Knuffel sucht noch ein Zuhause

Völklingen/Warndt. 200 Katzen hat Martina Sassone in den vergangenen fünf Jahren in ihrem Haus auf dem Heidstock aufgenommen. Hat sie aufgepäppelt, verwöhnt, gesund gepflegt und sie dann schweren Herzens an neue Besitzer abgegeben. "Hängengeblieben", sagt sie, sind Mister B., Queenie und J. J., "die wollte keiner haben

Völklingen/Warndt. 200 Katzen hat Martina Sassone in den vergangenen fünf Jahren in ihrem Haus auf dem Heidstock aufgenommen. Hat sie aufgepäppelt, verwöhnt, gesund gepflegt und sie dann schweren Herzens an neue Besitzer abgegeben. "Hängengeblieben", sagt sie, sind Mister B., Queenie und J. J., "die wollte keiner haben." Familie Sassone ist eine von sieben Pflegestellen des Vereins Tiere in Not Saar. Dass die Katzen hier längst das Kommando übernommen haben, sieht man der Einrichtung an. Ein Riesenkratzbaum im Wohnzimmer, ein kleines Katzensofa auf dem Boden, Spielzeug, Sisalteppich-Flicken auf den Zimmerkanten, hochgebundene Gardinen, sechs Katzenklos "man darf nicht empfindlich sein", lächelt die Hausherrin. Gerade hat sie fünf Welpen zur Pflege, zwei von ihnen noch in Quarantäne, eingerichtet im früheren Kinderzimmer von Junior Marco. "Manchmal ist es hart", sagt Martina Sassone. Und meint das Elend. Kranke Katzen, die sterben, die es nicht schaffen. "Fünf waren es bisher dieses Jahr", berichtet sie, da klingelt das Telefon. "Welpe Kniffel schafft es nicht", sagt der Tierarzt. Martina Sassone kämpft mit den Tränen.Weitermachen wird sie trotzdem, soviel steht fest. Viel Arbeit wartet. Eine Katzenschwemme hat auch sie ausgemacht. "Im Sommer hatte ich zwölf Welpen und drei Katzenmamas zu betreuen", berichtet sie. Rita Lehmann, im gleichen Verein zuständig für die Katzen und deren Verteilung, sagt: "Mit 40 Welpen und acht erwachsenen Katzen sind unsere Pflegestellen dicht." Das vor zwei Jahren in Lauterbach erbaute Katzenhaus des Vereins beherbergt zur Zeit zwei Katzenmamas und acht Welpen. Sie selber betreut in Großrosseln verwaiste Flaschenkinder. Katzenbabys gibt es derzeit besonders viele. Fünf steckten in einer zugeklebten Bananenkiste, vier fand Rita Lehmann in einer Mülltonne, 16 waren in einer Wäschetruhe mit zwei Müttern an einer Tankstelle abgestellt. Barbara Best vom Bertha-Bruch-Tierheim berichtet von der Babyklappe des Heims: "Vor wenigen Tagen wurde wieder ein Wurf dort abgelegt, ein Welpe ist nach der kalten Nacht gestorben". Jede Katze, die vermittelt werden kann, bedeutet einen Glücksfall für die Tierschützer. Doch auch da hat sich etwas verändert. "Die Interessenten sind anspruchsvoller geworden", findet Martina Sassone. Viele wollten nur ganz junge Kätzchen, eine bestimmte Farbe. Auch der Betrag, der entrichtet werden muss, ist vielen zu viel. "Wir vermitteln zur zeit höchstens ein bis zwei Welpen pro Woche, das ist erschreckend wenig", sagt Rita Lehmann. Der Völklinger Tierarzt Dr. Ludvik May registriert, dass "die Leute weniger Geld haben, das sie für ihre Tiere ausgeben können". Stammkunden bietet er deshalb "öfters mal Ratenzahlung an". Wildtiere wie Igel oder Fuchs behandelt er umsonst. Dazu gehören jedoch keine Katzen, betont der Doktor. Etwa 85 bis 100 Euro kostet eine Sterilisation bei ihm, 50 bis 57 Euro eine Kastration inklusive Narkose und Medikamenten. Von einer akuten Katzenschwemme mag Dr. May nicht reden, aber er sagt: "Katzen sind günstiger zu halten", entsprechend kommen in seiner Praxis auf einen Hund drei bis vier Katzen. Barbara Best hat schon erlebt, dass Katzenbesitzer vorgeben, ein wildes Tier gefangen zu haben, um die Arztkosten zu sparen. "Die Leute haben weniger Geld für ihre Tiere übrig."Dr. Ludvik May, Tierarzt

StichwortDer Verein Tiere in Not Saar wurde 2001 von Monika und Ralf Ewen gegründet, die auf der Röchling-Höhe leben. Wer bei dem Verein ein Katzenbaby erwerben möchte, muss 70 Euro bezahlen (Erstimpfung ist dabei), ein erwachsenes Tier kostet 90 Euro (inklusive Kastration), Kontakt Rita Lehmann, Tel. (0 68 98) 43 91 94. af

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