Nanteser lässt Saarbrücker tanzen

Saarbrücken. David Rolland verwandelt jeden Ort in eine Tanzfläche, die Zuschauer sind Hauptakteure in seinen Choreografien. Auf Einladung des Festivals Perspectives kommt der Mann aus Saarbrückens Partnerstadt Nantes, um in der City die Leute zum Tanzen zu bringen

Saarbrücken. David Rolland verwandelt jeden Ort in eine Tanzfläche, die Zuschauer sind Hauptakteure in seinen Choreografien. Auf Einladung des Festivals Perspectives kommt der Mann aus Saarbrückens Partnerstadt Nantes, um in der City die Leute zum Tanzen zu bringen. "Les Lecteurs" hat der studierte Tänzer und Tanzlehrer sein Stück genannt, bei dem Erwachsene wie Kinder mitmachen können. Einzige Voraussetzung: Man sollte des Lesens kundig sein. Denn jeder Teilnehmer erhält ein Heft, in dem die Bewegungsanweisungen aufgeschrieben sind. "Ich mag es, Leute zusammenzubringen, Erfahrungen mit ihnen zu teilen", erklärt David Rolland, warum er sich für diese Form der Aufführung entschieden hat. Dass er dadurch weniger als Künstler, mehr als Animateur gesehen werden könnte, fürchtet er nicht. "Ich habe in mir eine sehr verspielte Seite, und ich mache mit Laien genau so eine choreografische Arbeit wie mit Profis." Es gehe darum, den Raum zu erfahren, sich zu bewegen, auf andere zu reagieren. Nach Jahren als Tänzer gründete er 1997 in Nantes mit zwei Bildhauern die galerie ipso facto. "Es gibt in der bildenden Kunst eine Freiheit der Form und der Medien, die es in den darstellenden Künsten so nicht gibt, das hat mich bestimmt beeinflusst", erklärt er, warum er die gängige Form des Choreografierens hinter sich ließ. Rund 800 Mal schon hat er seit 2004 "Les lecteurs" praktiziert, manchmal mit 300, manchmal mit 2000 Teilnehmern, überall in Frankreich und jetzt zum ersten Mal in Deutschland. Keine Aufführung gleiche der anderen. "Ich habe die Hefte immer wieder umgeschrieben und weiterentwickelt, im Prinzip drei Jahre gebraucht, um die gültige Form zu finden", sagt Rolland. "Ich habe sie manchmal unter ein spezielles Thema gestellt, etwa die Farbe Schwarz oder der Geruch, und diesmal gibt es zum ersten Mal ein deutsch-französisches Heft." Der Clou: Nicht für jeden gibt es dieselben Bewegungsanweisungen. Dadurch entstehen viele "Mikro-Choreografien", spannende Beziehungen zwischen Individuum und Gruppe und eben so manche Überraschung. Angst vor heiklen Situationen müsse dabei niemand haben, versichert Rolland. "Ich führe die Leute nicht an ihre Grenzen, sondern in eher alltägliche Situationen, auch musikalisch stellt sich durch den Soundtrack dazu eher ein easy listening-Gefühl ein." Mehr will Rolland nicht verraten, damit die Überraschung bleibt. Und die Reaktionen der Teilnehmer? "Oft sagen sie hinterher, das müsste von der Krankenkasse verordnet werden", sagt Rolland und lacht. "Sie wollen immer wissen, welches Geheimrezept so eine Choreografie hat."Les lecteurs, 13. Juni, 15 und 17 Uhr, St. Johanner Markt, keine Eintrittskarte erforderlich.

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