Ideen für die Orgel rund um den Globus

Saarlouis · Der Saarlouiser Kompositionswettbewerb für Orgel ist entschieden: Erster Preis für den Italiener Pier Damiano Peretti, entschied die Jury.

 Nach der Jury-Sitzung im Theater am Ring (von links) Kulturamtsleiterin Julia Hennings, künstlerischer Leiter Armin Lamar, die Professorin für Gesang Ruth Ziesak (Heidelberg). Dr. Thomas-Daniel Schlee (Wien) und Manfred Boßmann zeigen die Sieger-Partitur. Dann: Professor Michael Radulescu (Wien), Kulturamtsmitarbeiterin Monika Kaspar, Klaus Hild (Klingende Kirche), Musikprofessor Rudolf Jungwirth (Eferding, Österreich). Nicht im Bild: Dr. Friedrich Spangenmacher und Prof. Ulrike Dierick (beide Saarbrücken). Foto: Johannes A. Bodwing

Nach der Jury-Sitzung im Theater am Ring (von links) Kulturamtsleiterin Julia Hennings, künstlerischer Leiter Armin Lamar, die Professorin für Gesang Ruth Ziesak (Heidelberg). Dr. Thomas-Daniel Schlee (Wien) und Manfred Boßmann zeigen die Sieger-Partitur. Dann: Professor Michael Radulescu (Wien), Kulturamtsmitarbeiterin Monika Kaspar, Klaus Hild (Klingende Kirche), Musikprofessor Rudolf Jungwirth (Eferding, Österreich). Nicht im Bild: Dr. Friedrich Spangenmacher und Prof. Ulrike Dierick (beide Saarbrücken). Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

Zum achten Mal war der internationale Saarlouiser Orgelkompositionswettbewerb ausgeschrieben worden: ein globaler Wettbewerb zu Ehren eines speziellen Instrumentes, die von der Firma Hugo Mayer in Heusweiler 1987 gebaute Orgel in der Lisdorfer Pfarrkirche. Das Konzept ist aufgegangen. Seit 1996 erhielt die Jury mehr als 600 Kompositionen aus über 20 Ländern.

So viele Jahre habe Saarlouis "mit bewundernswerter Konsequenz" an dem "oft wenig wahrgenommenen" Instrument Orgel festgehalten, schwelgte Dr. Thomas-Daniel Schlee, Vorsitzender der Jury aus Österreich und von Anfang an dabei. Eine erstaunlich große Anzahl an bis dahin noch nie aufgeführten Kompositionen "über den ganzen Erdball" habe gezeigt, wie viel Potential das Instrument berge.

Der erste Preisträger 2017 (2000 Euro), Pier Damiano Peretti, geboren 1974 in Vicenza, ist für Schlee ein Beispiel dafür. Peretti sei ein meisterhafter Organist, aber er habe sich seine Komposition nicht von den an den Tasten geübten Fingern diktieren lassen, denen das klassische Repertoire buchstäblich in den Knochen steckt. Deswegen habe Peretti "sehr wohltuend über den eher engen Rahmen der kirchenmusikalischen Praxis" hinausgehen können. Schlee unterstrich, die Jury sei "beeindruckt von der Feinheit des Tonsatzes". Die musikalischen Mittel seien richtig eingesetzt, damit auch der Zuhörer das erleben könne, was Peretti erlebt und komponiert habe. Der Italiener legte zwei "Psalmenfragmente" (Psalm 103, Psalm 23) vor. Komponiert hat er für Orgel und Stimme (Mezzosopran).

Die Kombination Orgel und Stimme entsprach den Vorgaben 2017 und gilt als eher ungewöhnlich. Die Anzahl der Einsendungen lag wohl deswegen mit 45 aus 19 Ländern niedriger als sonst.

"Lieder mit Blick aus dem Fenster" lautet der Titel einer Komposition von Andreas Seemer-Koeper für Orgel und Stimme. Er lebt in Dortmund. Zweiter Preis (1000 Euro). "Eine Atmosphäre nach Art des Uhrwerks", beschrieb Schlee, "eine eigenartige Form, Zeit in Klänge zu fassen und eine sehr feine Silhouettenwelt zu schaffen."

Steven Heelein, geboren 1984 in Schweinfurt, bekam den dritten Preis (500 Euro) für "Wenn ich fort bin" für Orgel und Bariton. Schlee sagte für die Jury, Heelein wisse immer "genau, warum dieser Ton gesetzt wird und kein anderer." Rund zehn Minuten dauert jede Komposition.

Die Stadt Saarlouis ist Mitveranstalter des Wettbewerbs; Kulturamtsmitarbeiterin Monika Kaspar hat mit der Vorbereitung immer gut zu tun. Kulturamtsleiterin Julia Hennings erlebte die Jurysitzung, die alle drei Jahre stattfindet, zum ersten Mal: "Fantastisch, großartig, wichtig" sei dieser Wettbewerb. Eine "Perle", die den Ruf von Saarlouis "in die ganze Welt heraus bringt". Umso erstaunlicher, als es sich bei dem Instrument Orgel nun mal um eine "Orchidee" handle, die in der Regel kein Massenpublikum in Bewegung setzt. Der Vorsitzende des Trägervereins "Klingende Kirche", Manfred Boßmann, hatte bereits am Tag zuvor bei einem Empfang der Stadt gedankt und seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, "dass diese Veranstaltung weiter so gefördert wird". Schließlich werde es nicht einfacher, Sponsorengelder einzuwerben.

Auch die Jury wird die Siegerkomposition erstmals am Sonntag, 22. Oktober hören: bei der Uraufführung in der Lisdorfer Pfarrkirche.

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