"Wir machen kein Museum"

Karlsbrunn. "Mit der Holzpellet-Fabrik könnten wir morgen anfangen", sagt Albert Winzent (Foto: bub) - der nötige Bebauungsplan ist bereits in Kraft

Karlsbrunn. "Mit der Holzpellet-Fabrik könnten wir morgen anfangen", sagt Albert Winzent (Foto: bub) - der nötige Bebauungsplan ist bereits in Kraft. Aber auch wenn Winzent seine Pläne auf dem Karlsbrunner Gelände der früheren Grube Warndt möglichst schnell verwirklichen will, so eilig hat er es doch nicht: "Wir können ja der Pellet-Produktion noch keine Wärme liefern", sagt er, "die Flächen für die Energie-Anlagen stehen noch unter Bergaufsicht." Der Abschluss-Betriebsplan, Voraussetzung für die Entlassung des Gruben-Areals aus der Bergaufsicht, hat daher für Winzent Vorfahrt. Zeitgleich möchte der Unternehmer schon den Bebauungsplan in Angriff nehmen, über den dann der Großrosseler Gemeinderat entscheidet. Normalerweise werde das nacheinander abgewickelt, zuerst Berg-, danach Baurecht, sagt Winzent; doch er hoffe, dass man ihm entgegenkomme und mit parallem Arbeiten die Sache beschleunige - die Beschlüsse könnten ja dennoch in gehöriger Abfolge fallen. Bis April, Mai 2010 würde er diesen Teil des Verfahrens gern über die Bühne bringen. Und sofort Bauplanung, Baugenehmigungen, Baubeginn folgen lassen. Die Bauten auf dem Gelände stehen unter Denkmalschutz, als Ensemble und als Einzeldenkmäler (siehe "Stichwort"). Was das für die Umnutzung bedeutet, erläutert Winzent am Beispiel der Waschkaue. Deren Kleider-Aufbewahrung, berichtet Winzent, sollte nach dem anfänglichen Willen von Denkmalamts-Vertretern erhalten bleiben. "Aber dann hätte ich die Halle vergessen können", für die dort geplante Bioenergie-Anlage nach dem Holzvergaser-Prinzip wäre kein Platz gewesen. "Wir machen ja kein Industriemuseum", betont Winzent, "sondern neue wirtschaftliche Nutzungen." Man habe sich darauf geeinigt, dass die Kaue leergeräumt und nur das - kleinere - Steigerbad original bewahrt wird; für Letzteres habe er eine schriftliche Garantie gegeben. Das Denkmalamt habe auch Zustimmung signalisiert zu baulichen Änderungen: Winzent will Waschkauen-Zugänge zu Hallentoren erweitern. Aber nur auf der Rückseite; die Vorderfront soll dem Denkmalschutz zuliebe unberührt bleiben. Und was geschieht, wo Abrisse Lücken ins Ensemble geschlagen haben? Was wird die Riesenhallen der Kohleaufbereitung ersetzen? Falls dort neu gebaut werde, so der Wunsch der Denkmalpflege, dann in ähnlichem Format wie zuvor, nicht kleinteilig. Kein Problem für Winzent, denn er will dort gar nicht bauen: "Dahin kommt Fotovoltaik." Das biete sich auch deshalb an, weil dieser Teil der Fläche am dichtesten an der Wohnbebauung liege - die Anwohner, betont der Investor, müssten von dort weder Lärm noch Staub fürchten.

StichwortDie Bauten der Tagesanlage Warndt stehen als Ensemble unter Denkmalschutz. Das heißt, ihr Zusammenhang miteinander soll gewahrt bleiben, als Gesamtbild; auf das Innere der Gebäude kommt es bei diesem Schutzstatus nicht an. Aber im konkreten Karlsbrunner Fall sind die Original-Bauten aus den 1960er Jahren zusätzlich als Einzeldenkmäler geschützt. Damit verbieten sich gravierende Eingriffe in die historische Bausubstanz. dd HintergrundAltlasten aus der aktiven Gruben-Zeit seien kein Grund zur Sorge, meint Investor Albert Winzent: "Das ist alles untersucht und weitgehend unkritisch." Nur an einem "Hotspot" im Magazingebäude, der einst als Lager für Öl und Ähnliches gedient habe, seien Sicherheitsvorkehrungen nötig, damit verunreinigtes Erdreich nicht ausgewaschen werde. Ansonsten seien nur schwache Kontaminationen gefunden worden - "und damit habe ich Erfahrung". dd

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