Sorge um den Verlust der positiven Dinge

Saarlouis · 2016 wird bereits als Schicksalsjahr für Europa bezeichnet: Griechenlandhilfe, Flüchtlingskrise, Euro-Schwäche und möglicher EU-Austritt Großbritanniens. Während der EU-Türkei-Gipfel in Brüssel tagte, sorgt man sich in der Europastadt Saarlouis um die Zukunft Europas.

 Vor dem Europa-Parlament in Straßburg flattern die Flaggen der Staaten der Europäischen Union einträchtig nebeneinander. Foto: dpa/Rolf Haid

Vor dem Europa-Parlament in Straßburg flattern die Flaggen der Staaten der Europäischen Union einträchtig nebeneinander. Foto: dpa/Rolf Haid

Foto: dpa/Rolf Haid

"Haben Sie Angst um Europa?", wollten wir in einer aktuellen SZ-Umfrage wissen. Die Meinungen schwanken von Zuversicht bis zu der Angst, dass "Europa ganz auseinanderbricht". Nur vereinzelt trifft man auf eine generelle Europa-Skepsis. Die meisten Befragten sorgen sich mehr um das friedliche Europa offener Grenzen.

Karin und Josef Lorson wohnen in Überherrn unmittelbar an der Grenze zu Frankreich. Sie kennen noch die Grenzposten und die Kontrollen zwischen beiden Ländern. "Das müssen wir nicht wieder haben", befürchten sie Einschränkungen bei der Reisefreiheit und in dem täglichen Grenzverkehr. "Europa droht sich zu spalten."

Der Saarlouiser Ralf Bergum weist ebenso auf mögliche Folgen für die vielen Pendler im SaarLorLux-Raum hin. Er sieht neben der Flüchtlingsfrage auch das EU-Referendum in Großbritannien als ein Problem. "Damit würde ein Kernland Europas austreten", befürchtet er eine Schwächung der Europäischen Union.

Die Uneinigkeit der EU-Staaten in der Flüchtlingsfrage macht auch Dennis Staczan aus Saarlouis "momentan etwas Angst". Der 35-Jährige meint, man müsse nur hundert Jahre zurückblicken, dann wisse man wohin die Uneinigkeit in Europa führen kann. Er hat kein Verständnis für die oft fehlende Solidarität: "Es geht uns doch gut, da können wir auch etwas Gutes tun", betont er im Hinblick auf die vielen Flüchtlinge.

Durchaus helfen will auch Jürgen Lemke aus Nalbach, befürchtet aber, dass die Zahl der Flüchtlinge Europa überfordern könnte. "Europa soll Europa bleiben", hofft er und meint das friedliche und fortschrittliche Europa. Als Europa-Skeptiker bekennt sich dagegen Harald Hoffmann aus Elm. Er sieht Deutschland bloß als "Zahlmeister", er glaubt "Deutschland kann das ohne Europa".

Mit dieser Skepsis steht er bei der SZ-Umfrage jedoch ziemlich allein. Weniger Ängste , aber durchaus Sorgen um den Verlust "der vielen positiven Dinge" macht sich jedoch eine Mehrheit der Befragten. So auch Josefine Jung aus Saarwellingen, die eine mangelnde Solidarität beklagt. Europa werde an der Frage der Kosten zerbrechen, so ihre Befürchtung.

Die Flüchtlingsfrage , der Krieg in Syrien sowie die Uneinigkeit der Länder sorgt bei Petra Adams aus Wallerfangen "zeitweise schon" für Ängste . Sie sieht den Bestand unseres Wohlstandes durch diese Entwicklung gefährdet.

Angst, dass "Europa uns um die Ohren fliegt", um den Verlust des Schengen-Raumes hat auch Heinrich Licht aus Saarlouis . Er hat aber gleichzeitig die Hoffnung, dass die Politiker dies noch verhindern mögen. Ähnlich sieht es die Saarlouiserin Yvonne Kautz. Bedenken um die Entwicklung habe sie schon, meint die junge Frau nach einigem Zögern, "aber keine Angst." Zwar sei die Uneinigkeit der EU ein Problem, der aufkommende Rechts-Extremismus könne "alles erschüttern", aber dann überwiegen doch Hoffnung und Zuversicht, dass es mit Europa weiter geht.

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