"Hunger?! Der Killer in mir" - ein Theaterstück mit echter Ohrfeige

Heusweiler. Um es vorweg zu nehmen: Die Schüler der Heusweiler Schillerschule waren mehr an technischen Details des Theaterspielens als am Inhalt des Stücks interessiert. Zumindest oberflächlich gesehen. Vielleicht ging ihnen das Thema Magersucht und Bulimie, um das sich das Stück "Hunger?! Der Killer in mir" drehte, aber auch zu nah

Heusweiler. Um es vorweg zu nehmen: Die Schüler der Heusweiler Schillerschule waren mehr an technischen Details des Theaterspielens als am Inhalt des Stücks interessiert. Zumindest oberflächlich gesehen. Vielleicht ging ihnen das Thema Magersucht und Bulimie, um das sich das Stück "Hunger?! Der Killer in mir" drehte, aber auch zu nah. Die einzige, vielleicht nicht ganz unbedenkliche Frage zum Inhalt lautete: "Funktioniert das mit dem Salzwasser wirklich? Muss man sich davon wirklich übergeben?" Die Geschichte ist schnell erzählt: Nele und Mara, zwei Schülerinnen im Teenie-Alter, treten in einen Diätwettstreit. Die eine ist etwas pummelig, die andere superschlank. Aber sie findet sich zu fett, weil ihr Freund wegen einem "dünnen" Mädchen aus der Parallelklasse mit ihr Schluss gemacht hat. Zentrales Requisit ist eine Waage. Immer im Wechsel wiegen sich die beiden Hauptdarstellerinnen, tragen ihr Gewicht in eine große Tabelle an der Wand ein. Man isst - wie eine berühmte Schauspielerin - nur noch Schokolade und steigt dann auf eine Wunderdiätsuppe um. Man raucht, um den Hunger zu vertreiben und entdeckt "Kotzen" nach Fressorgien oder kauen und gleich wieder ausspucken als wirksame Mittel für einen leeren Magen. Das Zwei-Personen-Stück endet tragisch: Die eine macht eine Therapie, die andere jedoch stirbt. Leider wird über andere Möglichkeiten auch im Anschluss nicht diskutiert. Das Thema Magersucht betrifft viele Jugendliche, meist junge Mädchen. Deshalb sollte das Stück Anlass für weiterführende Gespräche in der Schule sein. Ließe man es nur so stehen, könnte es vielleicht - siehe die Frage mit dem Salzwasser - als Anleitung missverstanden werden. Und unbedingt sollte man im Deutsch- und/oder im Kunstunterricht auch mal einen Blick hinter Theaterkulissen wagen. Denn alles rund ums Thema Theaterspiel finden die Schüler der Klassen sieben bis neun nämlich ganz offensichtlich hoch interessant. Sie haben, wie ihre Fragen zeigen, auch sehr genau hingeschaut und wollten wissen, was echt und was gespielt war. So erweist sich überraschenderweise auch eine "Theater-Ohrfeige" als echt, denn "weil ihr so nah dran sitzt, geht das nicht anders", erklären die jungen Schauspielerinnen. Und dass das Bett zusammengebrochen ist, das auf der Bühne als Symbol für das Jugendzimmer stand, war ebenfalls echt. Allerdings handelte es sich dabei um eine echte Panne. Ein Schüler wollte wissen, wie man denn Schauspieler wird. Er erfährt, dass das zwar wahnsinnig schwierig ist, weil sich viele bewerben und nur wenige genommen werden. Aber: "Sammel Erfahrungen. Häng dich richtig rein. Geh in eine Theater AG, sing, spiel ein Instrument." www.der-kulturexpress.de

HintergrundDas Tournee-Theater Weimarer Kulturexpress hat sich auf Theater für Jugendliche spezialisiert. Zwei Teams aus jeweils zwei Schauspielern sind bundesweit unterwegs. Man befasst sich mit Problemen wie "Hunger?! Der Killer in mir", oder geht die Pubertät mit "Puppen, Pickel, Pubertät" kabarettistisch an. Auch Unterrichtsstoffe werden aufgegriffen. Etwa "Die Weiße Rose - Die letzte Stunde der Geschwister Scholl". Als Aufführungsorte eignen sich Turnhalle, Aula oder Mensa. Der Eintritt beträgt, bei mindestens 125 Zuschauern, fünf Euro. hof

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