Azubis aus Nantes sind begeistert von ihren Praktika in saarländischen Betrieben. „Ich wollte unbedingt dabei sein“

Gersweiler · Azubis aus Nantes sind begeistert von ihren Praktika in saarländischen Betrieben.

 Die Firma Woll nimmt jedes Jahr Praktikanten aus Nantes auf. Dieses Jahr sind das (v.l.) Samuel Bouron, Florent Roturier, Tom Guillet und Mathieu Parys.  Zweiter von rechts ist Stahlbauschlosser Alain Charpentier, Vierter von rechts ist Woll-Betriebsleiter Jean Luc Fuhrmann.   

Die Firma Woll nimmt jedes Jahr Praktikanten aus Nantes auf. Dieses Jahr sind das (v.l.) Samuel Bouron, Florent Roturier, Tom Guillet und Mathieu Parys. Zweiter von rechts ist Stahlbauschlosser Alain Charpentier, Vierter von rechts ist Woll-Betriebsleiter Jean Luc Fuhrmann.   

Foto: Hélène Maillasson

Unter dem Schweißhelm ist Mathieu Parys kaum von den anderen Mitarbeitern zu unterscheiden, die an diesem Morgen an den Werktischen zu Gange sind. Würde nicht Alain Charpentier hinter ihm stehen und genau beobachten, wie sich der 17-Jährige anstellt. Denn Parys muss noch einiges lernen.

Zum Metallbauer wird der Junge an der Berufsfachschule „La Joliverie“ in Nantes ausgebildet. Seit mehreren Jahren pflegt diese einen Austausch mit dem Zentrum für Bildung und Beruf Saar (ZBB) in Saarbrücken. Und so bekamen Mathieu Parys und drei seiner Mitschüler die Gelegenheit, ein vierwöchiges Praktikum bei dem Maschinenbauer Woll in Gersweiler zu absolvieren.

„Die Arbeit hier ist sehr vielfältig. Manchmal arbeitet man mehrere Tage an einem großen Teil, aber meistens wechselt man die Aufgaben, da lernt man viel Neues“, findet Tom Guillet. Fräsen, schweißen, komplexe Montageabläufe: Im Gersweiler Betrieb werden viele Auftragsarbeiten für Kunden aus allen möglichen Bereichen angefertigt.

So können die französischen Praktikanten an Teilen arbeiten, die sie bisher noch nie gesehen haben, wie zum Beispiel Dialysegeräte für die Pharmaindustrie. „Wir arbeiten hier auch viel mit Edelstahl und das ist schön, weil wir das in der Schule nicht so oft machen“, sagt Florent Roturier. Aus Kostengründen wird dieser Rohstoff in den dortigen Lehrwerkstätten selten benutzt.

Betreut werden die französischen Schüler von Mitarbeitern wie Stahlbauschlosser Alain Charpentier. „Viele Kollegen kommen hier aus Frankreich oder sprechen Französisch, deshalb ist der Kontakt mit den Praktikanten aus Nantes einfach“, sagt er. Denn längst nicht jeder Berufsschüler in der Bretagne bringt Deutschkenntnisse mit.

Samuel Bouron zum Beispiel hatte nur einen Crash-Kurs kurz vor Praktikumsbeginn. Angst vorm Ausland hatte er trotzdem nicht. „Im Gegenteil das ist eine einmalige Chance für mich, ich wollte unbedingt dabei sein“, so der 17-Jährige. Dafür musste er sich innerhalb der Schule bewerben. Die acht Schüler mit der besten Präsentation durften ins Saarland, vier von ihnen zu Woll, die anderen zu Metallbau Paul und zu Saarbrücker Luftkanalbau.

Bezahlen müssen sie ihren Aufenthalt in Saarbrücken selbst. „Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren gab es diesmal keine öffentlichen Fördermittel“, bedauert Mechtlid Jablonski-Derow, die für das ZBB den Austausch organisiert. Sie sorgt auch dafür, dass die Franzosen in ihrer Freizeit nicht in der Jugendherberge rumsitzen. Das ZBB plant für sie Ausflüge im Saarland. Nächste Woche geht es für die Jugendlichen nach der Schicht in die Völklinger Hütte. Den Weg dahin müssen sie alleine finden. „Von hier in Gersweiler müssen wir den Bus zum Burbacher Bahnhof nehmen und dann den Zug nach Völklingen“, wissen die vier Jungen schon Bescheid. So lernen sie in den vier Wochen nicht nur Meistergriffe am Werktisch, sondern ein Stück Selbstständigkeit.

Von dieser Erfahrung werden nächstes Jahr weitere Schüler aus Nantes profitieren können. Für Jean Luc Fuhrmann, Betriebsleiter bei Woll, steht jetzt schon fest: „Wir wollen auch in Zukunft diesen Austausch weiter unterstützten.“ Mit den Gästen aus Frankreich habe der Betrieb bisher nur positive Erfahrungen gemacht. „Diejenigen, die hierher kommen, sind sehr neugierig. Sie fragen viel nach, man merkt ihnen das Interesse an und dass sie ihre Praktikumszeit voll ausschöpfen wollen.“

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