Ein neues Bild am Grab

Dillingen · Auf den Friedhöfen in Dillingen, Lebach und Schmelz leiten nun auch Gemeindereferentinnen katholische Beisetzungen. Bislang haben das nur Priester und Diakone getan. Die Seelsorger des Dekanates Dillingen haben das so beschlossen. Bischof Stephan Ackermann hat drei Frauen bereits beauftragt.

 Mit dem Beerdigungsdienst im Dekanat Dillingen beauftragt (von links): Eva Gebel, Marlene Schenk und Annette Haak. Foto: Hartmann Jenal

Mit dem Beerdigungsdienst im Dekanat Dillingen beauftragt (von links): Eva Gebel, Marlene Schenk und Annette Haak. Foto: Hartmann Jenal

Foto: Hartmann Jenal

Im katholischen Dekanat Dillingen können jetzt auch Laien, die hauptamtliche Seelsorger sind, katholische Beisetzungen leiten. Das sieht ein gestern in Dillingen vorgestellter Beschluss der Dekanatskonferenz vor. Bislang haben nur Priester und Diakone die Beerdigungen übernommen. Kirchenrechtlich ist es schon länger möglich, Laien damit zu beauftragen. In einigen deutschen Bistümern ist dies längst Praxis, im Bistum Trier nach Angaben des Dillinger Dechanten Patrik Schmidt noch die große Ausnahme.

Im Dekanat Dillingen mit seinen rund 44 000 Katholiken hat Bischof Stephan Ackermann jetzt drei Gemeindereferentinnen mit dem Beerdigungsdienst beauftragt: Eva Gebel, 50, aus der Pfarreiengemeinschaft (PG) Schmelz, Annette Haak, 55, PG Dillingen, und Marlene Schenk, 53, PG Lebach.

Bestattungen durch Laien, hier durch Gemeindereferentinnen, stellen nach Aussage von Dechant Schmidt und Dekanatsreferent Thomas Ascher eine "Bereichung" im kirchlichen Dienst dar. Der Schritt habe aber auch die Entlastung von Priestern und Diakonen zum Hintergrund. Denn die Zahl der Priester sinkt, die Zahl der Beerdigungen aber steigt weiter. 214 waren es 2012 in der PG Dillingen, 149 in der PG Lebach und 206 in der PG Schmelz.

Die drei Gemeindereferentinnen nannten es zudem "eine innere Konsequenz", Menschen, denen sie als Kranke beigestanden haben, "auch auf ihrem letzten Weg zu begleiten".

Wer welche Beerdigung übernimmt, klärt sich nach Aussage der Seelsorger oft bereits beim Bestatter; aber da werde die Praxis zeigen, was sich bewährt.

Bis zu 60 Prozent der Bestattungen auch im Dekanat Dillingen seien inzwischen Urnenbeisetzungen. "Gefragt wird vor allem nach der Urnenwand, besonders, wenn keine Kinder mehr am Ort leben." Die Gemeindereferentinnen werden jede Art von Bestattung leiten und auch Wortgottesdienste halten. Sterbeämter, die laut Dechant Schmidt nur noch bei etwa zwei Dritteln der Beerdigungen gewünscht werden, natürlich ausgenommen. Weniger Sterbeämter gebe es auch deswegen, weil es vielen unangenehm sei, mit einem Dutzend Hinterbliebenen in einer Kirche eine Messe zu feiern.

Die drei Gemeindereferentinnen haben sich mit Kursen auf ihre Beauftragung vorbereitet. Während die Übertragung von Beerdigungen an Gemeindereferentinnen und -referenten laut Dekanatsreferent Thomas Ascher "überraschend ohne große Diskussion" von den pfarrlichen Gremien befürwortet wurde, steht die Praxis-Einführung erst bevor. Viel Fingerspitzengefühl brauche es, den Personal-Wechsel am Grab auch in den Gemeinden zu vermitteln, sagen die Seelsorger.

Eva Gebel wird als liturgisches Gewand die weiße Albe wählen. Die aber, findet Annette Haak, verschmutze leicht, weshalb sie Talar und Rochette, wie die Messdiener, bevorzuge.

Den ersten Einsatz hatte Marlene Schenk aus der Pfarreiengemeinschaft Lebach schon. Sie beerdigte eine Frau, die im Kirchendienst gearbeitet hatte. Haak hat am Montag ihre erste Beerdigung. "Eine Urnenbeisetzung im engsten Kreis einer kleinen Familie."

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