Alte Geschichte in ganz neuem Gewand

Heusweiler. Die Schauspieler der Bohemian Compagny freuen sich schon jetzt auf die Eröffnung ihrer Spielstätte 2011 in St. Ingbert. Für das Köllertal wird das allerdings ein Verlust sein. Denn nur bis dahin ist die Heusweiler Kulturhalle ein fester Termin für die vagabundierende Truppe. Am Wochenende zeigte man dort gleich zweimal Shakespeares Romeo & Julia

Heusweiler. Die Schauspieler der Bohemian Compagny freuen sich schon jetzt auf die Eröffnung ihrer Spielstätte 2011 in St. Ingbert. Für das Köllertal wird das allerdings ein Verlust sein. Denn nur bis dahin ist die Heusweiler Kulturhalle ein fester Termin für die vagabundierende Truppe. Am Wochenende zeigte man dort gleich zweimal Shakespeares Romeo & Julia. Und das war so toll und dreist wie eben nur ein echter Shakespeare sein kann. Regisseurin Sandra Klein hatte sich möglichst ans Original gehalten und sogar selbst einige Passagen aus dem alten Text ins Deutsche übertragen Mit dem Englischlehrer Gerhard Wagner in der Rolle des Romeo hat man auch einen guten Shakespeare-Kenner an Bord. Sehr kraftvoll, quasi in Sturm- und Drangmanier, füllt der seine Rolle aus. Mit Turnschuhen, Tattoos und Tarnhose gibt er den unkonventionell, kreativen und sympathisch aufmüpfigen jungen Mann. Wobei er immer einen Kick vornehmer bleibt als seine Genossen, die auch mal sturzbetrunken von der Bühne torkeln. Kunststudentin Linda Walgenbach, zart, edel, ganz in Weiß und umgeben von einer Familie, deren Outfit sich zwischen Dandytum und Mafioso-Dasein bewegt, bietet einen schönen Gegenpol zu dem kraftstrotzenden Romeo, und so kann man sich gut vorstellen, dass sich die beiden auf den ersten Blick ineinander vergucken. Die bekannte Liebesgeschichte über"Romeo & Julia" zählt zu den meist gespielten Stücken und keine Theatergruppe kommt dran vorbei. Die Bohemian Compagny hatte übrigens mit "Viel Lärm um Nichts" und dem "Sommernachtstraum" schon zweimal zuvor Shakespeare auf dem Spielplan. William Shakespeare hätte die Aufführung in der Heusweiler Kulturhalle sicherlich gefallen, so derb, laut, komisch und tragisch wie es dort zuging. Sehr schön dazu die spartanische Bühnengestaltung. Es gab nur ein Element, eine Art architektonisches Kombi-Möbel das als Treppen, Mauer, Bett, Empore und so weiter diente. Die ganze Bühne war in Weiß gehüllt. Licht in Grün, Gelb, Pink, Blau symbolisierte die wechselnden Stimmungen. Selbstverständlich spielten auch Nuancen in der Beleuchtung, vom Dunkel der Nacht, über die Morgendämmerung, hinein in den hellen Tag - "es war die Nachtigall und nicht die Lerche" - eine tragende Rolle. Das Stück wurde, wie es sich gehört, der Gruppe angepasst. So strich man die Ladies raus, stutzte Shakespeares üppiges Personal auf satte 16 Rollen. Romeos Freund Mercutio wurde zur Frauen- und damit zur Paraderolle für Spielleiterin Sandra Klein. Den Pastor ernannte man zum Professor Lorenzo, der im verblüfften Publikum ein Skript über den roten Fingerhut verteilt. Eine weitere Inszenierungsüberraschung gibt es ganz zum Schluss. Das Stück ist zuschauerfreundlich etwa um eine Stunde kürzer als im Original. Die Bohemian-Fassung kommt mit Pause auf zweieinhalb Stunden.Die Bohemian Compagnie zeigt ihr neues Stück, das Schauspiel "Von Mäusen und Menschen" von John Steinbeck am 17. Oktober, 20.30 Uhr, in der Heusweiler Kulturhalle; KartenreservierungTel. (0 17 53) 49 55 95.www.bohemian-compagny.de

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