Fehlende Fachkräfte Großer Personalmangel in den Kitas

Saarbrücken · Nach Bertelsmann-Studie schlagen Gewerkschaften, Arbeitskammer und Linke Alarm. Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen fürs Kita-Personal.

 Immer mehr Kinder besuchen ganztags eine Krippe. Obwohl die Zahl der Erzieher stieg, ist die Zahl der Kinder pro Gruppe oft gleich geblieben. 	 Foto: dpa

Immer mehr Kinder besuchen ganztags eine Krippe. Obwohl die Zahl der Erzieher stieg, ist die Zahl der Kinder pro Gruppe oft gleich geblieben. Foto: dpa

Foto: dpa/Christian Charisius

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat sich am Donnerstag besorgt über die Situation in den Kitas im Saarland geäußert. In einer Pressemitteilung bezog sie sich auf den aktuellen „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme 2019“, der von der Bertelsmann-Stiftung herausgegeben wird. Daraus geht hervor, dass 1350 sozialpädagogische Fachkräfte im Saarland fehlen.

„Der Personalmangel belastet die Kita-Qualität und erschwert es, mehr Menschen für den Beruf zu begeistern und zu gewinnen. Das Kita-Personal braucht bessere Arbeitsbedingungen“, schreibt die Bildungsgewerkschaft in ihrer Stellungnahme. Wie die Bertelsmann-Stiftung meldet, habe sich zwar die Zahl der sozialpädagogischen Fachkräfte erhöht - doch weil gleichzeitig auch die Zahl der ganztagsbetreuten Kinder stieg, habe das kaum positive Auswirkungen auf die Zahl der Kinder gehabt, die eine Erzieherin betreuen muss.. Zudem müsse das Kita-Personal neben der eigentlichen Betreuung immer mehr andere Aufgaben übernehmen. Rund ein Drittel der Arbeitszeit wird nach GEW-Angaben inzwischen für Elterngespräche, Planung, Teamgespräche, Fortbildungen und ähnliches benötigt.

Die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion des Saarlandes, Barbara Spaniol, kritisiert ebenfalls die Arbeitsbedingungen. „Dass landesweit viele Stellen nicht mehr besetzt werden können und Kitas deshalb Gruppen zusammenlegen oder Öffnungszeiten kürzen müssen, muss ein Weckruf sein“, sagt sie als Reaktion auf die Meldung der GEW. „Die Erzieherinnen und Erzieher sind am Limit. Weil Personal fehlt, schlagen Ausfallzeiten durch Krankheit, Urlaub, Fortbildung besonders ins Gewicht, so dass eine pädagogische Fachkraft deutlich mehr Kinder betreuen muss als vorgesehen.“

Auch die Arbeitskammer des Saarlandes stellt sich hinter diese Forderung. In den altersgemischten Gruppen von Kindern ab zwei Jahren sei der Betreuungsschlüssel besonders schlecht: Hier müsse im Schnitt eine Fachkraft für 9,9 Kinder sorgen. „Nicht kindgerecht“, urteilt Jörg Casper, der Vorstandsvorsitzende der Arbeitskammer des Saarlandes, und kritisiert die dadurch entstehende hohe Arbeitsbelastung. Das findet auch die Bertelsmann-Stiftung und empfiehlt einen Betreuungsschlüssel von 1:4,9. „Es braucht dringend einen besseren Personalschlüssel, damit die Einrichtungen ihrem Bildungsauftrag gerecht werden können und tatsächlich eine gute frühkindliche Bildung gewährleistet werden kann“, so Caspar weiter.

Stefan Schorr von der Gewerkschaft Verdi (Bezirk Saar Trier) wies in einer Pressemitteilung darauf hin, dass Verdi „bereits mehrfach seit Ende 2018 auf die schwierige personelle Situation in den saarländischen Kitas aufmerksam gemacht hat.“ In einem Schreiben an den damaligen Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD) habe man  schon vor den Folgen dieser desolaten Personalpolitik gewarnt.

Die Finanzierung der fehlenden Fachkräfte solle laut Birgit Jenni, der Landesvorsitzenden der GEW Saarland, aus Bundesmitteln - konkret: dem ‚Gute-Kita-Gesetz’ - bestritten werden. Das befürworte auch Spaniol - und fügt hinzu: „Statt immer mehr Milliarden für Kriege und Steuergeschenke für Superreiche auszugeben, sollte mehr Geld für die Bildung und Betreuung unserer Kinder zur Verfügung gestellt werden“.

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