Fenner Glocken läuten bald in der Eifel

Fenne · Am Mittwochmorgen haben die Glocken der Kirche St. Antonius noch einmal geläutet. Dann senkte ein Kran sie zu Boden. Sie ziehen um in eine Kirche in der Eifel. Gläubige nahmen bei einer kleinen Andacht Abschied.

 Die große Christkönig-Glocke, die St. Antoniusglocke und die Marienglocke, die kleinste Glocke im Trio, ruhen hier bereits neben der Kirche am Boden. Auch stumm haben sie noch einiges zu erzählen. Daneben (von links) Katja Biwer, Hermann Schmitt und Elisabeth Wagner. Foto: Jenal

Die große Christkönig-Glocke, die St. Antoniusglocke und die Marienglocke, die kleinste Glocke im Trio, ruhen hier bereits neben der Kirche am Boden. Auch stumm haben sie noch einiges zu erzählen. Daneben (von links) Katja Biwer, Hermann Schmitt und Elisabeth Wagner. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Ungläubig schauen zwei Frauen in den Fenner Nachmittagshimmel. Gemeindeverwalterin Katja Biwer und Elisabeth Wagner, Mitglied im Verwaltungsrat, fragen sich, wie der Kran die Glocken aus dem Glockenstuhl von St. Antonius heben soll. "Kommt der mit dem Haken jetzt von oben?", will Biwer wissen. Unwahrscheinlich. "Oben ist der Glockenturm ja zu", meint Wagner.

Die Schlitze seitlich im Glockenhaus? Wohl zu schmal. Hermann Schmitt, Chef der Firma, die mit dem Glocken-transport betraut ist, verrät noch nicht, was er vorhat. Er zitiert die Bibel: "Es heißt ‚schauet' und nicht ‚höret'."

Also schauen die Frauen zu. Sie sehen, wie sich eine runde Luke im Boden der Glockenumhausung öffnet. Wenig später senkt sich die erste von drei Glocken aus dieser Luke. Sie hängt an einem Flaschenzug. Aber wie kommt sie jetzt an den Kranhaken? Zwei Arbeiter steigen in einen gelben Korb, der ebenfalls am Kranseil hängt. Die Haken, die die Glocken nachher tragen sollen, haben sie in Griffweite. Der Kran hebt sie möglichst nahe an die im Freien hängende Glocke heran. Der Kranhaken wird angebracht, der Flaschenzug entfernt. Jetzt kann der Kran die Glocken auf dem Boden absetzen. Eine nach der anderen. Die große Christkönig-Glocke, die mittlere - von der Stadt Völklingen gestiftete - St. Antoniusglocke. Und die Marienglocke, die kleinste Glocke im Trio. Sie wiegen zwischen 1380 und 600 Kilogramm.

Auch stumm haben sie noch einiges zu erzählen. Die Schrift auf den Glocken sagt zum Beispiel, dass sie die Nummern 5620 bis 5622 waren, die bei der Firma Mabilon und Co. in Saarburg bei Trier gegossen wurden. Schon 1955, und zwar für die katholische Kirche Fenne - und das wirft eine Frage auf.

Schließlich wurde die inzwischen profanierte Fenner Kirche erst 1965 fertig. "Unsere Vorgängerkirche war unten an der Saar", sagt Wagner. Sie geht davon aus, dass die drei Glocken derzeit ihren zweiten Umzug erleben. Die Glocken wurden zu einem symbolischen Preis an die Kirchengemeinde Großlittgen in der Eifel verkauft, wo sie dann bald wieder läuten sollen. Jetzt, da die Glocken gehen, reißen Narben auf. "Es schwingt die ganze Zeit in einem mit, dass unsere Kirche nicht mehr ist", sagt Wagner. In solchen Momenten werde man sich dessen aber wieder besonders bewusst.

Hin und wieder halten Autofahrer an. Scherze und auch Wehmütiges entweichen ihren Lippen, wenn sie mit den Mobiltelefonen noch schnell ein Erinnerungsfoto schießen. Später findet noch eine Andacht statt. Dann heißt es, endgültig Abschied zu nehmen.

Fachmann Schmitt weiß den Glocken vorher noch weitere Geheimnisse zu entlocken. So entnimmt er er dunkle Patina: "Sie haben lange Zeit in ziemlich schmutziger Luft gehangen." Stimmt, bestätigt Wagner: "Zu Hoch-Zeiten der Industrie lagen wir unter der Völklinger Glocke." Taubenkot auf den Glocken lasse vermuten, dass sie lange nicht geläutet haben.

Und es scheint, als habe sich am Tag des Abschieds noch ein kleines Wunder ereignet. Es hieß nämlich eigentlich, dass die Läutemechanik nicht mehr funktioniere. Morgens habe man es aber einfach noch einmal versucht. Und Wagner berichtet: "Heute Morgen um Viertel nach neun hat es noch einmal hier geläutet."

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