Vor Jahr und Tag Mehr als ein letzter Ruheort für Tote

Lebach · Der Lernort Lebach, Gedenkstätte für die Opfer des Kriegs und des Nazi-Regimes, entwickelt sich stetig weiter.

 Das neue Plakat der Info-Tafel wurde im Juni eingesetzt. Eine Topographie im Eingangsbereich des Friedhofs zeigt die Kriegsgräberstätte im Überblick und öffnet via QR-Code die Tür zum virtuellen Teil des Lernortes.

Das neue Plakat der Info-Tafel wurde im Juni eingesetzt. Eine Topographie im Eingangsbereich des Friedhofs zeigt die Kriegsgräberstätte im Überblick und öffnet via QR-Code die Tür zum virtuellen Teil des Lernortes.

Foto: Lilian Heinen-Krusche

Ein Kraftakt war es, die Kriegsgräberstätte des Lebacher Friedhofes zum „Lernort“ zu gestalten. „Wir haben dort 40 Tonnen Erde bewegt“, sagte Lothar Schmidt vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, VdK, über die Arbeit des neunköpfigen Teams „Die Lebacher“. Die hatten 2015 das Gräberfeld in Lebach in Angriff genommen, das buchstäblich dabei war, im Boden zu versinken. Über 1000 ehrenamtliche Stunden wurden geleistet, im heißen Sommer 2019 erfolgten die vorerst letzten großen Arbeiten. Das gesamte Kriegsgräberfeld ist neu angelegt. Für alle Namensplatten erfolgte eine Sanierung und die Einbettung in ein neues Verlegekonzept. Zusätzlich wurden Kreuze ausgerichtet und der Rasen eingesät. „Wir sind zunächst mal glücklich“, sagte Schmidt weiter, „dass wir fertig sind und das Gräberfeld erhalten bleibt“.

Von den unterschiedlichsten Opfergruppen lasen Schüler bei der offiziellen Einweihung am 1. September 328 Namen vor. Namen, Geburts- und Sterbedaten stehen auf schmalen Tafeln, die in langen Reihen von Schieferplatten eingelassen sind. Die symbolisieren Schützengräben. Unter den Opfern befinden sich 234 deutsche Soldaten aus den Kämpfen um Dillingen von Dezember 1944 bis März 1945. Sie starben in Lebach im Lazarett. Aber auch Lebacher, die bei Bombardements ums Leben kamen. Dazu 32 Zwangsarbeiter aus Osteuropa sowie 41 der im Lager gestorbenen Babys. Über QR-Codes sind einzelne Biografien und weitere Informationen aus dem Internet abrufbar.

Die Eröffnung mit Gottesdienst in der Lebacher Pfarrkirche und anschließender Präsentation vor Ort erfolgte zum 80. Jahrestag des Kriegsbeginns 1939. Anwesend waren rund 300 Bürger, auch Ministerpräsident Tobias Hans, Bürgermeister Klauspeter Brill und ein Vertreter des polnischen Konsulates in Deutschland. Aber die Kriegsgräberstätte auf dem Friedhof in Lebach ist mehr als ein letzter Ruheort für Tote. Durch den Einsatz von Volksbund, Historischem Verein Lebach und Lebacher Gymnasien entwickelt sich diese Stätte zum überörtlichen Lernort für das Saarland. Darin eingebunden sind Gespräche mit Zeitzeugen und Recherchen zu Einzelschicksalen. Bereits am 9. November 2019 war diese Stätte der Endpunkt eines Gedenkmarsches von Schülerinnen und Schüler des Johannes-Kepler Gymnasiums Lebach (Seminarfach Geschichte).

Im Juli spendete die Katholische Erwachsenenbildung Lebach drei Sitzbänke, die unter Mitwirkung von Förster Winfried Fandel und der Arbeitsgruppe „Die Lebacher“ gesetzt wurden. Im selben Monat setzte diese Gruppe zwei neue Stelen. Dazu ermitteln Schüler die Einzelschicksale, die als Acrylplatten aufgesetzt werden.

Schon im Juni war das Plakat der Info-Tafel neu gestaltet und eingefügt worden. Hierauf finden sich Hinweise, wie Schüler, Lehrer und andere Besucher den Friedhof historisch erkunden können. Darüber hinaus zeigt eine Topographie im Eingangsbereich des Friedhofs die Kriegsgräberstätte im Überblick und öffnet via QR-Code Zugänge zum virtuellen Teil des Lernortes, auf der Homepage des Lernortes Lebach.

Ausschnitt "Hinter den Namen stehen Schicksale", SZ vom 2.9.2019. Foto: SZ

Ausschnitt "Hinter den Namen stehen Schicksale", SZ vom 2.9.2019. Foto: SZ

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