Seit vergangenem Jahr, erläuterte Reimann, diskutiert der Ausschuss in Heusweiler über die Einrichtung einer gebundenen Ganztagsgrundschule. Er verschwieg nicht, dass die Angelegenheit sowohl im Ausschuss als auch im Gemeinderat sehr kontrovers gesehen wird. Gegner, erläuterte Reimann, sprächen von einer "staatlichen Zwangsbetreuung", ein klares Argument gegen den Ganztagsbetrieb sei dort auch, "dass es in Heusweiler kein Ghetto gibt und man solch eine Schule dort nicht braucht".

Dafür erntete Reimann sehr viel mehr Applaus als für die Darstellung seiner eigenen Ansicht, dass man eben auch in der Bildung fortschrittlich bleiben müsse und neue Wege zu beschreiten seien. Auch der saarländische Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD), der für den Impulsvortrag zum Thema "Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch eine echte Ganztagsschule" eingeladen war, wurde immer wieder unterbrochen. Selbst die Diskussion im Podium mit Vertretern einer gebundenen Ganztagsschule in Merchweiler kam nicht so richtig in Schwung, da den Zuhörern endlos viele Fragen auf den Nägeln brannten.

"Entspannter Lernen - eine Ganztagsschule für Heusweiler?", unter diesem Motto hatte die SPD Heusweiler zu der Informationsveranstaltung in die Kulturhalle am Markt eingeladen. Commerçon hatte Zahlen aus dem Land mitgebracht. Insgesamt, erläuterte er, gebe es im Saarland bei 300 Schulen gerade mal 29 mit gebundenem Ganztagsbetrieb.

Aber, sagte er, die Nachfrage sei riesig, allein im kommenden Schuljahr werde die aktuelle Schülerzahl von 5400 auf 6500 im gebundenen Ganztag steigen. Auf die gestiegene Nachfrage will er reagieren. Daher, betonte er, werden dort echte Ganztagsschulen eingerichtet, wo es die Schulkonferenzen wünschen, ein "Aufstülpen von oben" bringe nichts. "Doch ich finde es einfach nicht fair, dass Eltern an sehr vielen Standorten keine Wahlmöglichkeit haben, sich für den Halbtag mit FGTS entscheiden müssen", sagte er. Ganz deutlich verwehrte er sich gegen den Vorwurf, die FGTS schlechtreden zu wollen.

Auch hier, erklärte er, habe es einen Anstieg gegeben, von 930 Gruppen bei seinem Amtsantritt auf nun 1100 FGTS-Gruppen. Doch letztlich, das betonte Commerçon immer wieder, gebe es einen Unterschied zwischen den Schulformen. Während die Kinder in der FGTS betreut werden, findet an der gebundenen Ganztagsschule auch am Nachmittag Unterricht statt, der die individuelle Förderung unterstütze.

Das konnten auch Nicole Haubrich, Elternvertreterin der Max-von-der-Grün-Schule in Merchweiler, zugleich Heusweiler Bürgerin, und der dortige stellvertretende Schulleiter Tobias Jungfleisch bestätigen.

Reiner Zimmer, Fraktionssprecher der SPD im Gemeinderat und Landtagskandidat, schilderte aus seiner Sicht den Alltag mit einem Kind in der Halbtagsschule. Und er wünschte sich eine Wahlmöglichkeit für die Eltern, für ihr Kind eine gebundene Ganztagsschule in Betracht zu ziehen.