Taxifahrer bleiben gelassen

St. Ingbert/Bliestal. Nach den jüngsten Überfällen auf Saarbrücker Taxifahrer Ende März stellt sich die Frage, ob auch in unserer Region die Angst ständig auf dem Beifahrersitz mitfährt

St. Ingbert/Bliestal. Nach den jüngsten Überfällen auf Saarbrücker Taxifahrer Ende März stellt sich die Frage, ob auch in unserer Region die Angst ständig auf dem Beifahrersitz mitfährt. Haben Taxifahrer und -fahrerinnen ähnlich schlimme Erfahrungen hinter sich? Treffen Taxiunternehmen Vorkehrungen? Fährt man gar bewaffnet? Die vier von uns befragten Unternehmen mussten bislang zum Glück noch keine bitteren Erfahrungen machen. Sie setzen auf Menschenkenntnis und fahren mit wenig Bargeld. Und nicht zuletzt fahre man hier im Gegensatz zu den Ballungsräumen Saarbrücken oder Neunkirchen noch immer in sehr ländlicher Umgebung, wo es eher selten zu Zwischenfällen komme.Der St. Ingberter Unternehmer Thomas Stolz (43) ist seit 15 Jahren im Geschäft. Er sei glücklicherweise noch nie mit einer solchen Situation wie die der Saarbrücker Fahrer konfrontiert worden: "Ich muss dazu sagen, dass wir aber auch abends um zwölf Uhr Schluss machen. Solche Vorfälle passieren meist spät in der Nacht." Und St. Ingbert sei ein sichereres Pflaster als Saarbrücken oder Neunkirchen. "Wir haben in der Regel nur gute Kundschaft - viele Geschäftsleute oder ältere Menschen, die wir fahren", erklärt Thomas Stolz. "Klar, man muss sich natürlich seine Kundschaft entsprechend aussuchen. Nach der langen Zeit im Geschäft hat man einen Blick dafür." Die Angst fahre nicht mit und auch Vorkehrungen träfe er nicht: "Wie soll man sich auch groß vorbereiten? Dann dürfte man ja auch nicht nachts in einer Tankstelle oder einer Apotheke arbeiten, wenn man es ganz genau nimmt." Auch bei Taxi Scholl in St. Ingbert sieht man das ähnlich. Vorbereiten könne man sich nicht. Im Falle eines Falles sei man ausgeliefert. Deshalb gelte: Nie viel Bargeld mitnehmen, damit sich ein Überfall erst gar nicht lohnt. Theo Wack (59) ist seit 20 Jahren im Geschäft. Er betreibt sein Unternehmen in Blieskastel und Gersheim: "Angst darf man keine haben. Das ist wie bei Hunden: Solche Leute mit krimineller Energie riechen die Angst bei ihren potenziellen Opfern. Man muss ein gewisses Selbstvertrauen an den Tag legen und den Kunden in bestimmten Situationen auch mal forsch entgegentreten können." Das gelte auch für die drei Frauen, seine Ehefrau eingeschlossen, die für ihn fahren. "Ich sage immer: Wenn was sein sollte, gebt den Typen das Geld und die Schlüssel. Das kann man alles ersetzen. Bloß kein Risiko eingehen." Die schlimmsten Erfahrungen, die Theo Wack in seiner langjährigen Berufspraxis gemacht hat, waren, dass er bereits einige Male um den Fahrpreis geprellt wurde. "Aber sonst ist es hier eher ruhig. Ich möchte nicht tauschen." Das möchte auch Christel Mayer (62) aus Wittersheim nicht. Sie hat mit 32 Jahren die längste Diensterfahrung im Taxi und gönnt sich den Luxus, seit etwa vier Jahren nachts nur noch auf Bestellung zu fahren: "Gerade nachts muss man besonders vorsichtig sein. Da ist in den ersten 20 Jahren, als wir noch rund um die Uhr gefahren sind, oft ein ungutes Gefühl mitgefahren." Dennoch, auch bei ihr war das Schlimmste die auf Behördendeutsch so genannte "Beförderungserschleichung". Früher habe sie Pfefferspray dabei gehabt, "aber wenn man das nie benutzen muss, läuft es ab und wird unbrauchbar", erklärt sie. Auch einen Gummiknüppel habe sie mal besessen - wegen der Fahrten über die Grenze. Doch man habe sie angewiesen, den Griff abzumontieren, da es sich sonst um eine Waffe statt um einen Gegenstand zur Selbstverteidigung handele. "Aber dann ist das Ding nutzlos. Ich hab nichts dabei, denn vorbereiten kann sich doch wohl nur der, der mich überfallen will." "Gerade nachts muss man besonders vorsichtig sein."Christel Mayer, Taxifahrerin

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