Wie mit viel Lärm Politik betrieben wird

Saarbrücken · Die Grünen haben Aussagen des Landesbetriebs für Straßenbau genutzt, um die Stadt vorzuführen. Doch die reagiert gelassen und erklärt, warum ein Lkw-Verbot nicht zwangsläufig weniger Lärm bringt, sondern diesen nur verlagert.

 800 Lkw donnern jeden Tag durch die Lebacher Straße. Foto: bub

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Die Schlagzeile klang spektakulär: "LfS gibt grünes Licht für Lkw-Fahrverbot in der Lebacher Straße." Die Grünen hatten sie nach einer Sitzung des Bauausschusses der Stadt verfasst. Dort hatte der bau- und verkehrspolitische Sprecher der Stadtratsgrünen, Torsten Reif, die Mitarbeiter des Landesbetriebs für Straßenbau (LfS) gefragt, wie der LfS zu einem Lkw-Verbot in der Lebacher Straße stehe. Die Vertreter des LfS erklärten daraufhin schulterzuckend, dass der Landesbetrieb keine Einwände gegen ein Lkw-Fahrverbot habe. Die Entscheidung müssen nur die Stadtverantwortlichen treffen.

Die Grünen verkündeten schließlich das Lkw-Ende in der viel befahrenden Straße: "So wie wir unsere Oberbürgermeisterin kennen, sind wir sicher, dass dieses Verbot im Sinne der Anwohner schnell umgesetzt werden wird." Für die Grünen sei das Lärmproblem gelöst, da der LfS zudem zugesagt habe, dass er am Saarbrücker Kreuz an der A 1 Umleitungsschilder für den Transitverkehr Richtung Frankreich über die A 8 Richtung Saarlouis anbringen werde. Bisher werden die Lkw über die A 623 durch Saarbrücken geführt, so die Partei in ihrer Mitteilung weiter.

Stadtpressesprecher Thomas Blug musste am Freitag den Aussagen der Grünen widersprechen: "Der LfS habe lediglich nur betont, dass ein potenzielles Fahrverbot eine Sache der Landeshauptstadt sei und am LfS nicht scheitern würde. Dies ist nichts Neues."

Die Stadt arbeitet bereits seit Monaten an einer Lösung für das Verkehrsproblem der Lebacher Straße. Dazu habe man den Vorschlag einer Bürgerinitiative aufgegriffen, die Straße für LKW zu sperren. Diesem Vorschlag wurden dann weitere mögliche Maßnahmen gegenübergestellt. Hierzu zählen unter anderem Tempo 30 zwischen Rußhütter Straße und Cottbuser Platz in Kombination mit Fahrradschutzstreifen auf der Fahrbahn. Die resultierende Verbesserung der Lärmbelastung habe die Stadt in einem Lärmgutachten rechnerisch untersuchen lassen. Im Ergebnis habe das Gutachten erheblich weniger Straßenlärm tagsüber sowie nachts prognostiziert, sagt Blug. Zudem würde die geringere Geschwindigkeit die Verkehrssicherheit an Schul- und Kindergartenwegen sowie an Zugängen zu Saarbahnhaltestellen erhöhen.

Das von der Bürgerinitiative geforderte Lkw-Durchfahrtsverbot hätte laut Lärmgutachten eine ähnlich spürbar positive Wirkung auf die Lärmbelastung wie Tempo 30. Allerdings käme es infolge der Lkw-Verlagerungen auf die A8 und A623 dafür zu mehr Lärm in der Camphauser Straße. Das Lärmproblem würde also nur umgeleitet. Die Stadt will nun die Möglichkeiten verwaltungsintern diskutieren und noch vor der Sommerpause den städtischen Gremien zur Entscheidung vorlegen.

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