Jazzwerkstatt Den Jazz mit allen Sinnen genießen

Saarwellingen · Bei der Eröffnung der 13. „International Jazzwerkstatt“ legten die 17 Dozenten mit einem gemeinsamen Auftritt die Messlatte hoch.

 Die „All Stars“ komplett am Ende des Auftaktkonzerts der Jazzwerkstatt in Saarwellingen.

Die „All Stars“ komplett am Ende des Auftaktkonzerts der Jazzwerkstatt in Saarwellingen.

Foto: Gerhard Alt

Lieblingsfilme werden immer wieder geguckt – in wohl bemessenen Abständen. Obwohl weitgehend bekannt, offenbaren sie nämlich immer wieder neue Details in den Szenen und Dialogen. Was etwas schönes Besonderes oder auch etwas besonders Schönes ist, wird so zur schönen Gewohnheit. So ähnlich verhält es sich mit der „International Jazzwerkstatt“ in Saarwellingen. Für viele der Musiker, ob Dozenten oder Teilnehmer, ebenso für viele Besucher, ist die Woche im August zur schönen Gewohnheit geworden, die aber stets besondere Akzente setzt und neue Erlebnisse beschert. Denn immer geht es, gemäß des Credos von Gilad Atzmon, im vierten Jahr künstlerischer Leiter, darum, etwas Schönes zu erleben und beim Musizieren selbst zu kreieren.

Das Konzert der „All Stars“ am Montagabend hat so funktioniert wie ein Lieblingsfilm: Renommierte Künstler auf der Bühne, bekannte Gesichter in der gut besetzten Halle und von Anfang an ein wohliges Gefühl. Die entspannte Atmosphäre bei allen Beteiligten, das Wohlwollen mit dem sich Dozenten und Teilnehmende begegnen, aber auch die Ernsthaftigkeit, mit der künstlerisch wertvolle Arbeit getan wird, zeichnen die Saarwellinger Jazzwerkstatt aus. Warmherzigkeit ist schon zu spüren, als Bürgermeister Manfred Schwinn die Teilnehmer aus den verschiedenen Ländern „und aus der Pfalz“ begrüßt, vor allem, wenn er Conni Rohe und Sigrid Bettscheider vom Kulturamt dankt und bei den ersten Tönen aus der neuen vorzüglichen technischen Anlage: Wirken lassen, Stress ablegen, hören und fühlen, was kommt.

Es hört sich gut an, nordeuropäisch und südamerikanisch zunächst mit der vielseitigen Stimme von Brigitte Beraha, dezent begleitet von John Turville am Flügel, dem an diesem Abend viel beschäftigten Yaron Stavi am Bass und Jim Hart am Schlagzeug, der später am Vibraphon brilliert, so dass er der Publikumsliebling werden könnte. Und dann kommt Tony Lakatos, seit über zwei Jahrzehnten Saxofonist in der hr-Bigband, hier eingesprungen für Johannes Müller. Erlebt werden die lieb gewonnenen Akteure in wechselnden Zusammensetzungen, einige neue, und wie immer dabei mit sehr schönem Spiel Claus Krisch, der Saarlouiser Pianist, dem der Saarwellinger Jazz so viel verdankt.

Gilad Atzmon spielt nicht nur als Chef eine zentrale Rolle, sein Tenorsax prägt dieses Festival nicht unerheblich und sein Unterricht die Workshops – fachlich einmalig, menschlich empathisch, methodisch leger und zugleich fordernd. Schon beim Eröffnungsabend offenbart Atzmon viel von dem, was er musikalisch drauf hat. Der Vergleich mit Lakatos ist reizvoll, der den Bebop genauso im Blut hat, aber eher „balladiger“ spielt, wenn man so sagen kann. Schon der erste Abend steht für Vielfalt: Hier die kleine Form wie das konzentrierte Duett der Sängerin Barbara Bürkle mit dem Gitarristen Saul Rubin oder das improvisierte von Atzmon mit dem coolen Pianisten Frank Harrison, da flotte Swing- und Bebop-Nummern von Formationen, die gewöhnlich so nicht zusammen spielen. Das sind Profis, die sich nicht zu schade sind für Späße zu viert am Piano oder zu zweit am Kontrabass oder allesamt als „All Stars“ in einer Formation, die ein Unikat bleiben wird.

 Show-Einlage der Pianisten am Flügel.

Show-Einlage der Pianisten am Flügel.

Foto: Gerhard Alt

Die nächsten Konzerte sind am Mittwoch mit dem für Saarwellingen neuen Star Tony Lakatos, am Donnerstag mit vier Pianisten und zwei Flügeln auf der Bühne, am Freitag mit der Combo von Gilad Atzmon.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort