P1 Saarlouis Kult-Lokal „P1“ schließt nach 47 Jahren

Saarlouis · Die Wirtin Gisela Kronenberger schrieb Saarlouiser Gastronomiegeschichte – jetzt verabschiedet sie sich.

 Eine ganz besondere Adresse: Gisela Kronenberger in ihrem Lokal in der in der Handwerkerstraße.

Eine ganz besondere Adresse: Gisela Kronenberger in ihrem Lokal in der in der Handwerkerstraße.

Foto: Ruppenthal

„P1“ – der Name steht für fast 50 Jahre Saarlouiser Gastronomiegeschichte. „P1“ – das ist eine Legende. Untrennbar verknüpft mit diesem Namen ist der von Gisela Kronenberger. Sie machte dieses Lokal in der Handwerkerstraße in Saarlouis zu einer ganz besonderen Adresse. An diesem Aschermittwoch – auf den Tag genau 47 Jahre nach der Eröffnung – ist endgültig Schluss, nachdem sich Kronenberger 1991 erschöpft schon einmal eine kreative Auszeit gegönnt hatte.

Als junge Dame hatte die gelernte Industriekauffrau – sie arbeitete seinerzeit als Sekretärin bei der Saarlouiser Donner-Brauerei – das P1 eröffnet. Ihre Klingel-Club-Idee fand auf Anhieb die Unterstützung und das Wohlwollen ihrer Chefs, die allerdings den Namen nach einem Münchner Vorbild bestimmten. Und mit ihrem neuen stimmungsvollen Disco-Club, bei dem man an der Eingangstür klingeln musste, um eingelassen zu werden, betrat die junge Kronenberger seinerzeit absolutes Neuland in Saarlouis. So machte sie noch zwei Jahre lang tagsüber ihre normale Arbeit in der Brauerei und abends dann im Lokal, bevor sie 1971 endgültig den Sprung in die Selbstständigkeit wagte.

„Richtig aufwärts ging es, als ich die Nachtkonzession erhielt“, erinnert sich Kronenberger. Mehrere Anläufe waren notwendig gewesen, bis die Stadtverwaltung einwilligte. Nachdem das P1 bis dahin von 17 Uhr am Nachmittag bis um ein Uhr in der Nacht geöffnet hatte, ging es danach erst richtig los. Wenn alle anderen Lokale geschlossen hatten, war die Club-Diskothek, die ganz in dunklem Holz und schwarzem Schiefer gehalten war, der Treffpunkt vieler Nachschwärmer, nicht nur aus Saarlouis.

Das P1 mauserte sich schnell neben der nicht minder legendären „Dachgarten-Alm“ im Theater am Ring zur ersten Adresse im Saarlouis fortgeschrittener Stunden. Dazu kam, dass hier stets ein hervorragendes Musikprogramm geboten wurde. Noch heute verfügt Gisela Kronenberger über eine riesige Plattensammlung vornehmlich aus den 70er und 80er Jahren. Und wo gab es seinerzeit sonst noch neben guter Musik zu früher Stunde auch feine kleine Speisen.

Es herrschte Selbstbedienung. Das mussten auch der damalige OB Manfred Henrich und die Ehrengäste akzeptieren, die zum ersten Saarlouiser Oktoberfest-Fassanstich im P1 weilten. „Das war schon ein wenig peinlich“, bewertet Kronenberger das damalige Geschehen aus heutiger Sicht, „aber da mussten sie durch. Er hat’s mir auch nicht krumm genommen.“

„Neben den vielen Saarlouisern kamen nicht wenige Besucher aus dem gesamten Saarland und auch aus dem benachbarten Lothringen extra hierher“, erzählt die scheidende Wirtin. Allerlei Prominenz besuchte gerne die inzwischen weithin bekannte Club-Diskothek. Dazu gehörten unter anderem Sänger Gunter Gabriel und Schauspieler Heiner Lauterbach. Aber auch die damaligen SPD-Größen Oskar Lafontaine und Otmar Schreiner zählten zu den Gästen.

Nach besagter Pause entschied sich Kronenberger zu einem Neubeginn. Das Lokal wurde umgebaut und mit viele Liebe zum Detail in ein Bistro-Restaurant umgestaltet. Nach dem Neustart am 2. Dezember 1994 folgten weitere gravierende Veränderungen. Die dunklen Wände erhielten einen hellen Anstrich, ein Wintergarten wurde angebaut und das Lokal um einen ausgesprochen attraktiven und gemütlichen Garten erweitert. Zudem standen in regelmäßigen Abständen Kunstausstellungen und Live-Musik auf dem Programm. 1994 kam erstmals eine professionelle Service-Kraft dazu. Die Küche übernahm die Chefin höchstpersönlich.

 Ein Foto aus den Anfängen des P1: Gisela Kronenberger mit Peter Becker von der Becker-Brauerei.

Ein Foto aus den Anfängen des P1: Gisela Kronenberger mit Peter Becker von der Becker-Brauerei.

Foto: Ruppenthal
 Gisela Kronenberger mit dem Kabarett-Duo Jacoby & Schorsch: Volker Carl Jacoby (links) und Schorsch Seitz.

Gisela Kronenberger mit dem Kabarett-Duo Jacoby & Schorsch: Volker Carl Jacoby (links) und Schorsch Seitz.

Foto: Ruppenthal

„Am Aschermittwoch ist alles vorbei“, sagt Gisela Kronenberger mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Haus und Lokal sind verkauft. Das P1 soll nach dem Wunsch des neuen Besitzers in ein schmuckes Restaurant umgebaut werden, das frühestens im Herbst öffnet. Heute Abend wird aber tüchtig gefeiert. Viele Freunde und Stammgäste wollen zum Abschied noch einmal vorbeischauen.

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