Ausstellung über Saar-Prominenz Wer gehört zu den berühmtesten Saarländern?

Saarbrücken · Das Historische Museum Saar in Saarbrücken bereitet eine Ausstellung über saarländische Prominente vor. Wer schafft es ins Museum?

Rankinglisten sind der Deutschen liebstes Unterhaltungs-Futter: Wer sind die Besten, die Schlausten, die Erfolgreichsten? Das bringt hohe Einschaltquoten, wohl auch im Museum. Und deshalb darf man die erste Ausstellungsidee des neuen Chefs des Historischen Museums Saar zumindest jetzt schon eines nennen: ziemlich clever. Im übertragenen Sinne lautet nämlich die Frage, die er den Saarländern stellt — und hier vor allem denen, die sich selbst für bedeutend halten —: Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Berühmteste im ganzen Land? Zwar hat das Team um Simon Matzerath den Superlativ aus dem Titel gestrichen, „Prominente aus dem Saarland“ lautet der. Dennoch bringt die Schau, die am Saarbrücker Schlossplatz gerade vorbereitet wird, für die Besucher durchaus einen „Thrill“ mit: die Spannung, welcher bekannte Saarländer der Geschichte und der Gegenwart es denn nun bis in die Museumsvitrine schaffen wird und wie viele sich überhaupt einen historischen Logenplatz erkämpft haben. 113 Persönlichkeiten ist dies gelungen, sagt die Liste des Historischen Museums. Selbstverständlich finden sich dort in der Mehrzahl die erwartbaren Namen, von der frühen Literatur-Mäzenatin Gräfin Elisabeth  von Nassau-Saarbrücken (1395-1456) über den Völklinger Stahlmagnanten Carl Röchling (1827-1910) bis zum Triathlon-Olympiasieger Jan Frodeno (geboren 1981). Überraschungen gibt es dennoch viele, denn die Museumsleute haben die Fernseh- und Pop-Prominenz miteinbezogen.

So tauchen  beispielsweise das Schlager-Paar Cindy und Bert auf. Hinzu kommen viele Fragezeichen-Momente: Wer ist Angela Braun-Stratmann? Wer sind Booka Shade? Nur 29 der 113  Persönlichkeiten haben es ins engere „Who’s Who“ des Museumsteams geschafft, sie werden in der Ausstellung einzeln vorgestellt und gewürdigt, erhalten eigene Vitrinen.

Aber warum gerade diese 29? Und wer hat das nach welchen Kriterien entschieden? Mit dem Rechenschieber oder dem  Zollstock kommt man einer solchen Fragestellung nicht bei, das wussten die Ausstellungsmacher. „Welche Lebensleistung als prominent eingestuft wird, haben im Grunde nicht wir entschieden, sondern die Gesellschaft, indem sie dem ein oder anderen mehr öffentliche Anerkennung entgegengebracht hat“, sagt Museumschef Matzerath. Viele nicht über das Saarland hinaus bekannt gewordene Personen hätten ebenfalls wichtige Leistungen vollbracht und hätten auch eine Würdigung verdient, meint er. Doch Auswählen gehöre zum Kuratoren-Job.

Das Team hat sich dafür ein paar Leitlinien gegeben. Der Schwerpunkt wurde auf das 20. und 21. Jahrhundert gelegt. Da dürfte Kalkül auf Besucher-Zugkraft dahinter stecken. Denn die heutigen VIPs wie der  Fußball-Nationalspieler Jonas  Hector oder der Dreisterne-Kochstar Klaus Erfort bringen Glamour mit ins Museum und dürften nun mal die sichereren Zugpferde sein als historische Figuren. Auch sollte sich in der Schau ein abwechslungsreiches Bild ergeben, durch die Abbildung möglichst aller gesellschaftlich relevanter Kategorien von Sport bis Religion möglichst nur durch eine Person.

So mussten die Kuratoren  Thomas Roessler, Jessica Siebeneich und  Rainer Jung  erleben, dass mitunter die eigenen Favoriten aus den „Top 29“ aussortiert wurden. Beim Fotografie-Fan Roessler war es der bedeutende Nachkriegsfotogaf Otto Steinert (1915-1978), auf den er  bei den „Top 29“ verzichten musste. Der deutsche Impressionist  Albert Weisgerber (1878-1915) vertrat bereits das Kunst-Ressort. Der Vorbereitungsprozess habe gezeigt, wie viele Halbwahrheiten im kollektiven Gedächtnis fest gehakt seien, berichtet Roessler.  „Die Ausstellung rückt viele klischeehafte Vorstellungen zurecht und zeigt, dass die Figuren weit komplexer sind als gedacht.“

Für Matzerath wiederum war es „das perfekte Projekt, um saarländische  Geschichte von innen kennen zu lernen“. Er habe, bevor er am Schlossplatz  Chef wurde, nur vier Saar-Prominente gekannt: Oskar Lafontaine, Nicole, Heinz Becker und Ludwig Harig. Matzerath ist sicher, dass viele Saarländer auf Anhieb kaum mehr Namen zu Stande bringen.  Und selbst den  Saarland-Bestkennern, die mit allen 29 Prominenten in der Ausstellung vertraut seien, garantiert er Überraschungsmomente.  Denn: „Fast alle Objekte wurden noch nie gezeigt.“ Bei der Recherche nach aussagekräftigen Dokumenten und persönlichen Ausstellungsstücken habe man nicht nur das  eigene Depot durchforstet, sondern habe auch die Prominenten selbst und deren Nachkommen angezapft. Man komme also sehr dicht ran an diese Leben. Näher, als es übliche Geschichtsbücher und Biografien zuließen.

Die Ausstellung mit dem vollen Titel „Prominente Menschen aus dem Saarland. Von Gräfin Elisabeth bis in das 21. Jahrhundert“ wird am Sonntag, den 27. August, eröffnet. Ort: Historisches Museum Saar, Schlossstraße 15 in Saarbrücken.

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