Tierschutz Drei Hunde verdienen längst ein neues Glück

Alt-Saarbrücken · Diesmal geht es um Heimbewohner, deren Vorbesitzer mit den eigenwilligen Vierbeinern nicht zurecht kamen. Wir stellen die drei vor.

 Der sechs Jahre alte, nicht kastrierte Border-Collie-Mischling Rocky lebt seit Januar im Heim. Er braucht bald ein ruhiges Zuhause.

Der sechs Jahre alte, nicht kastrierte Border-Collie-Mischling Rocky lebt seit Januar im Heim. Er braucht bald ein ruhiges Zuhause.

Foto: Andrea Lessel

Tierschützerin Tina Waschetzko und ihre Mitstreiter kämpfen täglich gegen Tierleid. Das Bertha-Bruch-Tierheim in Saarbrücken, wo sie Tatkraft und Ideen einbringen, ist oft die letzte Alternative für Hunde, Katzen und Kleintiere aus dem Regionalverband.

Zum Glück bietet es aber auch für viele Schützlinge die große Chance, doch noch den Weg in ein liebevolles Zuhause zu finden. Zum einen sind die Helfer vom Folsterweg Anlaufstelle, wenn jemand ein Tier gefunden hat. Zum andern trennen sich Menschen von ihren Weggefährten, weil etwas einem weiteren Zusammenleben im Wege steht. „Abgabetiere machen etwa die Hälfte unserer Schützlinge aus, und manchmal fällt es den Besitzern nicht leicht, sich einzugestehen, dass es für das Tier besser ist, in ein anderes Zuhause zu kommen“, sagt Waschetzko.

 Umzug, Nachwuchs, Allergien oder Zeitmangel rangieren in der Liste der Abgabegründe oben. Doch das ist nicht immer die Wahrheit. „Bei genauerem Nachfragen oder meist erst im Nachhinein stellt sich heraus, dass Halter und Hund einfach nicht zusammengepasst haben“, sagt Waschetzko. Oft weil der Mensch sich den neuen Freund einfach nur nach dem Äußeren ausgeguckt hatte. Etwas, was nach Überzeugung der Tierschützerin an letzter Stelle stehen sollte.

 Indalla braucht noch ein wenig Erziehung. Die Schäferhündin wurde im Oktober 2014 geboren und ist seit August 2018 im Tierheim. Sie ist nicht kastriert.

Indalla braucht noch ein wenig Erziehung. Die Schäferhündin wurde im Oktober 2014 geboren und ist seit August 2018 im Tierheim. Sie ist nicht kastriert.

Foto: Andrea Lessel

Doch die meisten suchen sich nun mal einen Hund nach dem Äußeren aus: schön und süß soll er sein. Ist er das, übersehen die neuen Besitzer zu oft die Eigenschaften der Hunderasse. Vor allem Hütehunde wie Border Collie und Australian Shepherd oder Herdenschutzhunde wie Kangals landen dann meist schnell im Tierheim. Jeder, der einem Hund ein Zuhause geben möchte, sollte sich erst über seine Lebensumstände bewusst werden. Wer sich einen Herdenschutzhund für die Zwei-Zimmer-Stadtwohnung zulegen möchte, macht das Tier und sich unglücklich.

Außerdem sollte sich jeder klar machen, wie viel Zeit überhaupt da ist, um ein Tier zu beschäftigen oder gar zu trainieren. Sind Kinder im Haus, und können die schon mit einem Hund etwas anfangen? Soll der neue Hausgenosse mit zum Joggen? Und muss er sich auch mit anderen Haustieren vertragen, statt sie als Beute anzusehen?

Ist ein Hund nicht ausgelastet und gestresst, kann ihn das bissig machen. Nächste Station für den „Problemhund“ ist dann das Tierheim. Für Tina Waschetzko steht fest, dass die Probleme meist hausgemacht sind und sich hätten vermeiden lassen. „Jeder Hund und jede Rasse hat einen anderen Charakter, andere Eigenschaften und Bedürfnisse, oft ist es nicht leicht, den passenden Deckel zum Topf zu finden.“

 Gonzo ist knapp sieben Jahre alt und ein kastrierter Hütehund-Mischling. Im Tierheim ist er seit 2017, seine Besonderheit ist sein Beschützerinstinkt.

Gonzo ist knapp sieben Jahre alt und ein kastrierter Hütehund-Mischling. Im Tierheim ist er seit 2017, seine Besonderheit ist sein Beschützerinstinkt.

Foto: Tina Waschetzko

Das soll nun bei den Hunden in dieser Serien-Folge ein für allemal klappen. Gonzo ist der klassische Hütehund für souveräne Herrchen oder Frauchen. Er hat in seinem alten Zuhause einen Beschützerinstinkt gezeigt, welcher ihn ins Tierheim beförderte. Gonzo lebte mit Katzen zusammen und verträgt sich mit Hündinnen. Er war in der Hundeschule, die Grundkommandos sitzen; Tricks kann er auch. Gonzo braucht jedoch Auslastung. Er arbeitet im Training super mit und lernt gern. Bei Fremden ist er meist misstrauisch und will den beschützen, der ihn an der Leine hat.

Unser nächster Kandidat, Rocky, der stattliche Rüde auf dem großen Foto dieser „Wer will mich?“-Folge, ist ein unsicherer Hund, der in bestimmten Situationen auch recht ängstlich werden kann. Ihm fehlen nach den schlechten Erfahrungen aus seinem früheren Leben viel Sicherheit und das Vertrauen in Menschen.

Diese Defizite kommen bei Rocky nicht von ungefähr, war er doch in seinem alten Zuhause die meiste Zeit in einer Box eingesperrt. Die damaligen Besitzer hatten einfach keine Zeit für ihn und waren mit Rocky überfordert.

Ihm mangelt es an Souveränität im Umgang mit Alltagssituationen. Das wirkt sich bis heute auf ihn aus. Rocky ist von vielem irritiert. Erst recht im größten Tierheim des Saarlandes, wo ihn Lautstärke und Hektik stressen. Umso wichtiger wäre ein neues Zuhause in ruhiger, ländlicher Umgebung, am besten ohne Kinder.

Rocky verträgt sich mit Hündinnen. Das macht die Vermittlung in einen Haushalt möglich, in dem bereits eine selbstsichere Hundedame lebt. Rocky benötigt auf jeden Fall liebevolle, ruhige Menschen. Sie sollten ihm genug Zeit lassen, Vertrauen aufzubauen, sie dürfen ihrem neuen Hausgenossen aber keineswegs die Führung überlassen.

Indalla kam aus einer Sicherstellung ins Bertha-Bruch-Tierheim, weil ihre Lebensbedingungen nicht artgerecht waren. Sie hat somit nicht viel kennengelernt und verhält sich auch dementsprechend. Indalla ist eine freundliche Hündin, die offen auf Menschen zugeht und diese äußerst stürmisch begrüßt. Ihr fehlt es noch sehr an Erziehung und sie sucht dringend nach Auslastung und Beschäftigung.

Indalla verhält sich im Tierheim recht nervös und aufgeregt, ihr fehlen eine Bezugsperson und die Orientierung. Sie ist verträglich mit Rüden und kann auch als Zweithund vermittelt werden. In ihrem neuen Zuhause sollte Hundeverstand vorhanden sein und ebenso der Wille sowie die Zeit, mit ihr zu arbeiten.

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