Stadtplanung „Unsere Lebensumstände verbessern“

Roden · In Roden wissen die Bürger genau, wo sich etwas tun müsste, damit der Stadtteil Vitalität gewinnt. Manches gärt seit Jahrzehnten.

 Das steckt  Potential drin: Abel’s Mühle. Die Teilnehmer des Rundganges interessierten sich besonders dafür.

Das steckt  Potential drin: Abel’s Mühle. Die Teilnehmer des Rundganges interessierten sich besonders dafür.

Foto: Johannes A. Bodwing

Enge Gassen, enge Straßen, ein veralteter Wohnungsbestand im Kern, keine Garagen, parkende Autos auch auf den Gehwegen, Unbehagen am Anteil von Menschen ausländischer Herkunft, keine echte Ortsmitte, keine richtige Begegnungsstätte –- na und kein richtiges Café. Das sind, zusammengerafft, Punkte, die bei der ersten Begehung des größten Saarlouiser Stadtteils, Roden, im Rahmen des Langzeit-Programms „Soziale Stadt“ deutlich zur Sprache kamen. Mehr als 50 Bürgerinnen und Bürger, gesamte Stadtspitze inklusive, waren am Mittwoch zwei Stunden durch Roden gelaufen, um sich einen Eindruck zu verschaffen. „Soziale Stadt“ ist ein Langzeutprogramm, ausgelegt auf bis zu 15 Jahre. Bund und Land schießen jeweils ein Drittel zu den Kosten für Projekte zu, die die Wohnlage in städtebaulich schwierigen Ortslagen nahchaltig verbessern sollen. „Die Lebensumstände in Roden verbessern“, brachte eine Teilnehmerin den Wunsch vieler zum Ausdruck.

Bei diesem ersten Gang durch Roden sollten Ortsansässige erklären, wo sie konkreten Verbesserungsbedarf sehen, sie sollten Kritik und Ideen einbringen. Die Impulse verarbeiten das Büro FIRU und ein Projekt der Hochschule für Technik und Wissenschaft (HTW) in Saarbrücken zusammen mit eigenen Erkenntnissen und umfangreichem Material der Stadtverwaltung zu einem Entwurf. Er heißt Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK). Der Rat soll es bis Februar 2018 beschließen. In Roden fädelte die Route die schon zum Teil seit Jahrzehnten bekannten neuralgischen Orte auf.

Das Donatus-Zentrum gegenüber der Kirche zum Beispiel. Der Cap-Markt mit seinen behinderten Mitarbeitern läuft nicht richtig, obwohl das Angebot laut Leiter dem anderer kleiner Märkte entspricht. Warum? Weil, das ist ein Grund, Ältere gerade mit Gehhilfen nicht an den parkenden Autos vorbei kommen. Vielleicht auch, weil der Bringservice des Cap-Marktes zu weng bekannt ist?

Hinter dem Zentrum ist ein Biergarten, ansatzweise idyllisch. Da, fanden Rodener, könnte man mehr draus machen. Die Ecke könnte etwas größer aufgefasst werden, Donatus-Karree heißen, fand Alois Rau. Stadtplaner Jürgen Baus sah das ähnlich: Hier sei doch das Zentrum Rodens, nicht auf dem gähnend leeren Marktplatz. Und zwei solcher Schwerpunkte vertrage Roden nicht. Also den Platz doch bebauen?

Apropos idyllisch: Der Rundgang zeigte den nicht Ortskundigen tatsächlich idyllische Ecken im Zentrum Rodens. Seien es Bachläufe, überraschende kleine Gänge mit sehenswerten Gebäuderückseiten, neue, ruhig gelegene Neubauten.

Die Straßen: Weniger von den Rundgängern thematisiert, das aber seufzend. Zu lange schon schwelt das Thema Verkehrsführung. Was auch daran liege, sagten einige, dass die Interessen der Anwohner und Geschäftsleute bislang nicht unter einen Hut zu bringen seien.

Auch der Thelengarten, ein künstlerisch gestalteter Platz, ist nie so richtig dauerhaft angenommen worden. „Was für KInder“, das schlugen einige vor.

Und da ist das noch die mächtige „Abel’s Mühle“, ein letztes, gewaltiges und an ein Naturschutzgebiet grenzendes Relikt der Mühlentradition Rodens. Die Gebäude stehen leer. Von einer Kletterhalle über ein Start-up-Zentrum bis zu einer Senioreneinrichtung reichten spontane Vorschläge.

Da meldete sich Barbara Stiefenhofer zu Wort. Die Architektin sprach für die Besitzerin der Immobilie. Die sei sehr interessiert an einer guten und baldigen Nutzung der Mühle. Konkrete Ideen seien auf dem Weg, welche, mochte sie nicht sagen. Bloß: „Was Schickes vielleicht“.

 Roden, das sind auch viele schmale Gäßchen.

Roden, das sind auch viele schmale Gäßchen.

Foto: Johannes A. Bodwing

Derzeit befragen HTW-Studenten Passanten in Roden nach ihrer Meinung, nach ihren Vorschlägen. Auch das geht in den Entwurf für das ISEK ein. Es wird weitere Runden geben, an denen sich die Rodenerinnen und Rodener beteiligen können. Schließlich geht es ganz konkret um ihre Lebensumstände.

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