Alt-Oberbürgermeister wird heute 75

Völklingen. Im Ruhestand noch überall hingehen zu können, wo sie zu Berufszeiten Verantwortung trugen, das gelingt nicht allen Führungskräften, jedenfalls nicht ohne Verbiegungen. Man sollte mit sich und den Dingen im Reinen sein, um solche Begegnungen in heiterer Gesinnung zu gestalten

Völklingen. Im Ruhestand noch überall hingehen zu können, wo sie zu Berufszeiten Verantwortung trugen, das gelingt nicht allen Führungskräften, jedenfalls nicht ohne Verbiegungen. Man sollte mit sich und den Dingen im Reinen sein, um solche Begegnungen in heiterer Gesinnung zu gestalten. So wie Hans Netzer, der von 1989 bis 2003 als Oberbürgermeister die Geschicke der Stadt Völklingen lenkte. Berufsstart auf der HütteDem früheren Walzwerker auf der Hütte, der es mit Bildungsfleiß und Tatkraft zum diplomierten Sozialwirt und Landtags-Vizepräsidenten gebracht hatte, eilte im Rathaus der Ruf des Despoten voraus, der mit eisernem Besen auskehren werde. Es gelang Hans Netzer allerdings in umgänglicher Weise, die Verwaltung zu reformieren und vor allem die elektronische Datentechnik einzuführen. Seine distanzierte Höflichkeit und sein Unbehagen an Jovialität wurden gern als Kühle und Beratungsskepsis fehlgedeutet. Netzer suchte im Gegenteil den Rat vieler Vertrauter und erwarb sich menschlich und fachlich Respekt. Dem SPD-Altkanzler Helmut Schmidt in der Abneigung gegen "Visionen" ähnlich, ging der Praktiker am liebsten Projekte von spürbarem, direktem Nutzen für die Leute an: Kindergärten, Schulen, Feuerwehr, Energieversorgung, Freibad. Unter ihm wurde die alte Hütte zum Weltkulturerbe. Niemals hätte Hans Netzer eine Meeresfischzuchtanlage betrieben. Was vor fünf Jahren zum 70. Geburtstag geschrieben stand, nämlich dass Hans Netzer dem Alter entsprechend gesund und wunschlos glücklich in einer harmonischen Familie lebe, darf zum 75. am heutigen Dienstag nachdrücklich wiederholt werden. Er nimmt rege am öffentlichen Leben teil, geht spazieren und widmet sich mit Hingabe dem Gedeihen "seines" Turnvereins Völklingen. Den 1800 Mitgliedern steht er als Präsident und Ehrenpräsident in einer Person vor. Täglich drei bis vier Stunden verbringt der ehrenamtliche Gebäudemanager Hans Netzer in der seit 2002 nach ihm benannten vereinseigenen Hans-Netzer-Halle, um Solaranlagen und Kaffeemaschine am Laufen zu halten. Auf Wunsch gibt's RatAußerdem ist der Jubilar seit 23 Jahren Präsident des saarländischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes. In der SPD Völklingen-Mitte ist Hans Netzer Ehrenvorsitzender; ungefragt mischt er sich nicht in die Politik ein, wer seinen Rat sucht, der erhält ihn aber. Wenn es dann doch ein Wunsch sein sollte, und zwar an die Stadtpolitik, dann würde Hans Netzer gern sehen, wenn das Martin-Luther-Haus einer Freifläche wiche, um die wunderbare evangelische Kirche hervorzuheben. Am heutigen Dienstag gibt Hans Netzer im Café Salto in der Gatterstraße von 11 bis 15 Uhr einen Empfang. Es wurden keine Einladungen ausgesprochen, jedermann ist eingeladen.

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