Kirche Evangelische Gemeinde wird 200 Jahre

Saarlouis · Mit einem Gemeindefest feiert die evangelische Kirche in Saarlouis am Sonntag ihr 200-jähriges Bestehen.

 Der bekannte Comic-Zeichner Bernd Kissel hat eigens zur 200-Jahr-Feier der Saarlouiser evangelischen Gemeinde diesen augenzwinkernden Luther geschaffen.

Der bekannte Comic-Zeichner Bernd Kissel hat eigens zur 200-Jahr-Feier der Saarlouiser evangelischen Gemeinde diesen augenzwinkernden Luther geschaffen.

Foto: Bernd Kissel

Die Kirchen sind gut darin, den tieferen Sinn eines Augenblicks zu erfassen, und das bietet sich gerade bei der Evangelischen Gemeinde Saarlouis an. Denn am Turm der 1906 gebauten Kirche wird noch bis Herbst ausgebessert, und dabei werden die vier ZIfferblätter der Turmuhr ausgetauscht. Die Zeit vergeht – hier mal sinnlich, ganz anders als sonst. Das passt, weil die Gemeinde am Sonntag, 3. September, ihr 200-jähriges Bestehen mit einem großen Gemeindefest feiert.

Wie die Zeit vergangen ist seit dem 1. Oktober 1817, als der erste Pfarrer, Johann Ernst Friedrich Kober, seine Stelle in Saarlouis antrat, das dokumentiert eine Ausstellung zum Fest.

Diese kleine Schau ist eingebettet in eine andere. Mit ein paar Exponaten erinnert die Gemeinde auch daran, dass das Jahr ihres 200. Bestehens auch das 500. Jahr der Reformation ist. 2017 begehen die evangelischen Christen in Deutschland den so genannten Thesenanschlag Martin Luthers an die Kirche in Wittenberg mit vielen Ereignissen. Ein ganzes Jahrzehnt („Lutherdekade“) habe sie sich darauf vorbereitet.

Die Gemeinde in Saarlouis hat das auf ihre Weise in einen Akzent des Gemeindefestes übersetzt: „Den aktuellen Bezug zur Gemeinde stellen 95 Thesen dar, in der sich die Gemeinde in ihrer vielfältigen und lebendigen Gestalt vorstellt. Diese Thesen sind in den letzten Monaten in der Auseinandersetzung mit der Reformation endstanden. Rückblick und Besinnung auf die Wurzeln führen auch zu der Frage: Was macht unsere evangelische Kirche und unsere Gemeinde heute aus? Die Thesen geben vielfältige Meinungen dazu wieder und wollen Anstoß sein, sich bewusst zu machen, wer wir sind und was wir glauben“, schreibt Pfarrer Jörg Beckers. Er hat seit 2006 die erste Pfarrstelle inne, Michael Hilka seit 2014 die zweite.

Die 95 Saarlouiser Thesen sind kleine, durchweg gehaltvolle Halbsätzchen. Ein Auszug einiger davon, hintereinander gelesen: „Die Evangelische Kirchengemeinde Saarlouis ist über Kirchenaustritte traurig, freut sich über jeden Neueintritt, ist gerade 200 Jahre alt, macht weiter, kann über sich lachen, hat für jedes Lebensereignis einen passenden BIbelspruch, weiß sich geborgen in Gottes Hand.“ Oder: Diese Gemeinde „ist dankbar für die Reformation und ihren Glaubensgewinn, will sich kritisch hinterfragen lassen, schweigt manchmal, statt zu reden, fühlt sich machmal ratlos und ohnmächtig, glaubt daran, dass Gott in dieser Welt wirkt, vertraut auf die Gnade Gottes, baut auf die Heilige Schrift.“

Diese Thesen spiegeln in 95 Facetten das Selbstverständnis der evangelischen Gemeinde im Alltag. Die Thesen werden an einen steinernen „Luther-Sockel“ angeschlagen, man kann sie beim Fest im Pfarrgarten anschauen. Besucher können sich eine These aussuchen, auf eine Karte schreiben und mit einem Luftballon gen Himmel (oder in alle Welt) schicken. Die Vorderseite dieser Karte zeigt einen augenzwinkernden Martin Luther, gezeichnet von dem heimischen Karikaturisten Bernd Kissel.

Das Fest selbst beginnt um 10 Uhr mit einem Gottesdienst.

Herry Schmitt und Jürgen Letter werden bei dem Gemeindefest den musikalischen Part übernehmen. Für die Kinder wird es viele Angebote geben, die zurückführen in die Reformationszeit.

Schon am Vorabend, am Samstag, 2. September, führt der KInder- und Jugendchor Überherrn-Altforweiler das Kindermusical „Martin Luther – wenn einer fragt“ auf. Es beginnt um 17 Uhr in der Kirche, der Eintritt ist frei.

 Eins von vier Blättern „95 Thesen“ am Luther-Sockel in Saarlouis. Luther lässt sich nicht einfach so umdrehen – auch nicht für ein Foto.

Eins von vier Blättern „95 Thesen“ am Luther-Sockel in Saarlouis. Luther lässt sich nicht einfach so umdrehen – auch nicht für ein Foto.

Foto: Thomas Seeber

Öffnungszeiten der Ausstellung sind bis zum 1. Oktober samstags von 10 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus, Kaiser-Friedrich-Ring 46, Saarlouis.

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