Für Ganztagsschulen und "sturmfestes" Schloss

Regionalverband. "Die liebe ich mittlerweile, diese Bezeichnung, die kaum einer aussprechen kann", sagt Ulf Huppert (FDP) und schnurrt sie herunter: "Beauftragter für das Amt des Regionalverbandsdirektors". Als solcher hat er am vergangenen Freitag seinen letzten Auftritt: Die Amtseinführung des neuen Regionalverbandsdirektors Peter Gillo (SPD) ist zu feiern

Regionalverband. "Die liebe ich mittlerweile, diese Bezeichnung, die kaum einer aussprechen kann", sagt Ulf Huppert (FDP) und schnurrt sie herunter: "Beauftragter für das Amt des Regionalverbandsdirektors". Als solcher hat er am vergangenen Freitag seinen letzten Auftritt: Die Amtseinführung des neuen Regionalverbandsdirektors Peter Gillo (SPD) ist zu feiern. Damit geht das 19 Monate lange Interim mit Huppert als Chef im Saarbrücker Schloss zu Ende. Noch-Hausherr Huppert würzt den gut besuchten Festakt - im Schlossfestsaal waren rund 300 Menschen - mit amüsanten Bonmots.

Hinter den launigen Sprüchen schimmert politischer Ernst durch, Konflikte inklusive. Innenminister Klaus Meiser (CDU) spricht nach Lob für Huppert ("ein Glücksgriff") und Anerkennung für Gillos "souveränen" Wahlsieg den heikelsten Punkt der saarländischen Verwaltungsreform an: Er bitte, sagt er, den nur im Regionalverband eingerichteten Kooperationsrat aus Vertretern der Kommunen als "Experiment" zu sehen. Das umstrittene Gremium nennt auch Manfred Hayo (CDU), der für die Regionalversammlung spricht: Es sei eine der "politischen Realitäten, die sich in den Alltag drängen". Gillo müsse kämpfen für Problemlösungen, müsse Mitstreiter suchen. Was Heiko Maas, Chef der SPD-Landtagsfraktion, dem früheren Parlamentskollegen locker zutraut. Er würdigt Gillo als sachlich und fair. Und als "jemanden, der zuhören kann".

Gillo selbst will "die verschiedenen Kräfte in der Region zusammenbringen", dabei eigene Akzente setzen. Mit mehr Ganztagsschulen, mehr präventiver Jugend- und Erziehungshilfe. Und mit Treue zu Kultur-Aktivitäten: Volkshochschule, Sonntags ans Schloss, Sommerszene, museale Angebote bleiben, "wenn es nach mir geht".

Ausgiebig lobt Gillo die Regionalverbandsverwaltung: "gut strukturiert", 1200 Mitarbeiter mit "guter Ausbildung und guter Arbeitshaltung". Aber in jüngster Zeit sei sie "heftigen Belastungen ausgesetzt" gewesen, vom Pascal-Prozess über die Arge-Gründung bis zur Reform-Unruhe. Dennoch, die Verwaltung sei "sturmreif" - ein Versprecher, Gillo korrigiert sofort, energisch: "sturmfest". Das Versehen zeigt, wie stark Wünsche mitklingen bei Gillos Lob; das "sturmfeste" Schloss dürfte für ihn dringliches Ziel sein. Mag auch Meiser "gute Zusammenarbeit mit der Landesregierung" angeboten und Maas "gute Zusammenarbeit mit der künftigen Landesregierung" offeriert haben - Gillo fordert "unabhängig von der politischen Farbenlehre", dass Bund und Land "die Finanzströme künftig so verteilen, dass Kommunen und Kreise ihren Aufgaben besser gerecht werden können".

Doch erstmal ist Fest. Peter Gillo legt den Amtseid ab. Und tritt dann als neuer Hausherr ans Pult: "Jetzt trinke mer eener!"

Zur Person

Peter Gillo, 52, stammt aus Überherrn. Er studierte Sozialarbeit und war von 1984 bis 1990 in sozialen Institutionen für Schüler und Jugendliche in Saarbrücken tätig. 1974 der SPD beigetreten, zog er 1990 für die Sozialdemokraten in den saarländischen Landtag ein, dem er danach kontinuierlich angehört hat, mit Umwelt-Themen als Schwerpunkt. Im Juni gewann er die Direktwahl zum Regionalverbandsdirektor; bei der Stichwahl gegen Rainer Grün (CDU) erhielt er 60,2 Prozent der Stimmen. Gillo lebt mit seiner Familie in Saarbrücken.

Ulf Huppert, 66, in St. Ingbert geboren, arbeitete nach dem Jura-Studium als Richter und Rechtsanwalt. 1964 schloss er sich der FDP an. Von 1982 bis 1992 war er Bürgermeister in Sulzbach. Im Januar 2008 übernahm er kommissarisch die Führung des Regionalverbandes. Huppert und seine Familie wohnen in Heusweiler. dd

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