Konzert Großer Andrang beim Bach-Chor

St. Arnual · „Sie müssen bitte kurz warten. Wir müssen schauen, ob sich noch irgendwo Stühle dazustellen lassen“, sagt die junge Dame an der Abendkasse zu einem Paar am vorderen Ende der Schlange. Seit nahezu 270 Jahren ist Johann Sebastian Bach nun bereits tot, doch das Interesse an seinem Werk ist nach wie vor äußerst vital.

Der große Andrang am Sonntagabend in der Stiftskirche St. Arnual unterstreicht dies mal wieder. Der 60-stimmige Bach-Chor Saarbrücken lockt – unter der Leitung von Georg Grün sowie mit Begleitung durch die Organistin Anne-Catherine Bucher und Stephan Schultz am Violoncelllo – mit Kompositionen Bachs: den vier als Herausforderung geltenden Motetten „Jesu, meine Freude“, „Lobet den Herrn, alle Heiden“, „Komm, Jesu, komm“ sowie „Der Geist hilft unser Schwachheit auf“.

Zur Freude der Zuspätgekommenen können tatsächlich noch weitere Stühle aufgestellt werden – so hat zwischen den Säulen der Stiftskirche zwar nicht jeder freie Sicht auf die im Querschiff aufgebaute Bühne, dafür aber einen Sitzplatz.

Man kann die Anspannung des gemischten Chors förmlich spüren. Kein Wunder, die vier ausgesuchten Werke sind kein musikalisches Fast-Food, sondern anspruchsvolle Chorliteratur, mit Passagen, die „schon so manchen Choralisten zum Verzweifeln brachten“, so Professor Thomas Krämer, früherer Rektor der Saarbrücker Musikhochschule und langjähriger Leiter des Bach-Chores. Dieser erläutert zwischen den Stücken die Werke Bachs für das anwesende Publikum – spricht mal über das Werk, mal über den Menschen Bach. Dies tut er, ohne zu dozieren und mit einer guten Portion Humor bereichert Krämer mit seinen Infos den Ablauf des Chorabends auf wohltuende Weise. Eine echter Gewinn.

Damit kann die Musik mithalten: Mit dem eröffnenden, 20-minütigen „Jesu, meine Freude“ füllen die Damen und Herren des Chores die Stiftskirche in harmonischen Klang. Besonders in den Choralsätzen werden die Hörer regelrecht in die vokale Wärme gehüllt.

Im darauf folgenden, doppelstimmigen „Komm, Jesu, komm“ wird es sehnsuchtsvoll: Die beiden Chöre befinden sich scheinbar in Zwiesprache, wogen hin und her, dass es eine Freude ist. Auch die Stelle „der saure Weg“ mit ihren berüchtigten Intervallen, meistert der BachChor bravourös.

Bevor noch die beiden weiteren Motetten den Abend beschließen – das kraftvoll gesungene, jubilierende „Lobet den Herrn, alle Heiden“ entpuppt sich als stimmungsvoller Abschluss. Das Instrumentalstück „Sonate in G-Dur“, vorgetragen von Bucher und Schultz sorgt dann für Abwechslung inmitten des Chorklangs und macht damit einen mit Musik und Vortrag wohl konzipierten und ansprechenden Abend rund.

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