Rat setzt auf den Schmelz-Campus

St Ingbert · Der St. Ingberter Stadtrat hat gestern Abend erneut über ein Schülerforschungs- und Technikzentrum auf der Alten Schmelz beraten. Die Stadt will sich um Fördergeld aus dem Topf „Städtebaulicher Denkmalschutz“ bewerben. Die Chancen dafür stünden gut, hieß es seitens der Verwaltung.

 Auf der Alten Schmelz, hier das ehemalige „Konsum“ (rechts) und die Möllerhalle, soll ein Mint-Campus entstehen. Foto: Jung

Auf der Alten Schmelz, hier das ehemalige „Konsum“ (rechts) und die Möllerhalle, soll ein Mint-Campus entstehen. Foto: Jung

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Schülerforschungs- und Technologiezentrum - der Titel ist ein Wortungeheuer. Mint-Campus klingt da wesentlich griffiger. Gemeint ist aber letztlich das gleiche: Auf dem Areal der Alten Schmelz sollen junge Menschen außerhalb des schulischen Rahmens Lust bekommen aufs Tüfteln und Forschen, auf die sogenannten Mint-Fächer, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Die Verwirklichung eines solchen Zentrums rückt näher. Der St. Ingberter Stadtrat hat sich gestern Abend erneut mit dem Thema beschäftigt und die Verwaltung beauftragt, beim Land Geld aus dem Förderprogramm "Städtebaulicher Denkmalschutz" einzuwerben.

Baudirektor Martin Ruck erläuterte, das Innenministerium habe bei einer Besprechung eine Aufnahme in Aussicht gestellt. Dafür muss die Stadt eine Vorleistung bringen, nämlich ein Gutachten in Auftrag geben. Kostenpunkt: 40 000 Euro. Die Summe wird über Geld für Gutachten gestemmt, die in diesem Jahr nicht mehr gemacht werden. Die Ratsfraktionen stimmten dem in ungewohnter Einmütigkeit zu.

Zuvor hatten mehrere Redner eine Lanze für den Schmelz-Campus gebrochen. Ruck griff das Modewort Synergie auf und sagte: "Ich kenne kein Projekt, das den Begriff so verdient hat wie dieses." Für einen Mint-Campus biete sich kein Ensemble besser an als die Alte Schmelz, einst Keimzelle der Stadtentwicklung. Universitätsprofessor Rolf Hempelmann erläuterte: "Der Begriff Mint-Campus ist momentan in aller Munde." Grund dafür sei der zunehmende Fachkräftemangel. Mit einem Freizeitangebot im Bereich Forschung und Technik könne man junge Menschen erreichen. Er sagte zudem, Ende Januar werde ein Trägerverein für den Schmelz-Campus aus der Taufe gehoben. Alfons Blug, Vorsitzender der "Initiative Alte Schmelz", betonte, das Projekt dürfe nicht als reine Elitenförderung missverstanden werden. Auch der im handwerklichen Bereich Interessierte solle auf der Alten Schmelz einen Treffpunkt finden. Positiv äußerte sich auch Gerhard Mörsch, Baudezernent des Kreises: Mit dem Mint-Campus entwickele sich der ursprüngliche Gedanke des Schülerlabores weiter. Der Kreis trage dies mit.

Die Chancen, in St. Ingbert einen außerschulischen Lern- und Tüftel-Campus auf dem industriegeschichtlich bedeutsamen Gelände anzusiedeln, steigen mit dem einhelligen Ratsvotum an. Die Schmelz-Initiative hatte über Jahre diese Idee verfolgt. 2012 schien alles bereits auf einem guten Weg. OB Wagners Amtsvorgänger Georg Jung unterzeichnete mit verschiedenen Partnern - Universität, Saarpfalz-Kreis, Festo-Lernzentrum und auch Firmen wie Saarstahl und Preisfalk - eine Absichtserklärung.

Doch in diesem Jahr war plötzlich Sand im Getriebe. Während der Kreis seine Anschubfinanzierung zusicherte, verschwand der städtische Teil aus dem im Sommer verabschiedeten Haushalt. Ein Überraschungsbündnis setzte andere Prioritäten. Und auch der St. Ingberter Ortsvorsteher Ulli Meyer schaltete sich in die Diskussion ein, stellte den Standort zur Debatte. Das scheint vom Tisch. Der Schmelz-Campus soll seinen Anfang im ehemaligen Laborgebäude nehmen. Die Kosten werden auf 2,3 Millionen Euro geschätzt.

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