Klassik? Runter vom Sockel!

Saarbrücken. Agenturen haben ein Problem mit Sebastian Voltz: Ihn zu vermarkten ist schwierig, weil er sich jeder Klassifizierung entzieht. Dazu ist er zu vielseitig. Aber genau das ist sein Markenzeichen. "Ich will nicht in diese biedere Klassik-Schublade gesteckt werden! Klassik macht Spaß - was ich nicht mag, sind diese Attitüden", erklärt Voltz

 Sebastian Voltz. Foto: Iris Maurer

Sebastian Voltz. Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. Agenturen haben ein Problem mit Sebastian Voltz: Ihn zu vermarkten ist schwierig, weil er sich jeder Klassifizierung entzieht. Dazu ist er zu vielseitig. Aber genau das ist sein Markenzeichen. "Ich will nicht in diese biedere Klassik-Schublade gesteckt werden! Klassik macht Spaß - was ich nicht mag, sind diese Attitüden", erklärt Voltz. Der 1980 in Illingen geborene Konzertpianist (sein Diplom machte er im vergangenen Jahr an der Hochschule für Musik Saarbrücken unter Rektor Thomas Duis) ist auch als Lied- und Chansonbegleiter und als Komponist aktiv. Außer Klavier spielt der gebürtige Illinger diverse Keyboards und tummelte sich früher auch in etlichen Bands der Funk- und Rock-Szene. Momentan tüftelt er an einem Chansonprogramm mit der saarländischen Sängerin und Wahlberlinerin Anna Simon und plant auf lange Sicht ein Musiktheater mit sich selbst in der Hauptrolle. Außerdem in Arbeit: Eine Kooperation mit Kabarettist Detlev Schönauer - Ausschnitte aus dieser Synthese von Musik und Comedy werden am 8. Mai bei den Sulzbacher Meisterkonzerten im Salzbrunnenhaus zu hören sein.

Voltz: "Ich suche ständig nach neuen Präsentationsformen. Das können Arrangements oder komplette Bühnenkonzepte sein." Sein neuster Coup: Er spielt Klavierkonzerte mit sich selbst, indem er per PC ganze Orchester synthetisch generiert - eine aus der Not geborene Idee, weil man als Konzertpianist kaum ein Orchester finde, erzählt er. Wie so was klingt, demonstrierte er unlängst einem verblüfften Publikum im Schlossfestsaal, als ihn der Regionalverband Saarbrücken mit dem Kulturpreis auszeichnete. "Darf man das?!", mögen verschreckte Puristen da fragen. Ebenso, wenn er Mussorgskys "Bilder einer Ausstellung" nach eigenem Gutdünken zu "Neuen Bildern" umfriemelt. Und was sie wohl davon halten, wenn er gemeinsam mit dem Klarinettisten Helmut Eisel die Musik Robert Schumanns auf Klezmer treffen lässt? Dabei lautet Voltz' oberste Prämisse, keinem Werk weh zu tun. "Ich möchte die Klassik nicht diffamieren, aber sie von ihrem Sockel herunterholen." Dass beispielsweise Scarlattis Sonaten ursprünglich als Hintergrundberieselung zum Diner dienten, erfährt man in einem seiner moderierten Solo-Programme, in denen er launig Wissenswertes zur Entstehungsgeschichte ausgewählter Werke vermittelt. Über diese Schiene möchte er auch Hemmschwellen abbauen und insbesondere Kindern und Jugendlichen einen Zugang zur Klassik eröffnen. "Der Klassik stirbt das Publikum weg! Und viele junge Leute haben niemanden, der sie an die Klassik heranführt." Dass er den richtigen Draht zu Jugendlichen hat, beweist Voltz als Aushilfs-Musiklehrer im Gymnasium am Steinwald Neunkirchen.

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