Vortrag und Podiumsdiskussion „Mir macht’s auch keinen Spaß in der Partei“

Saarbrücken · Autorin, Unternehmerin und CDU-Mitglied Diana Kinnert sprach bei der Union Stiftung über die Zukunft der Christdemokraten.

 Die Unternehmerin Diana Kinnert war in der Union Sttiftung in Saarbrücken zu Gast – und kritiserte ihre Partei CDU kräftig.

Die Unternehmerin Diana Kinnert war in der Union Sttiftung in Saarbrücken zu Gast – und kritiserte ihre Partei CDU kräftig.

Foto: Sebastian Dingler

Eine Frage muss man Diana Kinnert stellen, auch wenn sie sie schon hundertmal gehört haben mag: Warum sind Sie in der CDU? „Das erkläre ich gleich bei meinem Vortrag“, sagte die 28-Jährige, die am Montag bei der Union Stiftung in Saarbrücken zu Gast war.

Zur Erklärung: Die Jung-Unternehmerin wirkt alles andere als konservativ und auch ihre Äußerungen passen selten zu ihrer Partei. Zur Union kam sie, erzählte sie in ihrem Vortrag, weil sie sich im Alter von 17 Jahren „rein systemisch“ überlegt habe, wo sie den größten Einfluss nehmen könnte. Also ließ Kinnert sich von ihrem SPD wählenden Vater zu einem CDU-Stammtisch bringen. Erst nachdem sie schon zum dritten Mal dort war, sei endlich mal der Vorsitzende auf sie zugekommen, um, wie Kinnert vermutete, sich bei ihr vorzustellen – doch in Wirklichkeit habe er nur ein Getränk bei ihr bestellen wollen. Denn die Tochter eines Polen und einer Philippinin habe wohl wegen ihres Alters und ihres Aussehens nicht ins Raster eines neuen CDU-Mitglieds gepasst.

Nach diesen schwierigen Anfängen ging es recht schnell nach oben für Kinnert, die Mitglied der Reformkommission der Partei wurde und das Abgeordnetenbüro des 2016 verstorbenen Bundestagsvizepräsidenten Peter Hintze leitete. Ein Mandat hat Kinnert für die Partei nie angenommen – sie ist derzeit in vielfältiger Funktion als Beraterin tätig, hat ein Buch mit dem Titel „Für die Zukunft seh ich schwarz“ geschrieben und betreibt das „grüne“ Nachrichtenportal Newsgreen.net.

Ihren Impulsvortrag hielt sie in rasender Geschwindigkeit. Die Grünen, denen man Kinnert eher zuordnen würde, lobt sie dafür, dass sie ihren sozialistischen Anspruch aufgegeben hätten. Nur: Deren „Verbotsdogmatik“ habe am Aufstieg der AfD im Osten mitgewirkt. In der CDU habe man in vielen Bereichen einen Reflex, sich bloß nicht den linken Parteien angleichen zu wollen, etwa beim Thema Recycling. Auf das Video des Youtubers Rezo („Die Zerstörung der CDU“) habe man „dramatisch schlecht“ reagiert, so Kinnert.

Zum Thema der Veranstaltung, „Was braucht eine moderne Volkspartei“, wollte Kinnert eigentlich drei Dinge nennen: erstens eine „sehr transparente, faire, diverse, unhierarchische und digitale Organisationsstruktur“. Zweitens müsste sich vor allem die CDU davon verabschieden, sich als nicht-links darstellen zu müssen. Die Partei brauche ein „positives Zukunftsszenario mit einem Wertekompass, der lesbar ist.“ Der dritte Punkt verlor sich im komplizierten Gedankenfluss und den langen Schachtelsätzen der Referentin, die urplötzlich ihren Vortrag beendete mit dem Satz: „Mir macht’s auch keinen Spaß in der Partei, und ich mach’s trotzdem.“

Die anschließende Diskussion wurde von SR-Redakteurin Nelly Theobald moderiert. Zu Kinnert gesellten sich die beiden konservativen Politikwissenschaftler und Professoren Wolfgang Lorig und Oscar Gabriel. Dabei wurde vor allem der Unwille der Volksparteien zu Reformen beklagt. Auch wollten sich junge Leute nicht mehr an eine Partei binden, so Lorig. Offene Parteiveranstaltungen seien meist dürftig besucht, junge Leute kämen da nicht. In der Union Stiftung waren allerdings nahezu alle Plätze besetzt – aber auch hier suchte man die Jugend vergebens. Genauso wie die Antwort auf die eingangs gestellte Frage. „Irgendwer muss es ja machen“, sagte Kinnert im anschließenden Gespräch.

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