Die Kochlöffel-Lehrlinge

Saarbrücken. Man stelle sich vor: 30 Kinder zwischen zehn und 13 Jahren treffen sich, um gemeinsam zu kochen, zu dekorieren und zu servieren. Nicht zu glauben, mag man da denken. Doch genauso funktioniert das Projekt "Europa-Miniköche". Augenblicklich werden deutschlandweit 28 Projekte mit 680 Miniköchen gezählt

 Auch Miniköche müssen Pause machen. Immerhin ist Pommes-Schnitzen anstrengend. Fotos: SZ

Auch Miniköche müssen Pause machen. Immerhin ist Pommes-Schnitzen anstrengend. Fotos: SZ

Saarbrücken. Man stelle sich vor: 30 Kinder zwischen zehn und 13 Jahren treffen sich, um gemeinsam zu kochen, zu dekorieren und zu servieren. Nicht zu glauben, mag man da denken. Doch genauso funktioniert das Projekt "Europa-Miniköche". Augenblicklich werden deutschlandweit 28 Projekte mit 680 Miniköchen gezählt. Und auch im Raum Saarland, Lothringen und Luxembourg sind die Europa-Miniköche aktiv. Seit November 2007 kommen 27 angehende Kochkünstler aus dieser Region einmal im Monat nachmittags zusammen und tauschen ihren Schulranzen mit der Kochschürze.

Die Idee stammt von Koch Jürgen Mädger, der schon 1989 den ersten Kochklub für Kinder in seinem Heimatort Bartholomä in Baden-Wüttemberg ins Leben rief. Heute hat sich das Projekt der Miniköche zu einem europaweiten Projekt entwickelt. Es gab und gibt mittlerweile Gruppen in Finnland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und natürlich überwiegend in Deutschland.

Und jedes Mal geht es unter Anleitung von Küchenchefs und Servicepersonal richtig professionell zur Sache: Da wird geschnippelt, gebraten und gerührt, es werden Servietten gefaltet, Speisekarten geschrieben und Tische dekoriert. Und bei all dem steht der Spaß am gemeinsamen Kochen und die Freude an den leckeren Gerichten im Vordergrund. "Die Atmosphäre bei den Miniköchen ist einfach super", erzählt die dreizehnjährige Indira aus Kleinblittersdorf. Und für Dirk Klosz, ehrenamtlicher Leiter der Projektgruppe SaarLorLux, steht fest: "Die Kinder wissen mittlerweile, was zu welcher Jahreszeit am besten schmeckt und wie man Mahlzeiten zubereitet."

Doch die Miniköche lernen nicht nur, wie Fleisch angebraten, Fisch gedünstet und leckere Beilagen zubereitet werden. Sie üben auch, wie man als zukünftiger Meisterkoch auftritt und sollten am Ende wissen, welches Glas zu welchem Getränk gehört, erklärt Klosz. Auch würden sich die Zehn- bis 13-Jährigen mit Problemen der Landwirtschaft beschäftigen: "Mit Säen, Ernten und Bodenaufbereitung." Denn gesundes Kochen beginne schon bei den Kenntnissen über die Produktion von Lebensmitteln, so der Projektleiter.

"Ich habe in einem Radiointerview über die Miniköche und ihre Aufgaben gehört und wollte sofort mitmachen", erzählt Indira. Endlich könne sie auch mal selbst am Herd stehen, denn zu Hause bliebe dazu kaum Zeit. Doch für die Leistungssportlerin im Modernen Fünfkampf gab es noch einen anderen Grund, eine Miniköchin zu werden: "Ich habe Ernährungsdefizite, leide unter Eisenmangel und bin leider kein so guter Esser. Deswegen habe ich gehofft, mehr über gesunde und ausgewogene Ernährung zu erfahren."

Insgesamt zwölf Sponsor-Unternehmen würden sich für die Interessen und die Ausbildung der Miniköche engagieren, erklärt Klosz. Außerdem hätten sich 16 Restaurants und Betriebe bereit erklärt, die Sterne-Köche von morgen in ihre Töpfe und Pfannen schauen zu lassen. Und selbstverständlich seien die Kinder bei ihren Tätigkeiten standesgerecht gekleidet: Eine Kochjacke mit weißen Knöpfen und Namensschild zählt ebenso dazu wie Halstuch und Schürze. Auch ein Messerset und ein Schneidebrett gehöre zur Grundausrüstung, so Klosz. Am Ende des Kurses könnten alle Teilnehmer in einer Prüfung beweisen, dass Minikoch keine bloße Spielerei, sondern eine richtig kleine Ausbildung sei, berichtet der Leiter. Die Industrie- und Handelskammer bestätigt das dann auch mit einem Zertifikat über ein zweijähriges Berufsvorbereitungsseminar. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf einmalig 100 Euro pro Kind.

 Vor der Zubereitung werden die Zutaten gründlich geprüft.

Vor der Zubereitung werden die Zutaten gründlich geprüft.

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