Trail-Lauf Die Entscheidung fällt auf der Göttelborner Halde

Von der Heydt · Beim Hartfüßler-Trail liefern sich Lokalmatador Martin Schedler und Spanier Roberto Sancho Martinez einen Zweikampf.

 Im Saarbrücker Urwald war Martin Schedler noch knapp vor Roberto Sancho Martinez. Auf der Göttelborner Halde aber zog der Spanier vorbei.

Im Saarbrücker Urwald war Martin Schedler noch knapp vor Roberto Sancho Martinez. Auf der Göttelborner Halde aber zog der Spanier vorbei.

Foto: Thomas Wieck

Das kleine Örtchen Von der Heydt inmitten des Saarkohlenwalds hat nur eine Handvoll Häuser. Viel Verkehr gibt es hier nicht. Doch am vergangenen Sonntag säumten Autos mit Kennzeichen aus dem gesamten Saarland die Straßen des Ortes, der so lebendig wirkte wie ein Volksfest. Auch Fahrzeuge aus Frankreich und Luxemburg mischten sich darunter, und vereinzelt tauchten auch Autos aus Bochum, Heilbronn, Steinfurt und noch weiter entfernten Städten auf.

Alle zog es aus einem Grund in die alte Grubensiedlung: Am Sonntag war in Von der Heydt der Startpunkt für die siebte Austragung des RAG-Hartfüßler-Trails, der rund 800 Läufer an Relikten der saarländischen Bergbau-Geschichte entlangführte. Extra aus Kaiserslautern angereist war Patric Pitschi. Von den vier Trails, die zur Auswahl standen (7,5, 14, 30 und 58 Kilometer) entschied er sich für den zweitlängsten. „Ich bin leidenschaftlicher Trail-Läufer. Aber heute bin ich mit meiner Frau hier, wir bereiten uns auf den Berlin-Marathon vor“, erzählte Pitschi. Er habe schon die Erfahrung von über 30 Marathons und „Ultras“, für seine Frau Sandra sei Berlin der erste große Lauf. Pitschi benötigte für die 30 Kilometer 3:37:43,3 Stunden. Obwohl „ich mich zwei Mal verlaufen habe“, ergänzt er lachend. „Aber insgesamt nur rund einen Kilometer. Das war also nicht so schlimm.“ Fast hätte der Pfälzer, Jahrgang 1964, nicht am Lauf teilnehmen können. Bei der Anmeldung meldete er zuerst seine Frau, ihr wurde Startplatz 800 zugewiesen – normalerweise wäre der Lauf damit voll. Doch Pitschi wandte sich an den Veranstalter. „Und der hat mich direkt nachnominiert, das war gar kein Problem“, sagt er.

Während sich der Kaiserslauterer schon auf dem Weg unter die Dusche befand, entbrannte auf der 58-Kilometer-Strecke ein Zweikampf zwischen dem Spanier Roberto Sancho Martinez und Lokalmatador Martin Schedler. „Wir sind teilweise unter vier Minuten pro Kilometer gelaufen. Das Tempo war Wahnsinn, mörderisch. Uns beiden war klar, dass es einen von uns irgendwann zerreißen wird“, verriet Schedler. Seine Prophezeiung bewahrheitete sich in etwa bei Kilometer 37. Die Führenden nahmen die Halde Göttelborn in Angriff. Auf dem Weg nach oben konnte Schedler dann Martinez einige Meter abnehmen und den Gipfel als Erster passieren. Die Entscheidung fiel auf dem Weg zurück ins Tal. „Spanier und Downhill, das ist wie beim Fahrradfahren. Die Halde geht fast senkrecht bergab. Da ist der runtergesprintet, ich weiß nicht wie“, staunte der Extremläufer.

Der Eppelborner, der sich eher auf noch längeren Distanzen heimisch fühlt, musste dem Tempo des Spaniers Tribut zollen und von da an sein eigenes Rennen laufen. Im Ziel betrug der Abstand auf Martinez, der mit einer Zeit von 4:51:11,8 Stunden ankam, rund 15 Minuten. Enttäuscht war der Saarländer trotz misslungener Titelverteidigung nicht. „Das Entscheidende beim Trail-Laufen ist die Strecke und das Erlebnis. Außerdem ist das mein Heimspiel. Ich arbeite bei der Knappschaft, meine ganze Familie hat im Bergbau gearbeitet. Das ist ein sehr emotionaler Moment. Ein unglaubliches Erlebnis.“

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