Neue Corona-Regeln im Saarland Gelb ist die Ampel, Grün die Hoffnung

Saarbrücken/Saarlouis · Das Saarland schaltet die Ampel auf Gelb: Für die Außengastronomie ändert sich nichts. Zum Shoppen, fürs Museum und beim Friseur braucht man jetzt einen negativen Corona-Test. Die Teststationen sind teils ausgebucht.

 Die gelbe Corona-Ampel im Saarland hat bereits dafür gesorgt, dass der Einzelhandel ausgebremst wird. Wie hier in der Saarlouiser Innenstadt waren nur wenige Menschen unterwegs.

Die gelbe Corona-Ampel im Saarland hat bereits dafür gesorgt, dass der Einzelhandel ausgebremst wird. Wie hier in der Saarlouiser Innenstadt waren nur wenige Menschen unterwegs.

Foto: BeckerBredel

Vor dem Tedi in der Saarbrücker Eisenbahnstraße fungieren die Verkäuferinnen am Montag als Türsteherinnen. Nachdem die saarländische Corona-Ampel seit Sonntagabend auf Gelb steht, weil die Inzidenz im Land an drei aufeinanderfolgenden Tagen über 100 lag, traten Verschärfungen im Kraft: So ist nun ein negativer Corona-Schnelltest nötig, der nicht älter als 24 Stunden sein darf, um im Einzelhandel (außer Lebensmittelgeschäften) einkaufen zu dürfen.

Eine Änderung, von der viele Kunden noch nichts wissen. „Da könnt ihr bald ganz zumachen!“ schnauzt eine ältere Dame, „Nicht deren Ernst?!“, kommentiert eine junge Frau das Hinweisschild an der Eingangstür. Ein Test-Ergebnis können sie nicht vorzeigen, beide gehen wieder. „So läuft das schon den ganzen Morgen“, erklärt eine abgekämfpte Tedi-Angestellte seufzend.

In der Saarbrücker Fußgängerzone bietet sich überall ein ähnliches Bild: Schilder, die auf die neue Testpflicht hinweisen, wartendes Personal, das potenziellen Kunden den Weg versperrt, verständnislose Blicke gereizter Menschen. Und: Schlangen vor den Testzentren. War es vergangene Woche, als das „Saarland-Modell“ offiziell startete, noch recht unkompliziert, sich spontan testen zu lassen, stoßen die Kapazitäten nun an ihre Grenzen. Im dm-Testzentrum in der Bahnhofstraße sind bereits morgens alle Termine ausgebucht – nicht nur für Montag, sondern die gesamte Woche. Auch in den Testzentren im Rathaus, der Garage und am Hauptbahnhof sind für den aktuellen Tag keine Termine mehr buchbar. Um 12 Uhr warten vor dem Rathaus trotzdem gut 40 Personen – die meisten ohne Termin. „Ich habe den Termin schon am Samstag gebucht“, erzählt Elisabeth Ernst, die deshalb in der wesentlich kürzeren Schlange ansteht. Kostenlose Bürgertests gibt es zwar in vielen Apotheken und Arztpraxen, aber nicht in jeder Gemeinde gibt es größere Testzentren, nicht einmal in der Saarlouiser Innenstadt. Sich spontan testen zu lassen, ist also derzeit schwierig. „Die Test-Erfordernis kommt einem Lockdown gleich“, sagt Paul Leinen, der in Saarlouis einen Haushaltswarenladen betreibt. Michael Genth vom Handelsverband Saar (HDE) findet trotzdem, seine Branche müsse das Beste aus dem „Saarland-Modell“ machen. „Alles ist für den Einzelhandel besser, als ganz geschlossen zu sein.“ Sollte die Ampel auf Rot springen und der Handel wieder schließen müssen, sei das Modell „nur aufgeschoben, nicht aufgehoben“, ist er optimistisch. Testen, so viel es geht, digitale Instrumente zur Kontaktverfolgung besser nutzen und mehr Kontrolle, seien Voraussetzungen für den Erfolg des Modells. Ins Schaufenster seines Geschäftes Leder Spahn in Saarbrücken hat er Listen mit Teststationen im Regionalverband gehängt. Genth glaubt an das Modell.

Besonders unter Gastronomen herrschte am Montag Verwirrung. Bei Ampelphase Grün durften Cafés, Kneipen und Restaurants draußen Gruppen bis zu zehn Personen bewirten, wenn diese einen negativen Schnelltest vorzeigen konnten. Gruppen von fünf Personen, sofern sie zu einem Haushalt gehören, brauchten nicht mal das. Und jetzt?

In Phase Gelb soll sich für die Außengastronomie nichts ändern. Eigentlich. Auf dem St. Johanner Markt ist man sich da nicht so sicher, denn die Informationen auf Saarland.de sind spärlich und bieten Raum für Spekulation. Im „Tante Maja“ werden deshalb nun schon Tests bei drei Personen verlangt, gegenüber im „Klimbim“ muss sogar jeder einzelne Gast einen vorzeigen. Die Terrassen sind kaum besucht, obwohl das letzte Woche bei der Neueröffnung noch ganz anders aussah.

„Die Leute sind verunsichert“, sagt Catalina Kremers Da Palma, Inhaberin des Saarbrücker „Tante Maja“. Ulrike Mallon, die im „Klimbim“ kellnert, erzählt von Schwierigkeiten bei der Kontrolle: „Eigentlich müssten wir am Wochenende zwei Leute nur dafür auf die Terrasse stellen.“ Sie rechnet damit, dass die Gastronomie bald wieder ganz schließen muss.

 Lange Schlangen bildeten sich am Montag vor vielen Corona-Testzentren, wie hier in der Saarbrücker Garage. Wer auf den negativen Nachweis angewiesen ist, sollte zurzeit Geduld mitbringen.

Lange Schlangen bildeten sich am Montag vor vielen Corona-Testzentren, wie hier in der Saarbrücker Garage. Wer auf den negativen Nachweis angewiesen ist, sollte zurzeit Geduld mitbringen.

Foto: BeckerBredel

„Für die Gastronomen hat sich mit der gelben Ampel erst mal nichts geändert, aber wir stellen uns auf die rote Ampel, die Schließung ein. Es ist nichts mehr planbar“, sagt Frank Hohrath, Haupt-Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands im Saarland (Dehoga). Seine Branche fordert „mehr Transparenz“ bei den Regeln und sieht der vom Bund geplanten Änderung des Infektionsschutzgesetzes mit „großer Sorge“ entgegen. Sollte der Bund die Kompetenzen der Länder im Corona-Management einschränken, befürchtet er das Aus für das „Saarland-Modell“. „Man sollte sich nicht an starren Inzidenzen orientieren und alle Landkreise in Geiselhaft nehmen, gerade wenn sie die Kontaktnachverfolgung sicherstellen können.“ Auch andere Zahlen sollten in die Bewertung der Lage einfließen. Unter den Gastronomen sei die Stimmung ganz unterschiedlich. „Die einen wollen erst bei gutem Wetter öffnen und sehen sich durch die drohende Schließung bestätigt. Andere freuen sich, überhaupt wieder etwas anbieten zu können.“

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