagel brachte sie einen sterbenden Soldaten in Sicherheit und rief einen Priester herbei. Vier Tage später kümmerte sie sich auf den Spicherer Höhen unter Einsatz ihres Lebens um die verletzten Soldaten, Deutsche und Franzosen gleichermaßen. Der Preußische König Wilhelm erfuhr von ihrem tapferen Einsatz und verlieh ihr das Eiserne Kreuz. Danach lebte sie in Saarbrücken als Waschfrau, wo sie am Jahrestag ihrer Heldentat im Jahr 1886 im Alter von 68 Jahren verstarb. Ihr Leben war stets einfach, mit zwölf Jahren arbeitete sie bereits als Dienstmagd und auch ihr Tod im kleinen Mansardenzimmer in der Brückenstraße am 6. August 1886 in Saarbrücken macht sie wohl eher nicht zur Heldin.

Den wenigen Spuren ihres Lebens folgen, das wird Dr. Eva Kell am Sonntagvormittag in ihrem Vortrag (s. Info) im Gasthaus Schwinn in Schwarzenholz. Sie begibt sich auf Spurensuche, wo die Lebensgeschichte begann: Im Geburtsort von Katharina Weisgerber. Das Geburtshaus steht leider nicht mehr, doch die Straße wurde zu ihren Ehren umbenannt. Fernab von der Heldenverehrung nach ihrem Tod, will die Historikerin vielmehr ein Lebensbild zusammensetzen, das dem Wirken der Frau, die für ihren selbstlosen Einsatz für Verwundete auf den Spicherer Höhen verehrt wird, gerecht wird. Für die Schwarzenholzer ist Schulze Kathrin auf alle Fälle eine Heldin, ihr Name ist geläufig. Verehrt wird sie mit einem Gedenkstein, der aktuell auf dem Marktplatz steht und zum 200. Geburtstag einen neuen Platz an der Kirche bekommt. Aber auch die Apotheke, die Mehrzweckhalle und nicht zuletzt das Seniorenheim in Saarwellingen tragen ihren Namen. Für Benno Kiemes, als Ortsvorsteher von Schwarzenholz im Gremium zur Vorbereitung der Feierlichkeiten dabei, haben die Feierlichkeiten eine absolute Berechtigung. „Ich denke, man kann diese Frau auf jeden Fall als Vorbild sehen“, erklärt er. Schon in der Schule war die Lebensgeschichte von Schulze Kathrin allgegenwärtig, „Wir sind in Schwarzenholz mit dieser Geschichte aufgewachsen“. Kiemes verrät nebenbei, dass sein Ururururopa der Bruder von Katharina Weisgerber war.

Pastor Bernd Seibel hat sich ebenfalls mit der Lebensgeschichte der Schulze Kathrin beschäftigt. Für ihn ist sie beispielhaft für Solidarität und Nächstenliebe über die Grenzen der Nationalitäten hinweg. Aus kirchlicher Sicht, sagt er, habe sie aus ihrem tiefen Glauben gehandelt, als sie veranlasste, dass die Soldaten die Sterbesakramente erhielten. „Auch so ist sie beispielhaft für Schwarzenholz und ist wohl auch daher nie ganz aus dem Gedächtnis verschwunden.“ Dass der Gedenkstein nun in die Nähe der Kirche rückt, zeige, wie tief sie im Glauben verwurzelt war.

Cornelia Rohe vom Kulturamt in Saarwellingen, erklärt: „Schulze-Kathrin wurde mir vermittelt als gläubige Christin, eine Frau, die sich quer stellt und in einem unsinnigen Krieg nicht unterscheidet zwischen Freund und Feind und einfach nur versucht zu helfen. Was daran Legendenbildung ist, kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall war ich von Kind auf stolz darauf, in einem Dorf aufzuwachsen, das eine solche Persönlichkeit hervorgebracht hat.“

 Katharine Weisgerbers Grab auf dem Gelände des Deutsch-Französischen-Gartens in Saarbrücken wird bis heute gepflegt.

Katharine Weisgerbers Grab auf dem Gelände des Deutsch-Französischen-Gartens in Saarbrücken wird bis heute gepflegt.

Foto: Carolin Merkel
 Der Gedenkstein wird saniert und an der Kirche aufgestellt.

Der Gedenkstein wird saniert und an der Kirche aufgestellt.

Foto: Carolin Merkel

Für die Autorin schließlich schloss sich vor sieben Jahren der Kreis beim Umzug nach Schwarzenholz. Schon als Kind besuchte sie oft das Grab der Schulze Kathrin mit ihrer Großmutter, Jahrgang 1905. Sie erzählte von den heldenhaften Taten dieser mutigen Frau im deutsch-französischen Krieg. Für sie war Schulze Kathrin zweifelsohne eine Heldin.

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