„Keine Bestattung zweiter Klasse“

Eppelborn/Trier · Geschulte Ehrenamtliche sollen im Bistum Trier Beerdigungen halten dürfen. Grund dafür ist nicht nur der Priestermangel. Dahinter steckt der Wunsch vieler Gläubiger nach einem individuellen Begräbnis.

 Eine gut gehaltene Beerdigung hilft vielen Angehörigen bei der Trauer. Foto: dpa/Büttner

Eine gut gehaltene Beerdigung hilft vielen Angehörigen bei der Trauer. Foto: dpa/Büttner

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"Kommt jetzt noch der Pastor?" - diese Frage hat Anja Bauerfeld am Anfang öfters gehört. Die 29-Jährige weiß, dass sie für Irritation gesorgt hat, wenn sie - gekleidet in weißer Albe (liturgisches Gewand; Anm. d. Red.) - die Trauergemeinde begrüßt. "Ist das jetzt ein evangelisches Begräbnis?", fragten sich manche, die überrascht waren, dass eine Frau das Begräbnis eines Katholiken leitet. Bedenken kann die Gemeindereferentin aus Eppelborn im Trauergespräch mit den Angehörigen ausräumen. "Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass sich die Leute freuen, dass eine Frau kommt", sagt sie.

Seit dem Jahr 2000 dürfen im Bistum Trier auch Laien - Frauen wie Männer - Beerdigungen leiten, wenn sie gewisse Voraussetzungen erfüllen (siehe Infobox). Zurzeit gebe es im Bistum zwischen 60 und 80 sogenannte hauptamtliche Laien - also Gemeinde- und Pastoralreferenten -, die die Beauftragung zum Beerdigungsdienst haben, sagt Stefan Nober, Referent im Bischöflichen Generalvikariat Trier und dort für das Thema Trauer zuständig. Schon damals sei überlegt worden, auch ehrenamtlichen Laien den Zugang zu ermöglichen. Ein Gedanke, den die Bistumssynode wieder in den Vordergrund gerückt hat. Sie spricht sich für eine Öffnung des Beerdigungsdienstes für Ehrenamtliche aus, wie es ihn auch schon in anderen Bistümern gibt. Aber dass Beerdigungen nur noch von Laien geleitet werden, sei nicht vorgesehen: "Es ist der ausdrückliche Wunsch von Bischof Ackermann, dass die Priester diesen Dienst weiter tun", betont Nober. Auch gebe es im Bistum keine Region, in der hauptsächlich Laien die Beerdigungen hielten. "Der Begriff Laie klingt wie das Gegenteil von Fachmann, aber gemeint ist etwas anderes: ‚Laie‘ ist hier ein theologischer Begriff und bezeichnet alle, die zum ‚Volk Gottes‘ gehören, aber keine Weihe haben", erklärt Pastoralreferent Jürgen Burkhardt, Sprecher des Arbeitskreises Tod und Trauer im Bistum Trier . Den Beerdigungsdienst dürfe nur der ausüben, der gut vorbereitet wurde und dazu geeignet ist.

"Es gibt weniger Priester und in Zukunft auch weniger Seelsorgerinnen und Seelsorger insgesamt. Deshalb muss diese wichtige Aufgabe des Beerdigungspastorals auf mehr Schultern verteilt werden", sagt Burkhardt. Priestermangel sei aber nur ein Teil der Ursache. Denn auch die Erwartungshaltung der Menschen und ihr Umgang mit Tod und Trauer haben sich verändert. "Früher hat das einheitliche Ritual Trost gegeben, alle Beerdigungen waren mehr oder weniger gleich. Heute wird viel größerer Wert auf das Individuelle gelegt, auf das, was den Verstorbenen ausmachte. Wenn das ausbleibt, ist die Beerdigung für die Angehörigen und ihren Umgang mit der Trauer oft nicht sehr hilfreich", sagt Burkhardt. Daher brauche es mehr Zeit, die Trauerfeier vorzubereiten. "Es geht vor allem um die Qualität. Wie kann diese bei Beerdigungen gehalten und weiterentwickelt werden?", sagt Nober.

Wie führe ich ein Trauergespräch? Wie gestalte ich eine Beerdigung? Wie schreibe ich die Predigt angepasst auf die individuelle Situation? Das sind Themen in der Fortbildung für Gemeinde- und Pastoralreferenten. Für Ehrenamtliche, die - anders als die hauptamtlichen Laien - in der Regel kein Theologiestudium und eine Predigtausbildung haben, müssten künftig eigene Schulungen entwickelt werden. "Wir haben schon sehr gute Erfahrungen mit ehrenamtlichen Hospizhelfern und Trauerbegleitern. Hier sind die Schulungen sehr intensiv und dauern ein Dreivierteljahr." Doch nicht jeder Interessent könne die Befugnis erhalten: "Sie müssen sich auch von ihrem Charisma her für diese verantwortungsvolle Aufgabe eignen", betont Burkhardt. Der Beerdigungsdienst sei nicht an einen Priester gebunden, denn die Beisetzung ist kein Sakrament. "In der Weltkirche gibt es viele Gegenden, in denen oft kein Priester zur Verfügung steht", sagt Burkhardt. Das Sterbeamt werde aber in jedem Fall von einem Priester in einer Eucharistiefeier gehalten.

Bis Ende des Jahres soll der Fahrplan zur Umsetzung der Synodenbeschlüsse stehen. "Es wird am Ende eine neue Richtlinie geben, aber ich gehe nicht davon aus, dass in überschaubarer Zeit flächendeckend Beerdigungen von ehrenamtlichen Laien durchgeführt werden", sagt Nober.

Beschwerden über Beerdigungen durch hauptamtliche Laien lägen dem Bistum nicht vor. Dass dieser Gedanke im Vorfeld Menschen irritiert, kommt allerdings schon vor: "Nach dem Ende der Synode kam eine E-Mail von einer Frau, die schrieb: ,Wenn Sie mir nicht versprechen, dass ein Pastor zu meinem Begräbnis kommt, trete ich aus der Kirche aus.'" Doch in der konkreten Situation, wenn Angehörige um einen Verstorbenen trauerten, gebe es diese Kritik nicht. Hier überwiege die Dankbarkeit, dass sich jemand Zeit nimmt.

Damit Laien akzeptiert würden, sei auch der Pfarrer gefragt, sagt Anja Bauerfeld: "In Eppelborn hat das sehr gut geklappt: Er hat allen von der neuen Zusammenarbeit erzählt und klar gemacht: Es sind keine Beerdigungen zweiter Klasse."

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Hintergrund Laien dürfen im Bistum Trier Beerdigungen leiten, wenn die Anzahl der Bestattungen "eine außergewöhnliche Belastung" für den Priester der Pfarrei darstellt, keine Diakone zur Verfügung stehen und der Pfarrgemeinderat der Berufung des Laien zugestimmt hat. Der Laie muss mit Trauernden "in angemessener Weise" sprechen können, die über das hinausgeht, was Angehörige und Nachbarn an Trauerbegleitung leisten können. Auch muss er der liturgischen Feier des Begräbnisses gemäß der Vorgaben vorstehen sowie den "Dienst am Wort" wahrnehmen können. (Quelle: Richtlinie für die Beauftragung von Laien zum Beerdigungsdienst). ukl

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