Jazzwerkstatt „Einfach mal vorbeikommen lohnt sich“

Am Montag startet in Saarwellingen die International Jazzwerkstatt mit Workshops und vielen Konzerten.

 Saul Rubin, Yaron Stavi und Gilad Atzmon (von links) spielen gemeinsam.

Saul Rubin, Yaron Stavi und Gilad Atzmon (von links) spielen gemeinsam.

Foto: sw

Zum 13. Mal lädt Saarwellingen schon zur Internationale Jazzwerkstatt. Das Konzept: Die aktuell 55 Teilnehmer aus verschiedenen Ländern nehmen tagsüber an Workshops mit profilierten Jazzgrößen teil. Abends gibt es Konzerte der Dozenten. Cornelia Rohe ist bei der Gemeinde verantwortlich für die Veranstaltung. Sie hat mit uns über Bedeutung, Herausforderungen und den Standort gesprochen.

Am 7. August startet die bereits 13. Auflage der Jazzwerkstatt in Saarwellingen. Wie würden Sie die Entwicklung der Veranstaltung über die Jahre beschreiben?

Rohe Über die Jahre ist mehr Routine und Ruhe in die Veranstaltung gekommen. Mit Gilad Atzmon haben wir einen künstlerischen Leiter gefunden, der stark auf Teamarbeit setzt und versucht, allen Dozenten und Teilnehmern ein angemessenes Forum zu bieten. Die letzten beiden Jahre waren im Ablauf einfach fantastisch und ungemein anregend und ich habe das Gefühl, dass unsere Dozenten gerne nach Saarwellingen kommen und dass es ihnen mehr bedeutet, als nur einen Job zu erledigen.

Woher bekommen Sie die Künstler und Dozenten für das Event?

Rohe Das ist Aufgabe des künstlerischen Leiters und hängt natürlich mit seinem Netzwerk und dem Netzwerk der Dozenten zusammen, die seit Jahren den Workshop unterstützen.

Was sind organisatorisch die größten Herausforderungen?

Rohe Da wir keine Musikschule sind, die eine Reihe von Instrumenten auf Lager hat, sondern die Instrumente jeweils Jahr für Jahr organisieren müssen, geht es zum Teil auch um Basics: sind genügend Klaviere, Bässe, Schlagzeugsets da? Genügend Verstärker für die Combos? Mikros? Wer mit dem Flugzeug kommt, kann in der Regel große Instrumente nicht mitbringen. Im Gruppenunterricht wird Percussion angeboten, da brauchen wir dann auf einen Schlag für 70 Leute Percussioninstrumente. Mittlerweile haben wir – Gott sei Dank – Unterstützer gefunden, die uns helfen. Vorher haben wir das Ganze aus unserem eigenen Netzwerk, das über die monatliche Jamsession entstanden ist, bestückt, beziehungsweise die Teilnehmer an den Workshops haben viel von ihrem eigenen Material zur Verfügung gestellt. Das ist in diesem Jahr viel einfacher geworden.

Wann ist besonders viel zu tun?

Rohe Der erste Workshoptag stellt immer noch eine Riesenherausforderung dar, da gegen 13 Uhr entschieden wird, wer mit wem in welcher Combo spielt. Und dann müssen ad hoc erst mal die Listen geschrieben werden, die Instrumente in die richtigen Räume gebracht werden und das Ganze innerhalb kürzester Zeit. Der erste Tag ist immer ein bisschen Chaos, da fehlt ein Kabel, hier ein Mikro und da funktioniert der Verstärker nicht. In diesem Jahr war es auch recht schwierig, genügend günstige Unterkünfte zu finden, da sich viele der Teilnehmer ein Hotel nicht unbedingt leisten können. Aber wir sind ja noch nicht beim 7. August angekommen – in der Regel passiert immer noch kurz vorher eine Totalkatastrophe, die wir bislang, nicht zuletzt mit der Hilfe von vielen Privatpersonen und dem Bauhof, meistern konnten.

Wie lange im Voraus wird geplant?

Rohe Die Planung für das nächste Jahr beginnt bereits während des Workshops. Das nächste Datum wird festgelegt, es wird kurz überlegt, was gut läuft, was man ändern sollte, und die ersten Teilnehmer kündigen sich schon mal für das nächste Jahr an.

Welches Feedback geben die Künstler zum Veranstaltungsort?

Rohe Den Campus finden sie toll, das Hotel Maurer lieben Sie, Saarwellingen ist für manche schon fast zur Heimat geworden. Die Atmosphäre in den letzten Jahren war phantastisch – man hatte das Gefühl, dass sich Menschen begegnen, austauschen und Freundschaften schließen. Auch habe ich das Gefühl, dass sich die Musiker auf die Konzerte richtig freuen – das klingt jetzt fürchterlich rosig, aber wenn Sie mal vorbeikommen, werden Sie sofort sehen, was ich meine.

Wie würden Sie die Zielgruppe der Konzerte beschreiben?

Rohe Es gibt nicht eine Zielgruppe, es kommen zum Teil eingefleischte Jazzfans, einfach weil die Atmosphäre der Konzerte eine andere ist, es kommen manche gezielt zu Konzerten, weil sie bestimmte Musiker hören wollen. Es kommen Leute, weil sie die Atmosphäre am Campus lieben, gerne ein Weinchen trinken oder einen Burger mit Smokerfleisch essen wollen. Auch kommen oft andere Zuschauer zu dem Teilnehmerabschlusskonzert als zu den Dozentenkonzerten und wieder andere kommen nur am Bigbandabend. Es kommen Leute aus dem Frankfurter Raum, die sich extra Urlaub nehmen und jedes Jahr von Neuem begeistert sind, wir haben ein Stammpublikum, das für die die „International Jazzwerkstatt“ ein „Muss“ darstellt. Was soll ich sagen – man muss nicht unbedingt eingefleischter Jazzfan sein, um sich am Campus wohlzufühlen.

Wer kann an den Workshops teilnehmen?

Rohe Jeder – er sollte jedoch ein wenig Erfahrung auf seinem Instrument mitbringen und die Zeit haben, sich auf die Veranstaltung einzulassen. Am 13. August haben wir einen Gesangsworkshop mit Barbara Bürkle – da ist jeder eingeladen, mitzumachen. Man kann sich direkt bei mir anmelden: kultur@saarwellingen.de

Was würden Sie jemandem sagen, der Berührungsängste mit Jazz hat?

Rohe Einfach mal am Campus vorbeikommen und das Ganze auf sich wirken lassen – wenn es einem dann gefällt, kann man ja mal Eintritt bezahlen und reingehen.
Es lohnt sich!

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