Wie Schüler lernen, Leben zu retten

Saarbrücken · An den ersten 22 Schulen im Saarland wird im nächsten Schuljahr Wiederbelebungsunterricht eingeführt. Den Unterricht geben Lehrer mit Ersthelfer-Ausbildung in den Klassen 7 bis 9. Den Piraten reicht das noch nicht.

 In einem Pilotprojekt rückt die Erste Hilfe jetzt in 22 Schulen des Saarlandes in den Fokus. Foto: Fotolia

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Ein Mensch bricht bewusstlos zusammen. Passanten eilen zur Hilfe. Aber was tun? Stabile Seitenlage? Mund-zu-Mund-Beatmung? Viele sind ratlos. Dabei können erste Maßnahmen vor dem Eintreffen der Rettungskräfte Leben retten. Es ist also sinnvoll, schon in der Schule zu lernen, wie Wiederbelebung funktioniert, finden die Saar-Piraten. Auf ihre Initiative hin hatte der Landtag am 11. November 2015 beschlossen, "das Thema Reanimation als Pflichtstoff in den Lehrplänen für alle weiterführenden Schulen ab Klassenstufe 7 zu integrieren" und "dafür Sorge zu tragen, dass alle Schülerinnen und Schüler im Saarland ab Klassenstufe 7 mindestens zwei Schulstunden pro Schuljahr zum Thema Reanimation unterrichtet werden". Zuvor hatte der Schulausschuss der Kultusministerkonferenz eine entsprechende Empfehlung an die 16 Länder abgegeben.

Nun also geht es im Saarland los: Ab dem kommenden Schuljahr wird an bis zu 22 Gemeinschaftsschulen, Gymnasien und Förderschulen Reanimationsunterricht eingeführt. Geplant ist der Unterricht für die Klassenstufen 7 bis 9, wie das Bildungsministerium auf SZ-Nachfrage mitteilte. Das kommende Schuljahr soll als Pilotphase dienen. Um daran teilzunehmen, können sich Schulen freiwillig anmelden. Nach dem Ende des Schuljahres 2016/2017 folgt dann eine Auswertung, was gut lief, was noch verbessert werden kann, wie hoch die Teilnahme der Schulen war. Ist auch diese Phase abgeschlossen, soll der Unterricht für alle genannten Schulen verpflichtend eingeführt werden. Jasmin Maurer , bildungspolitische Sprecherin der Piraten im Landtag, hofft auf eine schnelle Umsetzung. Ihr Ziel: Reanimationsunterricht in jeder Schule, saarlandweit. So sollten nach Maurers Meinung bereits Grundschüler in Erste-Hilfe-Maßnahmen ausgebildet werden. "Den Notruf alarmieren zu lernen, das geht bereits ab der Grundschule", sagt sie. Eine Ausweitung der Zielgruppe stehe aber gerade nicht zur Diskussion, so das Ministerium.

Für die Klassenstufen 7 bis 9 sind laut Beschluss der Kultusministerkonferenz zwei Unterrichtsstunden pro Schuljahr vorgesehen. Den Unterricht sollen Lehrer abhalten, die bereits über eine Ersthelfer-Ausbildung verfügen, die nicht älter ist als zwei Jahre. Neue Ersthelfer auszubilden, ist nicht angedacht, wie das Bildungsministerium mitteilt.

Mitarbeiter der Rettungsdienste wie des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), der Malteser, der Johanniter oder der Deutschen Lebens-Rettungsgesellschaft (DLRG) schulen die Ersthelfer dann speziell in der Wiederbelebung. Die Stunden sollen in Gruppen mit bis zu 16 Lehrkäften entweder in den Schulen oder im Landesinstitut für Pädagogik und Medien (LPM) abgehalten werden. Zurzeit entwickeln die Hilfsdienste zusammen mit dem LPM und der Unfallkasse einen eigenen Lehrplan. Neben Herzdruckmassage und Atemspende soll er juristische Themen, Grundlagen der Anatomie oder das Absetzen von Notrufen enthalten.

Rund tausendmal rückten die Rettungskräfte im Saarland 2015 mit Verdacht auf Wiederbelebung aus. "Wichtig ist es, dass sich die Ersthelfer einfach trauen", sagt Lukas Hoor vom Zweckverband für Rettungsdienst und Feuwehralarmierung (ZRF). Denn Leben retten, sei manchmal ganz einfach.

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