Kino für die Ohren: Hommage an die Swing-Ära im Filmtheater

Heusweiler. Pepp statt Popcorn - Powerpoint und Plakate drumherum, in der Mitte ein Film und dazwischen Live-Musik: It's Swingtime. Jazzy-Kino in Heusweiler ist eine ausgefallene Sache, in einer Großstadt würde es vermutlich unter die Rubrik "Der besondere Ausgeh-Tipp" fallen

 Die Band Jazzy Listening um den Jazz- und Swing-Liebhaber Klaus Huckert (zweiter von rechts). Foto: Jazzy Listening

Die Band Jazzy Listening um den Jazz- und Swing-Liebhaber Klaus Huckert (zweiter von rechts). Foto: Jazzy Listening

Heusweiler. Pepp statt Popcorn - Powerpoint und Plakate drumherum, in der Mitte ein Film und dazwischen Live-Musik: It's Swingtime. Jazzy-Kino in Heusweiler ist eine ausgefallene Sache, in einer Großstadt würde es vermutlich unter die Rubrik "Der besondere Ausgeh-Tipp" fallen. Hier, im Heusweiler Kino, sitzt man richtig schön gemütlich zwischen dimmernden Kugellampen und Getränketischen. Der abgeschrägte Boden garantiert gute Sicht, und die Leinwand hat noch Größe.Der Film ist allererste Sahne: "Sweet and Lowdown" (1999) von Woddy Allen, eine Tragikomödie und eine Hommage Allens an die Swing-Ära. Allen ist selbst ist ein ausgezeichneter Swing-Klarinettist. Sean Penn spielt darin mit keckem Oberlippenbärtchen und Schmalztolle einen Musiker im Chicago der 40er Jahre, der Django Reinhardt verehrt und selbst auch genial Gitarre spielt. Wunderbare Bilder, feine Kleider, tolle Musik und dazu eine haarsträubende künstlerische Vita. Mehr komisch als tragisch. Unser Held säuft, hat hübsch-verwegene Liebesgeschichten, jagt in seiner Freizeit Ratten und fällt in Ohnmacht, sobald sich (anscheinend) sein Idol nähert. Regisseur Allen - als Musiker selbst dem Jazz verfallen - tritt im Film als eine Art Zeitzeuge auf, der die frei erfundene Lebensgeschichte mit hanebüchenen Mutmaßungen dokumentarisch untermauert.

Klaus Huckert, Informatikprofessor und Gitarrist aus Riegelsberg, hat den Film aufgestöbert und ihn zusammen mit seiner Band Jazzy Listening so richtig schön in Szene gesetzt. Huckert hat den Kinosaal mit Musik-Film-Plakten aus eigener Sammlung bestückt, den Vorraum mit Szene-Fotos von Walter Gehring dekoriert und, wie in den guten alten Kinozeiten, ein Vorprogramm konzipiert mit Kurzfilmen aus der Glenn-Miller-Story, Konzertmitschnitten von Count Basie und Co. und - etwas Pädagogisches kann nie schaden - mit einer kleinen Powerpoint-Präsentation zur Geschichte des Swing.

Und die Musik darf natürlich nicht fehlen: Die Band Jazzy-Listening greift in gut einem Dutzend Titeln die Klangfarben des Films auf. Man interpretiert die Filmmusik von "Sweet and Lowdown", wandelt mit "Nuages" auf den Spuren von Django Reinhardt, spielt Poetisches wie "Moonlight in Vermont".

 Woody Allen im Konzert 2008 in Dresden. Foto: Matthias Hiekel/dpa

Woody Allen im Konzert 2008 in Dresden. Foto: Matthias Hiekel/dpa

Die erstklassige Besetzung der Band, mit Lisa Mörsdorf als Sängerin, Udo Louisa am Saxofon, Bassist Michael Eulenstein, Peter Rothley am Schlagzeug, Uli Heim an der Gitarre und Klaus Huckert an der klassischen Swing-Rhythmusgitarre spricht für sich. Rotes Schummerlicht von der Seite und rückseitig ein üppig fallender Kinovorhang machen die Jazzclub-Szenerie perfekt. Fazit: ausverkauftes Haus. Viel Athmosphäre. Und die Hoffnung, dass auf die gelungene Premiere weitere "It's Swingtime-Abende" folgen. hof

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