Wenn Flüchtlinge Fastnacht feiern

Heusweiler · Der Lions Clubs Heusweiler lud ins Jugendzentrum ein. Und der Bürgermeister bastelte mit den Jungen und Mädchen.

 Bei der Fastnachtsparty der Heusweiler Lions bastelte Bürgermeister Thomas Redelberger mit den Kindern. Foto: CiM

Bei der Fastnachtsparty der Heusweiler Lions bastelte Bürgermeister Thomas Redelberger mit den Kindern. Foto: CiM

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"Warte, kannst du schnell ein Foto von uns mit dem Bürgermeister machen, dann werden wir berühmt", sagte die zehn Jahre alte Sham aus Heusweiler. Derweil rannte ihre ein Jahr jüngere Freundin Leen, die ebenfalls in Heusweiler eine neue Heimat gefunden hat, los, um ihren Federschmuck zu holen. Den hatte sie sich kurz zuvor von Lions-Präsident Jürgen Eckert ausgeliehen. Doch Eckert konnte es verschmerzen, schließlich wollten die Mädchen auf dem Foto richtig gut aussehen. Dass sie dabei überaus viel Spaß hatten, zeigten ihr lautes Lachen und ihre fröhlichen Augen. Unbekümmert feierten die beiden Mädchen am vergangenen Sonntagnachmittag im Jugendzentrum Heusweiler ein ganz besonderes Fest. Auf Einladung des Lions Clubs Heusweiler waren sie zusammengekommen, um einen Nachmittag mal wieder zusammen im Kreis der Flüchtlinge zu verbringen. "Es ist für die Flüchtlinge in der Gemeinde manchmal gar nicht so einfach, sich zu treffen. Sie wohnen in den Ortsteilen und sind oft auf das Fahrrad angewiesen", erzählte Jürgen Eckert. Da die Veranstaltung zwei Wochen vor Fastnacht stattfand, war das Motto schnell gefunden. Vor allem bei den Kindern kamen Schminken, Basteln und Malen gut an. Die Älteren belagerten Kicker und Billard, die Erwachsenen saßen zusammen und plauderten. Die 14 Jahre alte Sara hatte sich in einem Löwen verwandelt, ihre kleine Schwester wurde dank der geschickten Hände der ehrenamtlichen Helfer des Lions Club zu einem Blumenmädchen. Einige Helfer, erzähle Eckert, hatten am frühen Nachmittag den Fahrdienst übernommen und sorgten so dafür, dass rund 100 Menschen den Nachmittag ausgelassen verbringen konnten. Mittendrin hatte es sich Heusweilers Bürgermeister Thomas Redelberger (CDU) gemütlich gemacht. "Man muss das auch mal aushalten können, dass man sich in eine Männerrunde setzt und, da alle anderen Arabisch sprechen, kein Wort versteht", erklärte er. Von Berührungsängsten bei ihm keine Spur. Ganz im Gegenteil, überall, wo er hinkam, gab es ein großes Hallo und den damit verbundenen Wunsch nach einem Selfie mit dem Bürgermeister. "Seine Anwesenheit bei unseren Festen wird von den Flüchtlingen als echte Wertschätzung empfunden", wusste Eckert aus Erfahrung. Vor etwa einem Jahr, erzählte er, hat sich aus den Reihen der Lions ein Arbeitskreis Flüchtlinge gegründet. Im vergangenen Jahr gab es ein Frühlingsfest und einen Tag rund ums Fahrrad. "Viele der Flüchtlinge kennt man inzwischen persönlich. Es ist erstaunlich, wie viele von ihnen schon richtig gut Deutsch sprechen", sagte er. Die Sprache, sie stellt für Sham kein Problem mehr dar. Sie buchstabierte gern, was es am Sonntag, ausschließlich von den syrischen Männern zubereitet, zu essen gab: Mlochia - Muskraut, eine Spezialität, die sich auch Redelberger nicht entgehen ließ.

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