Saarbrücken für Fortgeschrittene Hauptsache golden!

Es weihnachtet wieder in den Saarbrücker Läden. Unsere Autorin hat sich umgesehen und viel Neues entdeckt.

Saarbrücken für Fortgeschrittene: Hauptsache golden!
Foto: SZ/Robby Lorenz

Rot, golden und rosa ist es, mit einem schlanken, langen Hals und einem ultramarinfarbenen Schwanz. Zartestes Glas, das wirkt, als könne man es durch Anschauen zerbrechen. Am Hinterteil des Tieres sitzen Federn in allen Blautönen. Überall findet man sie nun, diese bizarren Glastiere, in den Saarbrücker Kaufhäusern. Das versteht sich, die Tage bis Weihnachten sind gezählt. Das Tier, das ich gerade in der Hand halte, mag ein Flamingo-Pfau sein. Die Art ist mir völlig unbekannt, aber von fantastischer Schönheit.

In Kisten, auf Regalen und Tischen liegt weiterer Christbaumschmuck angeordnet: silberne Tannenzapfen und Nüsse, Kugeln in den feinsten Farbvariationen, Vanillegelb, Zimtbraun und Rauchquarzgrau. Und natürlich ringsum die Weihnachtsfarben überhaupt, Bordeauxrot, Waldgrün, Rauschengel-Golden.

Unwiderstehlich finde ich die fragilen Gebilde, dabei stelle ich mir nicht mal einen Tannenbaum in die Stube. An Bilderrahmen und Schrankknäufe hänge ich die Glasdinger, lege sie auf Fensterbänke und lasse sie von Leuchtern baumeln.

Was bloß ist an diesem Glitzerkram so ungeheuer reizvoll? Warum brauchen wir gegen Ende des Jahres golddurchwirkte Bälle, die sofort zu Bruch gehen, testet die Katze  in ihrem nie versiegenden Entdeckerdrang deren Konsistenz? Wahrscheinlich ist es das Wohlige, die Behaglichkeit, die die Glasware verströmt. Ein gewisses dezembrisches Flair, das mit ihr einhergeht, viel geschafft zu haben und nun bald dafür eine Belohnung zu bekommen.

Wir haben ausgeharrt, uns bewährt und nun warten Feierlichkeiten in unseren durch Schmuck, Kerzen und Kinkerlitzchen aufgehellten Wohnungen. Ein bisschen Sehnsucht nach Kitsch spielt sicher auch mit. Kitsch angesichts dessen wir uns selbst erhaben fühlen dürfen, weil wir süßen Nichtigkeiten Beachtung schenken.

Ein Jeff-Koons-Pudel im Weihnachtszimmer, das wäre es doch. Eigentlich heißt der ja Balloon-Dog und ist ziemlich teuer. Selbst für weihnachtliche Verhältnisse. Den hab ich flugs nachgebaut. Ein paar Luftballons aufgepustet und gezwirbelt, Goldspray drüber, fertig. Kitsch as Kitsch can.

Klar, der Koons meint das natürlich ironisch, deshalb ist sein Hund Kunst. Ich finde jedenfalls: Wie es euch gefällt, Hauptsache golden!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort