Ein Relikt aus dem Kalten Krieg

Nalbach · Für etwa 50 Personen war die atomare Schutzanlage unter der Litermont- Schule laut Bauplänen ausgelegt. Doch es stellen sich einige Fragen.

 Blassgrüne Farbe sollte im Falle eines atomaren Konfliktes die Menschen im Luftschutzraum unter Schule beruhigen, erklärte Nicole Duval. Foto: Bodwing

Blassgrüne Farbe sollte im Falle eines atomaren Konfliktes die Menschen im Luftschutzraum unter Schule beruhigen, erklärte Nicole Duval. Foto: Bodwing

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Zwei Tage Schutz, dann kommt ein Bus und bringt die Lebenden in Gebiete ohne radioaktive Strahlung. "So sah die Theorie aus", sagte Nicole Duval bei einem Gang durch den Luftschutzraum unter der Schule am Litermont.

"Für etwa 50 Personen war die Anlage laut Bauplänen ausgelegt", erläuterte Duval zwischen kahlen Betonwänden. In der Dämmerung schimmern die Ecken der Durchgänge in fluoreszierendem Licht. Die Wände sind in einem blassen Grünton gestrichen. "Das sollte beruhigen." Heute erweckt diese Anlage unter der Schule am Litermont eher den Eindruck von Hilflosigkeit. Denn Hintergrund war der sogenannte Kalte Krieg mit einem möglichen massenhaften Einsatz atomarer Waffen in Mitteleuropa.

Die Zahl 1966 steht auf einem Stein, der im Foyer der Schule eingemauert ist. Damals wurde der Luftschutzraum angelegt, hat Duval recherchiert. Sie unterrichtet dort Mathematik und Gesellschaftswissenschaften. Nebenbei beschäftigt sie sich mit Relikten des Zweiten Weltkrieges und des Kalten Krieges.

Gegenüber dem Schuleingang im Erdgeschoss führt hinter abgeschlossener Tür eine Treppe in einen riesigen Heizungsraum. Hinten rechts beginnt ein zirka 30 Meter langer Gang, der unter der Schule hindurch bis unters Lehrerzimmer führt.

"Das ist schon ungewöhnlich", meinte Duval zu diesem Gang. Und eine wirkliche Erklärung für dessen Länge hat sie bislang nicht. Auch nicht dafür, wer im Ernstfall in dem Luftschutzraum unterkommen sollte. "Für die ganze Schule erscheint mir das etwas klein. Das waren ja schon damals mit Lehrern und Schülern sicher wesentlich mehr als 50 Personen." Zwei Stahltüren riegeln den Schleusenbereich ab. Dahinter sind Duschen und Toiletten. "Eine Küche gibt es nicht und auch keine Vorratsräume." Die waren nur bei längeren Aufenthalten in Schutzräumen vorgesehen. Beispielsweise im Kommandobunker unter dem Landratsamt Saarlouis, wo man mit etwa zwei Wochen rechnete.

Es seien auch keine Sitzplätze vorgesehen gewesen, berichtete Duval. Sie vermutet, dass beim Bau einfach das Geld ausging. Was letztlich umgesetzt wurde, sind zwei kahle Räume mit dicken Wänden und Decken aus Stahlbeton. Sie sind jeweils etwa sechs mal drei Meter groß. In einer breiten Nische steht das handbetriebene Lüftungssystem. Und noch immer sind daneben an einer Wand schwere quadratische Betonblöcke aufgereiht. "Die sind mit Blei gefüllt und sollten vor Türen oder andere Öffnungen kommen, damit die Strahlung nicht durchkommt." Der Notausgang des Luftschutzraumes führt wenige Meter östlich vom Lehrerzimmer in die Außenanlagen der Schule. Einige Schritte weiter liegt die Litermonthalle.

Dort kommt an der westlichen Ecke die Belüftung der Anlage zutage. Die Informationen zu dieser Luftschutzanlage hat Duval mit dem niederländischen Geoinformatiker Patrice Wijnands zusammengetragen. Bei der 50-Jahr-Feier der Litermont-Schule im vergangenen Jahr stellten sie die Ergebnisse erstmals in einer Präsentation dar.

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