Zollfahnder sind einem groß angelegten internationalen Handel mit Dopingmitteln auf die Spur gekommen. In den vergangenen Monaten sind rund 365 000 Tabletten und etwa 160 000 Ampullen mit den illegalen Substanzen am größten deutschen Flughafen in Frankfurt und bei Durchsuchungen in der Region Saarland/Rheinland-Pfalz/Hessen sichergestellt wurden. Den gesamten Umfang der in diesem internationalen Netz gehandelten Substanzen schätzen die Ermittler auf elf Tonnen. "Durch den Verkauf dieser Menge hätten sich mehrere Millionen Euro erzielen lassen", sagte Hans-Jürgen Schmidt, Sprecher des Zollfahndungsamtes. Rund zwei Tonnen vor allem anaboler Steroide wurden bereits in Dänemark und Großbritannien sichergestellt. Den Tätern drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis. Zwei Männer aus dem Rhein-Main-Gebiet seien vorübergehend festgenommen worden, doch der Haftbefehl gegen einen der beiden wurde gegen Auflagen außer Kraft gesetzt. Gegen mehrere andere Verdächtige werde noch ermittelt.

Am Internationalen Postzentrum am Frankfurter Flughafen würden täglich gepolsterte Umschläge mit gefälschten Potenzpillen entdeckt. Beschlagnahmt werden häufig auch Rohstoffe, aus denen Dopingmittel in deutschen Untergrundlaboren hergestellt werden. "In den letzten Jahren haben wir zahlreiche Untergrundlabore ausgehoben", sagte Schmidt. So etwa kürzlich in St. Ingbert in der Wohnung eines 31-Jährigen.

Die Zahl der Ermittlungsverfahren wegen der Einfuhr verbotener Arznei- und Dopingmittel ist in den vergangenen drei Jahren deutlich gestiegen. Rund 250 Kilo illegale Doping-Wirkstoffe haben die Zollfahnder 2014 in Deutschland insgesamt sichergestellt. 2013 waren es 126 Kilo und 2012 rund 73 Kilo. Die Dopingmittel seien vor allem in der Kraftsport- und Bodybuilderszene gefragt, die Nebenwirkungen jedoch erheblich, warnte Schmidt. Von schweren Schädigungen der inneren Organe - insbesondere der Leber -, des Herzkreislaufsystems, Hautausschläge (Doping-Akne) reichen sie bis zu Depressionen und Potenzstörungen. Daher würden häufig gefälschte Potenzmittel zusammen mit illegalen Dopingsubstanzen gehandelt. "Mit der extremen Zufuhr durch Testosteron stellt der Körper seine eigene Produktion um. Das führt dazu, dass die Hoden verkümmern", sagte Schmidt. "Die Potenzmittel werden oft in Fernost unter unhygienischen Bedingungen von Kindern illegal hergestellt." Eine einzelne Tablette könne ein Vielfaches der regulären Menge des Wirkstoffs enthalten und damit zu schweren akuten Herzkreislaufproblemen führen.