Heft Mit Sack und Pack in die Höhlen geflüchtet

Kreis Saarlouis · Die jüngste Ausgabe von „Unsere Heimat“ informiert über „Weihnachten im Pilzberg“ im Jahre 1944.

 „Höhlenbewohner“ vom Siersburger Pilzberg hissen beim Einrücken der amerikanischen Truppen die weiße Fahne.

„Höhlenbewohner“ vom Siersburger Pilzberg hissen beim Einrücken der amerikanischen Truppen die weiße Fahne.

Foto: Erhard Grein

Die Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis hat jetzt das Heft 3/2017 „Unsere Heimat“, das Mitteilungsblatt des Landkreises Saarlouis für Kultur und Landschaft, vorgelegt. Das Titelbild zeigt eine Ansicht des Siersberges und des früheren Gips- und späteren Pilzbergs in Siersburg. Es ist ein Gemälde des Siersdorfer Malermeisters Fritz Calmes, der es 1947 mit Wasserfarben auf Tapetenrest gemalt hatte.

Mit diesem Bild gibt es einen Hinweis auf die Recherchen des Siersburger Arztes Dr. Werner Klemm über „Weihnachten 1944 im Pilzberg“.

Im September 1944 hörte man bereits den Kanonendonner aus der Schlacht von Metz. P.G., Gauredner der NSDAP, hielt auf einem Erntewagen vor Heffingersch Haus eine flammende Rede mit Durchhalteparolen, dass der Feind niemals die deutsche Grenze überschreiten werde. In den ehemaligen Pilzstollen des Gauberges neben dem Siersberg arbeitete man noch am Bau eines unterirdischen Rüstungsbetriebes.

Ende November 1944 zogen etwa 1000 Menschen mit Pferden und Kühen und wenig Habe in den Pilz­berg, um hier die Ankunft der amerikanischen Truppen zu erwarten. Am 2. Dezember 1944 kamen die ersten amerikanischen Soldaten an den Stolleneingang des Pilzberges. Die weiße Fahne wurde von einigen Höhlenbewohnern gehisst. Die Stollen durften nicht verlassen werden. Erst nach Weihnachten wurden die Menschen nach Hemmersdorf und teils nach Ihn evakuiert. Erst im Mai 1945 konnten die ehemaligen „Höhlenbewohner“ wieder in ihre Dörfer zurückkehren.

Über die schicksalhaften Monate haben Peter Wiesen und Maria Hoffmann-Magar Tagebuch geführt. Klemm hat das Tagebuch von Peter Wiesen unter Einbeziehung von Teilen der Aufzeichnungen von Maria Hoffmann-Magar zusammengefasst und durch Publikationen von amerikanischen Kriegsberichterstattern zu einer Dokumentation gestaltet.

Hans-Gerd Dauster (Siersburg) forschte in den Archiven der Pariser Arrondissemonts nach Heiraten aus dem Jahr 1860 von Bewohnern, die aus der Region Saarland/Lothringen/Luxemburg stammten. Horst-Dieter Göttert (Beckingen) hat zahlreiche Veröffentlichungen im Amtsblatt 1844 der Regierung zu Trier herausgelesen. Über den Saarlouiser Maximilian Donnevert (1872-1936), der von 1911 bis 1918 Mitglied des Landtages des Reichslandes Elsass-Lothringen war, berichtet Hans-Günther Maas (Eppelborn). Donnevert war später Ministerialrat im Reichs- und Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung.

Valentin Friedgen (1895-1961) war Pfarrer in Hemmersdorf. Als drittes von 13 Kindern in Wehr bei Maria Laach aufgewachsen hatte er ein besonders feines Gespür für die Sorgen und Nöte der Familien. Die Ereignisse zum Kriegsende 1944/45 in seinem Pfarrort Hemmersdorf mit dem Zufluchtsort Kalksteinbruch der Dillinger Hütte, der Brückenzerstörung, Luftangriffen und der Einstellung des Eisenbahnverkehr hatte Friedgen in seinen Aufzeichnungen festgehalten. Die Recherchen stammen von Arnold Hector (Überherrn-Felsberg).

„Unsere Heimat“ ist zum Preis von vier Euro in den Buchhandlungen Pieper und Bock & Seip und bei der Vereinigung für Heimatkunde Saarlouis (Landratsamt) erhältlich.

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