Bio-Energie in großem Stil
Karlsbrunn/St. Wendel. Großer Bahnhof in der Waschkaue der ehemaligen Grube Warndt: Ministerpräsident Peter Müller und sein Umweltminister Stefan Mörsdorf waren da, ebenso Bernd Tönjes, Chef der RAG, und Hans-Peter Noll, Leiter der RAG Montan Immobilien. Dazu Kommunalpolitiker und RAG-Mitarbeiter, Ministerialbeamte und Wirtschafts-Vertreter
Karlsbrunn/St. Wendel. Großer Bahnhof in der Waschkaue der ehemaligen Grube Warndt: Ministerpräsident Peter Müller und sein Umweltminister Stefan Mörsdorf waren da, ebenso Bernd Tönjes, Chef der RAG, und Hans-Peter Noll, Leiter der RAG Montan Immobilien. Dazu Kommunalpolitiker und RAG-Mitarbeiter, Ministerialbeamte und Wirtschafts-Vertreter. Und viele Bürger aus dem Warndt - sie alle wollten, wie Großrosselns Bürgermeister Peter Duchene es formulierte, "Zeitzeugen" sein bei einem für die Region bedeutsamen Ereignis. Gefeiert wurde ein symbolischer erster Spatenstich auf dem Tagesanlagen-Gelände. Nicht der erste (bereits im November 2008 begann die Evonik New Industries GmbH mit dem Bau eines Holzheizkraftwerks). Dafür der bisher wichtigste, der den Weg öffnet zu Investitionen von insgesamt rund 30,5 Millionen Euro. Mit dieser Summe will der St. Wendeler Unternehmer Albert Winzent ein Zentrum für erneuerbare Energien in Karlsbrunn errichten und mindestens 40 neue Arbeitsplätze schaffen. Winzents AW GmbH hat, wie berichtet, jüngst die komplette einstige Bergbau-Fläche - rund 72 Hektar - mitsamt denkmalgeschützten Gebäuden erworben. Das Gelände will er nun neu nutzen. Im Karlsbrunner Feld soll eine Biomasse-Vergärungsanlage entstehen, die nachwachsende Rohstoffe verarbeitet (Kosten: 7,5 Millionen Euro) - Pflanzen also, die eigens zur Energiegewinnung angebaut werden; die nötige Anbaufläche liegt bei 600 Hektar. In der Waschkaue ist eine zweite Biogas-Anlage geplant (sechs Millionen Euro), mit "holzstämmigem" kommunalem Grünschnitt als Futter - Versorgung für ein neu anzusiedelndes Unternehmen aus der Kunststoff-Branche, das einen Standort mit günstiger Energie sucht. Auch die Sonne ist mit dabei: Wo einst Kohlelager war, zwölf Hektar groß, ist eine Fotovoltaik-Anlage (zwölf Millionen Euro) vorgesehen. Und eine Fabrik auf dem Gelände des ehemaligen Magazingebäudes, fünf Millionen Euro teuer, soll jährlich 20 000 Tonnen Holzpellets für umweltfreundliche Öfen herstellen. Der Magazin-Bau selbst wird in kleinere Einheiten aufgegliedert, die auf die Bedürfnisse von Handwerksbetrieben zugeschnitten sind. Und fürs Sozialgebäude der Grube hat Winzent ein Extra-Bonbon vorgesehen: ein Gründerzentrum, das frisch gebackene Firmenchefs ein Jahr lang miet- und heizkostenfrei beherbergt. Meinung
Meilenstein für Warndt-Zukunft
Von SZ-Redakteurin Doris Döpke Recht hatten sie, die Karlsbrunner Festredner, die alle von einem "großen Tag" für die Region sprachen: Das Bioenergie-Zentrum, in das der Unternehmer Albert Winzent die Tagesanlage der früheren Grube Warndt verwandeln will, ist ein zukunftsträchtiges Projekt. Es setzt ein Zeichen für die Wirtschaft im Warndt: Wo einst dessen industrielles Herz schlug, zieht neues Leben ein. Es ist ein ökologisches Signal: Erneuerbare Energien lösen die klimaschädlichen fossilen Brennstoffe ab. Und in den Köpfen ersetzt es Niedergangs-Tristesse durch Aufbruchsstimmung. Doch Winzent selbst hat auch die Grenzen seines Plans benannt: Die Zeiten großer Arbeitsplatzzahlen, sagte er, seien leider vorbei. Für eine gute Zukunft im Warndt tun zusätzliche Impulse Not. RückschauIm Herbst 2004 entstand bei einer Bürgerwerkstatt die Idee, das Karlsbrunner Grubengelände nach Bergbau-Ende für die Erzeugung erneuerbarer Energien zu nutzen.Im Juni 2005 endete der Kohleabbau im Warndt. Bis Ende 2006 waren Förderanlagen demontiert und Schächte verfüllt. Anfang 2007 zog - Startschuss für die neue Energie-Nutzung - der Saarforst-Brennholzhof auf das Gelände. Ende 2007 trug das Landesdenkmalamt die aus den 1960er Jahren stammenden Bergwerksbauten in die Denkmalliste ein. Die Kohleaufbereitung allerdings wurde abgerissen. Im Juni 2008 verabschiedete der Großrosseler Gemeinderat den Bebauungsplan für ein Bioenergiezentrum. Im November 2008 begann der Bau eines Holz-Heizkraftwerks. Im Juli 2009 hat der St. Wendeler Unternehmer Albert Winzent die Tagesanlage Warndt erworben, 72 Hektar Fläche samt aufstehenden Bauten. Zwei Jahre zähen Verhandelns waren vorausgegangen. dd