Unterwegs auf Deutschlands Grenze

Mettlach. "Einfach mal eine gewaltige Strecke gehen, das hast du doch noch nie gemacht", sagte sich Folke Ludewig und begann, 2006 quer durch Deutschland zu laufen. Seither marschierte er bereits mehr als 13 000 Kilometer

 Folke Ludewig will Deutschland umrunden und läuft derzeit durchs Saarland, bevorzugt an der Saar entlang. Immer dabei: ein Handkarren mit seinem Hab und Gut.Foto: Theobald

Folke Ludewig will Deutschland umrunden und läuft derzeit durchs Saarland, bevorzugt an der Saar entlang. Immer dabei: ein Handkarren mit seinem Hab und Gut.Foto: Theobald

Mettlach. "Einfach mal eine gewaltige Strecke gehen, das hast du doch noch nie gemacht", sagte sich Folke Ludewig und begann, 2006 quer durch Deutschland zu laufen. Seither marschierte er bereits mehr als 13 000 Kilometer. Vor zwei Wochen nun startete der 53-Jährige sein neuestes Projekt: Er möchte Deutschland umrunden und zwar an der Grenze entlang, bevorzugt auf Rad- und Wanderwegen. Von Konz bis Konz hat er sich bis August vorgenommen, schlappe 3600 Kilometer, schätzt er. Seine erste saarländische Station war Mettlach, von dort aus startete er gestern durchs Saarland.

"Das Leben erleben in seiner natürlichsten Form", das habe ihn motiviert, zu laufen, monatelang unterwegs zu sein, fern seiner Heimat in Bad Sooden-Allendorf bei Göttingen und nur das im Gepäck zu haben, was er zum Überleben braucht: Eine gute Campingausrüstung, wie Zelt, Schlafsack, Gasbrenner, Geschirr, außerdem Ersatzkleidung, Lebensmittel, Hygieneartikel und einen kleinen Notfallkoffer mit Werkzeug und Verbandsmaterial. "Alles in Miniaturausgabe", sagt der 53-Jährige. Sein ganzes Leben passt quasi auf einen Handkarren, den er vor sich herschiebt. Übernachtet wird überall dort, wo es sich anbietet, meistens in freier Natur, im günstigsten Fall in einem Schuppen oder auf einem Campingplatz. Ludewig trotzt dabei Nässe und Kälte. "Damit muss man halt leben", sagt er mit einem Schulterzucken.

Seine erste gewaltige Strecke lief Ludewig 2006, als Deutschland während der Fußball-WM ein Sommermärchen war. "Das Sommermärchen quer durch die Republik miterleben zu dürfen, war schon klasse", erzählt Ludewig. Die Spiele verfolgte er über ein kleines Radio, das er übrigens auch dieses Jahr wieder dabei hat, wenn Deutschland im WM-Fieber ist. 1200 Kilometer lief er damals. 2007 folgte die Eurotour. Er startete in Portugal, wollte bis zum Nordkap laufen. Doch in Schweden musste er aufgeben, weil er Probleme mit seiner EC-Karte hatte und ganz ohne Geld geht es dann doch nicht. Weniger als zehn Euro braucht Ludewig pro Tag. Um sein Ziel, während einer Tour die 6000-Kilometermarke zu knacken, doch noch zu erreichen, lief er, kaum Zuhause angekommen, von dort aus bis nach Österreich und wieder zurück. Im vergangenen Jahr waren es 2300 Kilometer, die er an 16 Flüssen in Deutschland entlang lief.

Sein Projekt 2010 startete er offiziell am 29. März in Konz. Er marschierte an Mosel und Saar entlang, läuft zwischen 30 und 40 Kilometer am Tag, je nach Witterung. Manchmal versucht er Abkürzungen zu nehmen, weg von den Uferwegen. So überlegte er gestern, anstatt an der Saar entlang bis nach Merzig zu gehen, die Bundesstraße 51 über den Mettlacher Berg zu benutzen. Zehn Kilometer würde er dabei sparen, müsste aber ein gutes Stück auf der Straße laufen. Nicht ungefährlich, denn die Landstraße wird viel von Lkw befahren. Das Risiko stört den 53-Jährigen aber nicht, schließlich sieht er sich selbst als Abenteurer. "Nichts ist schließlich umsonst und das hier ist genau mein Ding", sagt er. Ludewig arbeitet als Selbstständiger, übernimmt Hausmeisterjobs oder Gartenarbeit. Da er während seiner Touren kein Geld verdient, braucht er Sponsoren. "Anders würde es nicht gehen", sagt er. Und auch für diese Tour hat er einen Sponsor gefunden.

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