Gastarbeiter für drei Stunden

Völklingen. Seit Dezember 2010 können Menschen mit geringem Einkommen im Diakoniekaufhaus Völklingen preiswert gebrauchte Möbel, Textilien, Geschirr, Bücher, Elektrogeräte und Spielsachen erwerben. Als wir am Donnerstagnachmittag am Nordring vorbeischauen, treffen wir einen prominenten Helfer. Oberbürgermeister Klaus Lorig trägt einen Korb mit Kleidungsstücken zur Waschmaschine

Völklingen. Seit Dezember 2010 können Menschen mit geringem Einkommen im Diakoniekaufhaus Völklingen preiswert gebrauchte Möbel, Textilien, Geschirr, Bücher, Elektrogeräte und Spielsachen erwerben. Als wir am Donnerstagnachmittag am Nordring vorbeischauen, treffen wir einen prominenten Helfer. Oberbürgermeister Klaus Lorig trägt einen Korb mit Kleidungsstücken zur Waschmaschine. Drei Stunden packt der Verwaltungschef in dem Sozialkaufhaus mit an."Ich bin sensationell gut aufgenommen worden", sagt Mitarbeiter Lorig. Seine Kolleginnen geben das Kompliment zurück. "Er macht es richtig routiniert, ist sehr hilfsbereit und interessiert", versichert Klara Kleinschmidt. Der Kaufhaus-Beschäftigten macht ihr Job Spaß. "Ich fühle mich hier sehr wohl", sagt sie.

Die Aushilfskraft aus dem Rathaus genießt die Abwechslung vom Verwaltungsalltag: Im Büro arbeitet Lorig sitzend, im Kaufhaus muss er viele Meter gehen. Der nächste Weg führt in den Kassenbereich. Die Strichliste zeigt, dass bis halb vier Uhr bereits 30 Männer und 70 Frauen da waren. Die Erfahrung zeigt: Wenn das Geld am Monatsende knapp wird, sinkt die Kundenzahl.

"Das Kaufhaus wird sehr gut angenommen", erklärt Marina Blau-Rink. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Ute Wilegala leitet die Mitarbeiterin des Diakonischen Werkes sechs Langezeitarbeitslose an. Magda Lesch betreut das Beratungscafé, sie ist Ansprechpartnerin bei allen Fragen zur Arbeitswelt. Insgesamt 9075 Kunden besuchten von Januar bis September das Kaufhaus, Frauen waren dabei klar in der Überzahl. Rund 4900 Kunden hatten Migrationshintergrund, über 9300 Kleidungsstücke wurden verkauft. Nicht nur Arbeitslose oder Rentner haben einen schmalen Geldbeutel: Um auch Berufstätigen den Einkauf zu ermöglichen, ist dienstags und donnerstags bis 18 Uhr geöffnet. Die gebrauchten Waren sind gespendet und werden bei Bedarf in einem Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekt aufgearbeitet.

Als wir uns wieder verabschieden, ist die Schicht von Klaus Lorig noch nicht zu Ende. Eine Lücke im Schuhregal muss aufgefüllt werden. Größe 37 fehlt.

Auf einen Blick

Das Diakoniekaufhaus, Nordring 69, sucht noch gut erhaltene Waren - vor allem warme Winterkleidung, aber auch Möbel, Hausrat und Elektrogeräte. Die Spenden können während der Öffnungszeiten beim Verkaufspersonal abgegeben werden. Größere Mengen werden auch zuhause abgeholt: Telefon (0 68 98) 69 02 11 05. Die Öffnungszeiten sind Montag neun bis 16 Uhr, Dienstag und Donnerstag neun bis 18 Uhr, Freitag neun bis zwölf Uhr. Wer das Diakoniekaufhaus nutzen möchte, muss vor dem Einkauf sein geringes Einkommen nachweisen. tan

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