Dicke Stahlstützen sorgen für Stabilität

Nalbach · Wie es unter der Erde aussieht, erkundet Nalbach mit SaarMontan. Alte Stollen führten zu einem Hohlraum unter dem Kindergarten.

 Klaus Wener, Projektingenieur bei SaarMontan, begutachtet einen Hohlraum. Foto: Johannes A. Bodwing

Klaus Wener, Projektingenieur bei SaarMontan, begutachtet einen Hohlraum. Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

Am Steilhang in der unteren Etzelbachstraße führt eine Treppe zu einer Stahltür. Dahinter liegt ein mit Ziegelsteinen gemauertes Stollensystem aus den 1930er Jahren. Klaus Wener, Projektingenieur bei SaarMontan, führte am Mittwochmittag in die kühl-feuchten Gänge etwa 20 Meter unter der Oberfläche. Die sind stabil mit Backsteinen gemauert, darin stehen noch alte Lüftungsanlagen und Chemieklos, an der Decke hängen Rohrleitungen für die Belüftung. Der Stollen gabelt sich und führt links in einen Komplex, der nördlich hinter den Häusern der Hubertusstraße verläuft und unter dem neuen Rathaus hindurch.

Rechts geht der Abzweig zur südöstlichen Ecke des Kindergartens. In diesem wies Wener etwa 20 Meter später seitlich zur Wand. "Hier war der Gang zugemauert, ebenfalls mit Ziegelsteinen. Deshalb wusste keiner, dass es dahinter weiter geht." Dann tauchen dicke Stahlstützen im Licht der Lampen auf. Das hat die für Berg- und Tunnelbau spezialisierte SaarMontan in wochenlanger Arbeit errichtet. An dieser Stelle war kubikmeterweise Sand von oben eingebrochen. "Als wir den entfernt haben", sagte Wener, "sind darüber wieder etwa drei Kubikmeter nachgerutscht".

Dies hängt zusammen mit den momentanen Schwierigkeiten im Nalbacher Kindergarten. Denn die Stahlstützen befinden sich zirka zehn Meter unter der Bodenplatte der Einrichtung, ergänzte Albert Wender, stellvertretender Bauamtsleiter der Gemeinde. Und unter rund der Hälfte der Bodenplatte erstrecken sich Hohlräume mit einer Tiefe von 20 bis 160 Zentimetern. "Wir haben die Arbeiten am Gebäude bereits eingestellt", sagte Bürgermeister Lehnert. Am 16. März war der Gemeinderat offiziell über die neue Lage informiert worden. Seither läuft die Suche nach einer vertretbaren Lösung für den Kindergarten, teilweise in Ratssondersitzungen.

Einige Häuser weiter in der Etzelbachstraße führt der Weg ins nächste Stollensystem durch eine Garage. Dahinter ist wiederum eine Stahltür, die Lüftungsanlage und weiter im Innern stehen mit Kunststoff bezogene Sitzbänke an den Seitenwänden.

Die stammen aus den 70er Jahren, als der Nalbacher Stollen für einen atomaren Konflikt optimiert wurde. In den 1930er Jahren hingegen war er Schutz gegen Angriffe aus der Luft sowie Artilleriebeschuss. Tief im Berg knickt der Gang im scharfen Winkel nach rechts ab. Gleich links ist er mit Ziegelsteinen zugemauert. Etwa in Hüfthöhe ist rötlicher Sand aus einem Durchbruch gerutscht. Nach bisherigem Stand dürfte es zwei blinde Gänge geben. Einmal vom Bereich der Stahlstützen aus zum östlichen Flügel des Kindergartens. Und einer, der an der alten Gärtnerei vorbei zum westlichen Flügel getrieben wurde. Nur so kann sich die Verwaltung die Größe des Trichters unter dem Kindergarten erklären.

"Mit diesen jetzt gefundenen "blinden Stollen'' wollte man wohl die Stollensysteme der Hubertusstraße mit denen in der Etzelbachstraße verbinden", vermutete Lehnert. Dazu passten auch Aussagen von Zeitzeugen. Aber es gebe bislang keine genauen Angaben. Ein Gutachter hatte noch vor Kurzem eine zirka 50 Meter lange vermutliche Verbindung der Stollensysteme eingetragen. Die sollte parallel zur östlichen Fassade des Kindergartens liegen.

"Doch anscheinend hatte man diagonal unter dem Gelände gegraben, auf das in den 50er Jahren die Kirche den Kindergarten erbaut hatte" überlegte Lehnert. Der Gang sollte wohl weg von der Hangkante, "die damals schon als instabil bekannt war".

"Erst müssen wir jetzt alle wesentlichen Aspekte klären", sagte Lehnert zum weiteren Ablauf. Dann folgten zusätzliche Gutachten, und wenn notwendig werde wieder gegraben und gesichert.

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